Es ist die Zeit der Silly Season. Die Phase innerhalb einer Formel-1-Saison, in der traditionell die wildesten Gerüchte aus dem Boden schießen. Vielleicht auch deswegen wurde der Tweet von Adam Parr nach dem Großen Preis von Italien nicht wirklich ernst genommen.
Der ehemalige Williams-Geschäftsführer offenbarte auf Twitter, dass ab der Saison 2015 nur noch acht statt elf Teams an den Start gehen werden, wobei einige von ihnen drei Autos einsetzen dürfen.
"Ich denke, er ist ein bisschen provokant", versuchte McLaren-Renndirektor Eric Boullier damals, der Sache nicht zu viel Aufmerksamkeit beizumessen. Doch nun scheint es, als würde die Königsklasse tatsächlich vor einer Revolution stehen.
"Lieber drei Ferraris"
Vor dem Rennwochenende in Singapur sprach Bernie Ecclestone schließlich genau darüber mit den Vertretern der Teams. "Nach den nächsten zwei oder drei Grands Prix wissen wir, in welche Richtung es gehen wird. Es gab immer die Überlegung, dass ein paar Teams mit drei Autos an den Start gehen könnten, wenn wir insgesamt weniger Teams haben", wird der Formel-1-Boss von der britischen Tageszeitung "The Guardian" zitiert.
Doch damit nicht genug. "Ich denke, wir sollten auf jeden Fall diesen Weg einschlagen, ganz egal, was passiert. Seien wir mal ehrlich: Ich würde lieber drei Ferraris sehen, oder drei Wagen einer anderen Top-Marke, als Autos, die die ganze Zeit nur hinterherfahren."
Dass Ecclestone, der offenbar ein Feld von insgesamt 24 Autos im Sinn hat, derart nach vorne prescht, mag für den einen oder anderen überraschend kommen. Allerdings ist der mittlerweile 83-Jährige auch in der Vergangenheit nicht unbedingt ein Verfechter der ruhigen Worte gewesen.
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Finanzielle Probleme
Und zudem weiß auch Ecclestone, dass bis auf die großen Namen (Ferrari, McLaren, Mercedes, Red Bull) alle Teams mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Die Situation der beiden kleinsten Nummern im Feld, Marussia und Caterham, ist bereits weitreichend bekannt.
Doch auch Sauber und Lotus scheinen mehr oder weniger am Abgrund zu stehen. Noch will Ecclestone den kleinen Teams allerdings nicht ihrem Schicksal überlassen: "Ich bin schon ziemlich lange dabei - manche sagen vielleicht zu lange - und weiß, wie das Geschäft läuft. Es wird immer Leute geben, die hinten stehen."
"Nicht die DNA unseres Sports"
Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn gab sich kämpferisch: "Wir erleben gerade die schlimmste Saison unserer Geschichte, und trotzdem sind wir schon mehr als 21 Jahre in der Formel 1. Wir wurden in dieser Zeit oft gefragt, ob wir im nächsten Jahr noch in der Startaufstellung stehen werden, und wir haben immer gesagt: Nun, wir werden da sein. Und so beantworte ich diese Frage auch jetzt: Wir werden da sein."
Unterstützung erhalten die neben Sauber angezählten Teams wie Caterham und Marussia auch von ihren Konkurrenten. "Ich denke, wir wollen eine gesunde Startaufstellung mit zehn Teams, die jeweils zwei Autos haben. Keine vier Teams mit drei Autos", sagte Claire Williams vom gleichnamigen Traditionsteam: "Das ist nicht die DNA unseres Sports."
Kritik von Button
Im Fahrerfeld stoßen die Gedankenspiele des Chefs indes nicht unbedingt auf positive Resonanz. "Drei Autos bedeuten viel Arbeit. Und was passiert eigentlich, wenn ein Team dominiert? Dann kann es passieren, dass auf dem Podium nur Fahrer eines Teams stehen. Das kann für den Sport nicht gut sein", so Jenson Button
Laut des Ex-Weltmeisters habe es immer schwächere Teams gegeben. "Das war doch schon immer so. Die Kleinen gegen die Großen. Und das ist auch gut so. Natürlich wäre es schön, wenn es den Teams besser gehen würde und sie konkurrenzfähiger wären. Aber das ist kaum realistisch."
So bleibt dem Champion von 2009 genauso wie den Fans vor den TV-Geräten nur eines übrig: Abwarten, was Ecclestone und Co. in einigen Wochen bekanntgeben. Dass eine solche Entscheidung allerdings nicht für immer sein muss, zeigt das Beispiel der doppelte Punktevergabe beim letzten Rennen in Abu Dhabi. Ecclestone kündigte bereits an, dass es im nächsten Jahr dazu wohl nicht mehr kommen werde. Fortsetzung folgt...
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