Rosberg habe nach dem Unfall mit Stallrivale Lewis Hamilton "die Verantwortung für die Berührung" beim Großen Preis von Belgien übernommen und sich "für seine Fehleinschätzung" entschuldigt, hieß es in einer Mitteilung der Silberpfeile am Freitag - "das Team sprach als Folge des Zwischenfalls angemessene Disziplinarmaßnahmen aus."
Damit rief das Werksteam vor dem kommenden Rennen in Monza den Burgfrieden aus - und Rosberg geht als klarer Verlierer hervor.
Via Facebook wandte er sich nach dem Meeting mit Motorsportchef Toto Wolff, dem Technischen Direktor Paddy Lowe und Hamilton auch direkt an die Öffentlichkeit. Dabei blieb er seiner bisherigen Linie der Deeskalation treu.
Rosberg äußert Bedauern
"In den Tagen seit dem Großen Preis von Belgien habe ich viel Zeit damit verbracht, um darüber nachzudenken, was geschehen ist", schrieb der 29-Jährige: "Ich habe bereits mein Bedauern über den Zwischenfall zum Ausdruck gebracht. Nachdem ich mich heute mit Toto, Paddy und Lewis getroffen habe, möchte ich einen Schritt weitergehen und den Vorfall als eine Fehleinschätzung meinerseits bezeichnen."
Der WM-Spitzenreiter hatte sich schon im Laufe der Saison beinahe penetrant um Fair Play bemüht, auf und neben der Strecke.
Zahlreichen provokativen Interviews seines Konkurrenten wich er stets aus, auf der Strecke zog er gegen Hamilton im Sinne des Teams im Zweifel häufig zurück - nach der ersten Berührung auf der Strecke steht er nun alleine im Mittelpunkt der Kritik.
Auch Teamaufsichtsrat Niki Lauda und Wolff hatten sich gleich nach dem Rennen in der Schuldfrage überraschend deutlich auf Rosberg festgelegt.
"Sowas passiert im Motorsport"
Hamilton goss zudem Öl ins Feuer, indem er englischen Journalisten Interna aus dem Teammeeting mitteilte: Rosberg habe den Unfall absichtlich nicht verhindert.
Nach dem zweifellos riskanten Überholmanöver des Deutschen hatte Hamilton das Rennen vorzeitig beenden müssen, Rosberg baute als Zweiter seine WM-Führung auf 29 Punkte aus.
In der Bewertung gingen die Meinungen allerdings weit auseinander, zahlreiche Experten schlugen sich auch auf Rosbergs Seite, bewerteten den Vorfall als Rennunfall.
"Solche Sachen passieren im Motorsport", sagte etwa der frühere Formel-1-Pilot Christian Danner dem "SID": "Wir reden hier von der Formel-1-Weltmeisterschaft. Die bewerfen sich doch nicht mit Gummibärchen, um zu gewinnen."
Mercedes verzichtet auf Teamorder
Von einer Bestrafung hielt der 56-Jährige zudem nichts. "Das Kind ist längst in den Brunnen gefallen. Das lässt sich nicht mehr disziplinieren", sagte Danner: "Der Schaden jeder Maßnahme ist immer größer, als wenn man sie einfach weiterfahren lässt."
Mercedes entschied sich nun dennoch für eine Sanktion, Details nach dem Meeting im englischen Brackley wurden nicht genannt.
Es sei klargestellt worden, "dass ein weiterer solcher Zwischenfall nicht toleriert wird. Die Fahrer dürfen für den Rest der Saison weiter frei gegeneinander fahren. Lewis und Nico akzeptieren die oberste Maxime des Teams: Die Fahrzeuge dürfen sich nicht berühren."
Ansonsten hoffen die Silberpfeile auf Ruhe im Stall-Duell. Lauda hatte schon vor dem Meeting im Gespräch mit der "Bild"-Zeitung darauf gedrängt, "dass sich die Hitzköpfe in dieser Woche abkühlen müssen. Sie sollen einfach still sein. Jedes Wort würde beim anderen wieder eine Überreaktion auslösen." Eine Vorgabe, an die sich zumindest Rosberg schon das gesamte Jahr gehalten hatte.
Der aktuelle WM-Stand