Sebastian Vettels Rennstall Red Bull Racing hat nach seinem enttäuschenden Formel-1-Saisonstart auch am grünen Tisch eine Schlappe einstecken müssen.
In der Benzin-Affäre um zu hohen Spritverbrauch bestätigte das Berufungsgericht des Automobil-Weltverbandes FIA am Dienstag in Paris die Disqualifikation von Vettels Teamkollegen Daniel Ricciardo, der Australier ist seinen zweiten Platz beim Saisonauftakt in Australien damit endgültig los.
Das Weltmeister-Team akzeptierte das Urteil in einer ersten Stellungnahme. "Wir sind natürlich enttäuscht. Wir hätten die Disqualifikation nicht angefochten, wenn wir nicht gedacht hätten, dass unsere Argumente stark sind", hieß es in dem Statement weiter.
Richter Harry Duijm aus den Niederlanden war der Argumentation von Red Bull nicht gefolgt, wonach die Messungen der FIA bezüglich der Benzin-Durchflussmenge fehlerhaft gewesen seien und das Team daher zu Recht auf eigene Erhebungen zurückgegriffen habe. Die komplette Urteilsbegründung wurde erst für das Ende der Woche angekündigt.
"...dann haben wir Anarchie"
Ricciardo war beim Saisonstart zunächst auf Platz zwei gefahren, später aber aus der Wertung genommen worden. Denn die offiziellen Messungen der FIA hatten ergeben, dass bei Ricciardo in 53 von 58 Runden die seit diesem Jahr maximal erlaubte Benzin-Durchflussmenge von 100 Kilogramm pro Stunde überschritten wurde.
Red Bull hatte in Melbourne statt auf den fehleranfälligen Einheitssensor der FIA auf eigene Messungen vertraut und auch mehrfache Aufforderungen der Rennleitung zur Senkung des Spritverbrauchs missachtet.
Ein Freispruch für Ricciardo war allerdings nicht sonderlich wahrscheinlich gewesen, denn für das neue Reglement hätte dieser eine ungewisse Tragweite entwickelt. "Wenn jeder nach eigenem Gutdünken misst, weil er vielleicht der Ansicht ist, die offizielle Messung sei nicht richtig, dann haben wir Anarchie", sagte etwa FIA-Anwalt Sebastien Bernard zu diesem Thema.
Mercedes forderte Sperre
Bemerkenswert aggressiv ging zudem Konkurrent Mercedes vor, der einen eigenen Anwalt an den Pariser Place de la Concorde geschickt hatte und gar eine noch härtere Strafe forderte. "Wir sind, bei allem Respekt, besorgt. Red Bull hat die Regeln so schamlos und bewusst missachtet, dass sie es wieder tun könnten", sagte Anwalt Paul Harris. Die effektivste Weise, dies zu verhindern, sei eine Sperre auf Bewährung.
Das Gericht sah nun jedoch von einer Verschärfung ab. Damit behält Kevin Magnussen (Dänemark/McLaren) seinen zweiten Platz von Melbourne vor seinem Teamkollegen Jenson Button (England), Mercedes-Pilot Nico Rosberg (Wiesbaden) hatte in Australien gewonnen. Ricciardo bleibt nach der FIA-Entscheidung mit zwölf Punkten Zehnter des WM-Klassements.
Daniel Ricciardo im Steckbrief