Kolles droht Millionenzahlung

Colin Kolles leitete bereits die Geschicke von Jordan, Midland, Spyker, Force India und HRT
© getty

Die Bewerbung des früheren Formel-1-Teamchef Colin Kolles um einen Startplatz für die Saison 2015 könnte ein früher Rückschlag ereilen. Aktuell läuft ein Gerichtsverfahren gegen seinen Rennstall Kodewa. Sein ehemaliger Designer Stephane Chosse erhebt gegen das Team insgesamt Ansprüche in Höhe von mehr als 2,2 Millionen Euro.

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Beide Parteien stehen am Freitag in Nürnberg vor Gericht. Chosse hatte mit seinen Firmen ADESS und SCE Solutions für Kolles' Langstreckenprojekt das Auto konstruiert, das 2013 unter dem Namen Lotus unter anderem beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans eingesetzt wurde. Schon zuvor arbeiteten Beide für den HRT-Rennstall zusammen, dessen Teamchef Kolles war.

"Herr Kolles hat beide Firmen beauftragt. Die ADESS fordert von ihm knapp 1,8 Millionen Euro und die SCE Solutions mehr als 400.000 Euro", erklärt Chosse' Anwalt Horst Becker gegenüber SPOX. Während der höhere Betrag durch die Entwicklung des Autos anfiel, sei der geringere durch Windkanaltests, -modelle und einige Teile für die Wagen entstanden.

"SCE braucht das Geld"

Bei der Verhandlung am Freitag geht es vorerst nur um die Forderung in Höhe von über 400.000 Euro, die Klage der Adess AG steht noch aus. "SCE braucht das Geld", sagt der Rechtsanwalt, der seit Donnerstag auch noch für ein anderes Unternehmen tätig ist, das erhebliche Forderungen gegen die Kodewa erhebt.

Zuletzt hatten gleich mehrere Medien übereinstimmend berichtet, dass Kolles sich mit seinem Rennstall um einen Startplatz für die Formel 1 bewirbt. Der Automobilweltverband FIA will bis Ende Februar 2014 bekanntgeben, wer die Startplätze des früheren HRT-Teams bekommt. Auch NASCAR-Teambesitzer Gene Haas hat sich beworben. Gerüchten zufolge könnten sogar zwei neue Teams starten.

Der im rumänischen Timisoara geborene Deutsche, der gemeinsam mit seiner Mutter eine Zahnarztpraxis in Ingolstadt betreibt, äußerte sich auf Anfrage von SPOX weder zu den Vorwürfen noch zu möglichen Auswirkungen auf die Bewerbung für die Formel 1. Ob es am Freitag schon zu einem Urteil kommt, ist zudem unklar. Die mündliche Verhandlung könnte vertagt werden, sofern das Gericht weitere Zeugen befragen will oder die Informationslage noch nicht ausreichend ist.

Teile in Le Mans konfisziert

Ursprünglich startete der Streit zwischen beiden Parteien bereits 2013 in Le Mans. Die französische Justiz beschlagnahmte Teile der von Kodewa eingesetzten Lotus-Praga. "Eigentlich sollten die gesamten Autos konfisziert werden. Sie waren aber nicht zusammengebaut", sagt Becker.

Später wurden die Teile wieder herausgegeben. "Kodewa hat behauptet, dass sie nicht mehr der Eigentümer ist, sondern der tschechische Autobauer, der unter dem Namen Praga bekannt ist", sagt Becker. Das Unternehmen war mit Kolles' Firma eine Kooperation eingegangen und hatte die Autos von Kolles' Firma gekauft, sie aber direkt wieder ohne ausdrückliche Vergütung zur Verfügung gestellt.

Die Richterin folgte der Argumentation, Kolles' kündigte in einer Mitteilung anschließend eine Strafanzeige an. Chosse habe dem Gericht gefälschte Rechnungen vorgelegt. Vor dem Landgericht München erwirkte der französische Ingenieur wegen Verstößen gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb eine einstweilige Verfügung gegen die Behauptungen.

Der Renn-Kalender 2014