Neue Erkenntnisse im Bianchi-Drama: Jules Bianchis schwerer Unfall beim Japan-GP 2014, der am 17. Juli letztlich das Leben des Franzosen forderte, hat die Sicherheitsdebatte in der Königsklasse wieder aufflammen lassen. Inzwischen sickerten neue technische Details zu den Untersuchungen durch: Wie die Auto Motor und Sport vermeldet, prallte Bianchis Marussia mit 126 Stundenkilometern auf den Bergekran, dabei erfuhr das Auto eine Verzögerung von 58,8 G.
Das ist an sich kein Spitzenwert, doch Unfallforscher Andy Mellor erklärte: "Das Problem lag darin, dass der Marussia zum Teil unter den Vorbau des Krans tauchte und dabei von oben gegen den Boden gedrückt wurde. Das wirkte wie eine Bremse mit einer abrupten Verzögerung. Und genau in diesem Prozess fand der Kontakt zwischen Helm und Kran statt. Wir hatten solch einen Verlauf vorher noch nie gesehen." Daher war offenbar auch die Kraftwirkung auf Bianchi deutlich höher als bislang angenommen.
Zunächst wiesen die G-Sensoren in den Ohrenstöpseln eine Verzögerung von 92 G nach, doch die Sensoren waren offenbar im entscheidenden Augenblick verrutscht. Neuen Berechnungen zufolge wurde der Kopf tatsächlich mit 254 G verzögert. "Es ist so, als hätte man das Auto aus 48 Meter Höhe auf den Boden fallen lassen. Ohne Knautschzone", veranschaulichte Mellor. Damit bleibt die Frage, wie die Formel 1 reagieren und die Sicherheit verbessern kann.
Ein Dach hätte ersten Einschätzungen zufolge wenig bewirkt, Mellor fügte hinzu: "In diesem Fall geht es um die primäre Sicherheit. Sutils Auto war von der Strecke abgekommen. Es ist zunächst Aufgabe der Streckenposten, das zu sichern und zu entfernen, und dann die der Rennleitung darauf zu reagieren. Die Streckenposten werden entweder durch doppelt geschwenkte gelbe Flaggen oder ein Safety-Car geschützt." Ein virtuelles Safety Car könnte künftig zusätzlich eingeführt werden, um Unfälle mit Verletzungsfolgen weiter zu minimieren.
Mercedes führte Benimmregeln ein: Das interne Mercedes-Stallduell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton schien im Vorjahr spätestens dann zu eskalieren, als Rosberg seinem Teamkollegen beim Belgien-GP während eines Überholungsversuchs den Hinterreifen aufgeschlitzt hatte. Das sah offenbar auch Mercedes so und intervenierte - offenbar mit einem ausführlichen internen Regelkatalog.
"Es gibt bei Mercedes ein Papier, das beide unterschreiben mussten", bestätigte Rosberg im Blick. Darin soll vorgegeben sein, wie sich beide etwa beim Start, bei Überholmanövern oder in anderen heiklen Situationen verhalten sollen. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erklärte lediglich: "Wir erwarten nicht von ihnen, dass sie nett zueinander sind, oder dass sie den Medien eine Freundschaft vorspielen. Wir bitten sie aber, respektvoll miteinander umzugehen und die Einsatzregeln zu befolgen."
Pirelli und Michelin bestehen ersten Test: Das Reifen-Ausrüster-Duell geht in die nächste Runde: Pirelli und Michelin haben beide die Technik- sowie Sicherheitsbedingungen der FIA erfüllt und dürfen somit jetzt F1-Boss Bernie Ecclestone ihre Angebote unterbreiten. Ecclestone darf dann seinen bevorzugten F1-Ausrüster auswählen und den der FIA vorschlagen. Der FIA-Welt-Motorsportrat hat schließlich das letzte Wort, ehe Ecclestone die finalen Details aushandeln darf.
McLaren plädiert für GP2-Team-Kundenautos:Wie McLaren-Renndirektor Eric Boullier bestätigte, unterstützt der Rennstall die Idee, GP2-Teams mit Kundenautos eine Chance in der Königsklasse zu gewähren. "Wir mögen die Idee, dass ein GP2-Team, etwa ART, kommen und zwei McLarens kaufen oder mieten könnte. Sie könnten direkt mithalten, ohne all die Investitionen", erklärte Boullier gegenüber F1 Racing. ART Grand Prix arbeitet mit McLaren und Honda zusammen.
Das, so Boullier, würde "die Show mit einem Schlag besser machen und beispielsweise unseren beiden jungen McLaren-Fahrern die Chance geben, etwas zu erreichen. Eines der Probleme heutzutage sind die nötigen Ausgaben, um kompetitiv zu sein. Mit dieser Lösung würde man mehr wettbewerbsfähige Autos auf die Strecke bekommen." Vor allem die kleineren Teams wehren sich aber gegen die Einführung der Kundenautos.
Sauber hält Ericsson und Nasr: Sauber hat seine Kaderplanungen frühzeitig abgeschlossen. Auch in der kommenden Saison baut Sauber auf Marcus Ericsson und Felipe Nasr, das verkündete das Team am Donnerstag. Zuvor war spekuliert worden, ob Ferrari-Nachwuchsfahrer Raffaele Marciello womöglich vom Testfahrer aufsteigen und einen der beiden Piloten ersetzen könnte.
"Wir haben volles Vertrauen in die Talente und Fähigkeiten von Marcus und Felipe. Sie zeigen solide Leistungen, sammeln Erfahrungen und lernen schnell dazu. Beide bereiten uns viel Freude und sorgen im Team für einen positiven Schub. Trotz ihres jungen Alters arbeiten sie sehr professionell - nicht nur auf der Strecke, sondern auch abseits", zitiert Formel1.de Teamchefin Monisha Kaltenborn.
Ferrari: "Räikkönen so schnell wie Vettel": Die Gerüchte über die bevorstehende Trennung zwischen Ferrari und Kimi Räikkönen häuften sich in den vergangenen Wochen. Doch geht es nach Scuderia-Technikchef James Allison könnte Ferrari weiter auf den Finnen bauen - sofern er die Fehler abstellt.
"Was den Speed angeht, gibt es keinen Unterschied zwischen ihm und Sebastian" erklärte Allison der Autosprint mit Blick auf Räikkönens Teamkollege Sebastian Vettel: "Der Unterschied ist, dass Sebastian nie - oder fast nie - Fehler macht. Dieses Jahr haben wir überhaupt erst in Bahrain gesehen, dass er Fehler machen kann. Aber abgesehen von diesem Wochenende hat er praktisch keine Fehler gemacht."
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