"Formel 1 auf der Intensivstation"

SID
Todt fordert eine Lösung des Problems
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Der Automobil-Weltverband FIA hat angesichts der finanziellen Probleme in der Formel 1 Alarm geschlagen und die Durchsetzung einer Budgetobergrenze als überlebenswichtig bezeichnet. Zudem verteidigte FIA-Präsident Jean Todt das auch von Weltmeister Sebastian Vettel scharf kritisierte Downsizing in der Königsklasse, den Wechsel von V8-Saugmotoren zu verbrauchsärmeren Sechszylinder-Hybridmotoren mit Turbolader.

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"Die Formel 1 liegt auf der Intensivstation", sagte Todt der "Welt am Sonntag" in Bezug auf die wirtschaftliche Schieflage zahlreicher Rennställe: "Ich habe Angst, dass wir Teams verlieren. Viele schreien um Hilfe. Unser Job ist es, diese Hilfeschreie zu hören."

Ein Großteil der Teams in der Formel 1 arbeitet nicht kostendeckend. Um angesichts der Überlegenheit der Branchenführer Red Bull, Mercedes und Ferrari annähernd konkurrenzfähig zu bleiben, gehen sie über ihre finanzielle Belastungsgrenze hinaus. "Die Teams kommen zu mir und zu Bernie Ecclestone und flehen uns an, endlich die Budgetgrenze einzuführen", sagte der 68-Jährige.

Bislang scheiterte die Durchsetzung des Plans immer wieder am Veto der großen Teams, derzeit laufen Gespräche für ein Modell ab 2015. "Bis Ende Juni muss eine Lösung für dieses Problem her, die Zeit drängt", sagte Todt.

Eine Begrenzung der Ausgaben müsse zudem nicht allein zu Lasten des Rennbetriebs ausfallen. "Muss jedes Team für 19 Rennen zwischen 300 und 800 Mitarbeiter vor Ort haben? Natürlich nicht", sagte der Franzose und kritisierte auch die derzeitige Notwendigkeit des Pay-Driver-Modells bei vielen Teams: "Niemand kann eine Formel 1 wollen, in der die Hälfte der Fahrer bezahlen muss, um dabei zu sein. Niemand."

"Formel 1 muss aufwachen"

Die Regeländerung hin zu einer starken Gewichtung der Elektromotoren sei zudem alternativlos gewesen. "Die Formel 1 muss aufwachen: Umweltverschmutzung, Finanzkrise, schwindende Ressourcen - das sind Probleme, die sich nicht leugnen lassen. Wenn die Formel 1 die Königsklasse des Motorsports bleiben will, muss sie sich verändern", sagte Todt: "Die ganze Welt ist im Wandel, warum sollte da die Formel 1 außen vor bleiben. Diese Saison markiert den ersten Schritt auf einem langen Weg."

Vor allem Vettel hatte die neuen, leiseren Motoren immer wieder kritisiert, zudem stellte die massive Reglementänderung viele Teams auch am Rennwochenende des zweiten WM-Laufs in Malaysia vor erhebliche technische Probleme.

"Natürlich gab es einige Schwierigkeiten beim Auftakt. Das finde ich normal. Glauben Sie mir: Im Laufe der Saison wird sich das regeln", sagte Todt: "Trotzdem ist der Weltmeister so unvorhersehbar wie lange nicht mehr - das finde ich gut."

Die Dominanz von Vettels Red-Bull-Team nach vier WM-Titeln in Folge ist vorerst gebrochen. Derzeit arbeitet der Rennstall daran, den Rückstand auf Mercedes zu verringern. Auch dank der großen finanziellen Möglichkeiten des Getränkekonzerns tut er dies aussichtsreich.

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