Gribowsky: "Die Karotte geschnappt"

SID
Gerhard Gribowsky soll Bestechungsgelder von Bernie Ecclestone angenommen haben
© getty

Kronzeuge und Ex-BayernLB-Vorrstand Gerhard Gribkowsky hat im Münchner Korruptionsprozess gegen Bernie Ecclestone den Formel-1-Boss weiter schwer belastet.

Cookie-Einstellungen

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gerät im Korruptionsprozess weiter unter Druck. Am 4. Verhandlungstag vor dem Landgericht in München konkretisierte Hauptbelastungszeuge Gerhard Gribkowsky seine Vorwürfe. Irgendwann habe er sich "die Karotte geschnappt", die Ecclestone ihm hingehalten habe, gab Gribkowsky zu Protokoll.

Der frühere Vorstand der BayernLB ging am zweiten Tag seiner Befragung durch den Vorsitzenden Richter Peter Noll ins Detail. Bei einem angeblichen Bestechungsversuch habe Ecclestone ihm bereits im Jahr 2005 in Singapur 80 Millionen Dollar angeboten. "Die Vereinbarung war: Er kümmert sich um den Verkauf, ich stelle mich nicht quer", sagte Gribkowsky am zweiten Tag seiner Vernehmung.

"Ich bezeichne das als testen der Wassertemperatur", sagte Gribkowsky. Eccelstone habe demnach prüfen wollen, ob "er überhaupt empfänglich ist, und wo seine Schmerzgrenze liegt". Das Geld lehnte Gribkowsky jedoch nach eigenen Angaben ab: "Für mich kam diese dubiose Konstellation nicht in Frage."

Bestechung oder Erpressung?

Ecclestone hatte Gribkowsky ein Jahr später im Zuge des Verkaufs von Formel-1-Anteilen der BayernLB an den britischen Investor CVC 44 Millionen US-Dollar (32,5 Millionen Euro) gezahlt. Gribkowsky war wegen der Annahme des Geldes bereits zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Ecclestone behauptet nun, er sei von Gribkowsky erpresst worden. Die Anklage geht von Bestechung aus.

Während der Verhandlung stützte Ecclestone seinen Kopf wie gewohnt auf die rechte Hand. Der 83-Jährige lauschte den Ausführungen seiner Dolmetscherin, im Publikum sah seine Frau Fabiana Flosi dem Prozess zu.

Anders als am ersten Tag der Befragung am Freitag, ging Gribkowsky dagegen ab und an sogar in die Offensive. Es gehe ihm um "Aufklärungshilfe und Schadenswiedergutmachung".

Gribkowsky entschuldigte sich für Erinnerungslücken in Vorgängen, die "teilweise acht oder zehn Jahre zurückliegen", - und erntete sogar Verständnis des bisher kritischen Richters Noll: "Der Zeuge ist nicht zur Allwissenheit verpflichtet, er soll nur sein Gehirn anstrengen."

Ecclestone-Biograph soll aussagen

Das tat Gribkowsky, auch wenn ihm die Verteidigung vorwarf, dem Gericht eine weitere Version aufzutischen. Es sei mühsam und schwer, sich mit der eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen, sagte Gribkowksy.

Diese "Vergangenheit" rekonstruiert sich so: Der Banker ließ sich mit Ecclestone auf einen Deal ein, kassierte und sicherte mit dem Verkauf der Rechte an Investor CVC Ecclestones Vormachtstellung in der Königsklasse des Motorsports. "Diese Rolle ist sein Leben", sagte Gribkowsky, "natürlich wollte er sie behalten".

Der Prozess gegen Bernie Ecclestone wird am Mittwoch (9.30 Uhr) am Landgericht München fortgesetzt. Neben "Kronzeuge" Gribkowsky soll auch Ecclestone-Biograph Tom Bower aussagen. Bis Mitte September sind zunächst 26 Verhandlungstage angesetzt. Ecclestone drohen bis zu zehn Jahren Haft.

Alle Infos zur Formel-1-WM

Artikel und Videos zum Thema