"Der zweite Startplatz ist nicht weit vom Optimum entfernt. Wenn ich morgen gut starte, dann bin ich vorne. Es ist immer noch alles drin. Ich sehe das Positive und gebe mein Bestes. Heute Abend arbeite ich mit den Ingenieuren und morgen greife ich wieder an", sagte Rosberg nach dem Qualifying.
Allerdings bietet sich auch danach noch eine große Chance. Rosberg setzte sich nach den enttäuschenden Resultaten am Freitag mit seinen Ingenieuren zusammen, wertete die Daten aus und dominierte Hamilton: Am Samstag war er mit Ausnahme von Q3 dauerhaft der schnellere Silberpfeil-Pilot.
Rosberg-Pace zwingt Hamilton zu Änderungen
"Ich habe im Vergleich zu Nico im Verlauf des Wochenendes etwas an Tempo verloren", gab Hamilton zu. Er war gezwungen, Änderungen am Setup vorzunehmen, die nun sein Rennen belasten könnten. "Die Temperaturen werden hoch sein, die Strecke ist hart zu den Reifen. Wenn Lewis und Nico vorne wegfahren, dann kommt es darauf an, wer von beiden besser mit den Reifen umgeht", erklärte Aufsichtsratschef Niki Lauda.
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Halten Hamiltons Slicks, könnte das Erlöschen der Startampel wirklich der einzige Moment sein, in dem Rosberg seinem Kumpel am Sonntag gefährlich werden kann. Schon bei den Longrun-Tests am Freitag bewies der Engländer seine Topform und nahm dem Deutschen mehrere Zehntelsekunden pro Runde ab. Der Vorsprung Rosbergs auf Daniel Ricciardo im Red Bull war kleiner als der Rückstand auf Hamilton.
Wolff: Hartes Racing ist unsere Philosophie
"Wir wollen, dass sich Bahrain bei jedem Rennen wiederholt! Das bedeutet viele graue Haare für uns, aber so wollen wir Motorsport betreiben", machte Motorsportdirektor Toto Wolff seinen Piloten Druck: "Hartes Racing ist die Philosophie, bei der wir bleiben, aber gleichzeitig im Kopf behalten, dass das Team an erster Stelle steht."
Ein Kampf wie beim dritten Saisonrennen ist am Sonntag aber nahezu unmöglich. Dafür ist der Circuit de Barcelona-Catalunya, wie die 4,655 km lange Strecke seit diesem Jahr offiziell heißt, nicht geeignet. Zu viele aufeinanderfolgende, meist schnelle Kurven bieten kaum Möglichkeit zum Ausbremsen und Überholen. Stattdessen werden die Reifen durch die verwirbelte Luft des Vordermannes zu stark belastet.
Das dürfte vor allem für Sebastian Vettel zum Problem werden. "Ich bin top erholt für morgen", scherzte der Weltmeister, nachdem er in Q3 seinen RB10 mit einem Getriebeschaden abstellen musste. Jetzt startet er nur von Platz 15 und bräuchte eine phänomenale Aufholjagd für ein gutes Ergebnis.
"Aus Fahrersicht kann ich nicht viel machen. Gestern und heute waren es Dinge, die nicht in meiner Hand liegen. Das ist natürlich bitter", haderte Vettel, der das Pech mit der Technik offenbar von Mark Webber geerbt hat: "Das ist Mist, aber daran kann man nichts machen. Man würde sich wünschen, dass man sich gedreht hätte. Dann wüsste man wenigstens, woran es lag."
Mercedes' Vorsprung ist noch größer
Statt wie geplant in Barcelona zu Mercedes aufzuschließen oder zumindest den Rückstand beträchtlich zu verringern, ist der Abstand noch größer geworden. "Die harte Arbeit des Teams und der Entwicklungsschritt an diesem Wochenende begeistern mich total. Ich habe eine solche Performance in einem Auto noch nie erlebt", lobte Hamilton seinen Rennstall.
Fast schon ausgelassen wirkt die Stimmung beim Team aus Brackley. "Ich bin nicht der Typ für Wetten. Ich hole lieber einen Doppelsieg und gebe mein Geld für ein schönes, kühles Bier aus", lachte Toto Wolff, während der Frust bei Red Bull wächst.
"Eine Sekunde ist viel zu viel"
"Einen Rückstand von einer Sekunde pro Runde kann man kaum über Strategie wettmachen", erklärte der drittplatzierte Daniel Ricciardo: "Eine Sekunde ist viel zu viel." Auch am Sonntag strahlt das Weltmeisterteam keine Gefahr aus, sofern die Silberpfeile keine technischen Probleme bekommen. Stattdessen droht Gefahr von hinten.
Der Schuldige ist schnell gefunden. "Renault war nicht so gut vorbereitet wie die Mitbewerber ", erklärte Teamchef Christian Horner bei "Sky Sports F1" und nahm seine Mitarbeiter in Schutz: "Unser Chassis ist gut, das sieht man doch. Es ist einfach so, dass Renault zu spät mit der Entwicklung begonnen hat. So einfach ist das."
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So einfach ist die Rechnung aber nicht mehr. Das bestätigt Ricciardo. "Wenn ich mir die Top-Speed-Messungen anschaue, denke ich, dass wir näher dran sind als in den Rennen zuvor", sagte der 24-Jährige: "Etwas näher könnten wir tatsächlich gekommen sein. Ich denke, Renault hat da einen ganz guten Job gemacht. Etwas Fortschritt ist spürbar."
Bottas attackiert das Podium
Allerdings droht ihm Gefahr: Williams, Lotus, Ferrari und McLaren lauern, Red Bull einzuholen. "Es wird ein enges Rennen hinter den Mercedes", kündigte der viertplatzierte Valtteri Bottas an: "Wir haben nach dem 3. Training noch einige Änderungen am Setup gemacht. Alles hat funktioniert, im Rennen wird es aber noch besser."
Entscheidend wird dabei die Strategie. Zwei oder drei Stopps stehen zur Auswahl. Die Berechnungen zeigen, dass beide Strategien fast gleich schnell sind. Auch hier liegen die Trümpfe übrigens bei Hamilton. Er sparte in Q1 als einziger Fahrer im gesamten Feld einen Satz der weicheren, schnelleren und weniger rutschenden Medium-Slicks auf.
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