Der englische WM-Zweite, der bisher in jeder Ungarn-Quali schneller als sein jeweiliger Teamkollege war, musste seinen Boliden aufgrund eines Benzin-Lecks schon im ersten Qualifying-Abschnitt mit brennendem Motor abstellen und qualifizierte sich somit nur für die letzte Startreihe. Hinter ihm wäre nur Pastor Maldonado im Lotus, weil er im 3. Freien Training der langsamere der beiden Fahrer ohne Rundenzeit im Qualifying war.
UPDATE Später kamen noch schlechtere Nachrichten. "So ziemlich alles bis auf die Vorderradaufhängung" sei verbrannt, erklärte Technikchef Paddy Lowe und kündigte einen Start aus der Boxengasse an, um das Auto zu reparieren: "Es würde zu lange dauern, um es nach Öffnung des Parc Fermé bis zum Rennstart zu reparieren. Wir müssen das Auto aus dem Parc fermé holen und von Grund auf neu aufbauen, wenn wir rechtzeitig fertig werden wollen."
"Irgendetwas stimmte mit den Bremsen nicht. Ich musste ein paar Einstellungen verändern, dann starb auf Höhe der Boxeneinfahrt plötzlich der Motor ab", beschrieb Hamilton die Situation bei "Sky Sports F1": "Als ich in den Spiegel schaute, sah ich schon das Feuer. Hinten brannte es, aber ich habe gehofft, die Box noch irgendwie erreichen zu können. Doch dann gab mir das Team die Anweisung, das Auto abzustellen."
Hamilton fürchtet Strafen
Bei "RTL" gab der 29-Jährige sich zumindest kämpferisch, kurz bevor er den Hungaroring noch vor Ende der Qualifikation verließ: "Ich werde versuchen, morgen so viel wie möglich gutzumachen. Aber es ist die Strecke, wo es am schwierigsten zu überholen ist. Wahrscheinlich müssen wir den Motor wechseln und ich werde später in der Saison noch einmal eine Zehn-Startplätze-Strafe kriegen."
Das Ergebnis des Qualifyings in der Übersicht
Nachdem Hamilton seinen Mercedes mit Flammen und Rauch am Heck notgedrungen in der Boxeneinfahrt geparkt hatte, löschten Streckenposten das Fahrzeug umgehend. Während er kopfschüttelnd zur Box schlich, stellte Mercedes den Grund für den Brand fest: Es war eine defekte Benzinleitung.
Ferrari blamiert sich schon wieder
Er war nicht der einzige Weltmeister, der schon nach 18 Minuten Feierabend hatte: Ferrari schickte Kimi Räikkönen nicht mehr zu einem zweiten Stint auf die Strecke. Jules Bianchi verdrängte ihn mit seinem Marussia im letzten Moment von Rang 16 auf 17. Der 34-Jährige schied damit zum ersten Mal seit seinem Comeback-Wochenende beim Australien-GP 2012 schon in Q1 aus.
Während Teamchef Marco Mattiacci anschließend einen Kommentar verweigerte, ließ sein Pilot seinem Frust freien Lauf. "Der Plan war, mehr Runden zu drehen", sagte Räikkönen: "Das Team hat gesagt, dass es reichen sollte. Ich habe mehrfach gefragt, ob sie sich 100 Prozent sicher sind. Das Resultat kann man sehen."
Von dem Pech der Ex-Weltmeister profitierte vor allem Nico Hülkenberg, der gerade noch in die ersten fünf Startreihen rutschte: Der Emmericher stellte seinen Force India auf Platz neun, nachdem Kevin Magnussen die Zeitenjagd der Top 10 mit einem Crash zu Beginn von Q3 unterbrochen hatte. Der McLaren-Pilot verlor bei nasser Strecke nach einem kurzen Regenschauer die Kontrolle über sein Auto und flog in Turn 1 ab. Die Rote Flagge musste geschwenkt werden.
UpdateFür den Dänen hat der Crash wahrscheinlich Konsequenzen. "Ich glaube, dass das Chassis und das Getriebe gewechselt werden müssen", erklärte Teamchef Eric Boullier, noch bevor die Mechaniker die Diagnose endgültig bestätigten: "Das bedeutet einen Start aus der Boxengasse."
Rosberg: "Die letzte Runde war perfekt"
Die Unterbrechung kam besonders Rosberg gelegen. Er war als Erster aus der Box gefahren, hatte sich aber ebenfalls vor der ersten Kurve verbremst. Durch den Abbruch konnte kein anderer Pilot seinen Fehler ausnutzen. Danach wurde die Strecke wieder trockener und er spulte routiniert sein Programm ab.
"Der erste Platz ist echt cool. Die letzte Runde musste sitzen, sie war echt perfekt. Darüber bin ich sehr glücklich", sagte Rosberg nach seiner sechsten Pole in der Saison 2014: "Natürlich ist es sehr schade für meinen Teamkollegen. Ich habe mehr Freude, wenn ich ihn auf der Strecke schlage. Das nimmt einem ein bisschen die Freude."
Der WM-Leader war erst im letzten Moment in 1:22,715 Minuten die Bestzeit gefahren, fast hätte Vettel ihm den besten Startplatz weggeschnappt. "Du bist P1. Du bist P1. Rosberg hat zwei Sektorbestzeiten", funkte Renningenieur Guillaume Rocquelin bis Rosberg die Ziellinie passierte: "Okay. Sorry, Kumpel. Du bist auf P2."
Vettel: "Lücke zu Mercedes ist immer noch da"
Trotz des verpassten Coups zeigte sich Vettel, der bisher noch nie in Budapest gewonnen hat, mit dem Resultat zufrieden. "Die Strecke liegt uns und ich glaube, dass wir etwas näher herangekommen sind an diesem Wochenende", sagte der Vierfachweltmeister: "Der zweite Platz war für uns allerdings auch das Optimum, denn die Lücke zu Mercedes ist immer noch da."
Hinter den beiden Deutschen und Bottas stellte Daniel Ricciardo den zweiten Red Bull auf Rang vier. Fernando Alonso wurde im Ferrari Fünfter vor seinem Ex-Teamkollegen Felipe Massa im zweiten Williams, Jenson Button (7.) und Jean-Eric Vergne (8.) komplettierten die Top 10. Adrian Sutil wurde im Sauber guter Zwölfter.