Denn eines, auch das stellt Rosberg im Gespräch mit dem SID klar, habe sich leider überhaupt nicht geändert: "Die Enttäuschungen im Sport bleiben richtig harte Momente", das war früher so, und das hat sich auch für den 30 Jahre alten Familienvater nicht geändert.
An einem der bittersten Rückschläge der vergangenen Monate hat der Rennfahrer Rosberg seit vergangenem Sonntag zu knabbern. Motorschaden in Monza, Mercedes-Stallrivale Lewis Hamilton gewinnt, und der Rückstand im WM-Duell wächst auf 53 Punkte - selbst dem stets so positiven Rosberg fällt es mittlerweile schwer, Optimismus zu verbreiten.
"Aufgeben gehört nicht zu meinem Wortschatz"
"'Aufgeben' gehört nicht zu meinem Wortschatz", sagt er zwar, ein typischer Rosberg-Satz ist das, aber er räumt eben auch ein: "Es ist auf jeden Fall unwahrscheinlicher geworden, Monza war ein großer Rückschlag. Es war der Zeitpunkt, an dem ich die Lücke hätte schließen müssen, und stattdessen gab es die größte Punktniederlage in diesem Jahr."
Hoffnung gebe der Blick auf den Kalender, sagt er, "es sind noch sieben Rennen, es gibt noch 175 Punkte. Ich brauche eigentlich nur ein Rennen, dann kann wieder alles offen sein. Anschlusstreffer nennt man das im Fußball, den muss ich jetzt erzielen."
Aber das ist eben erst mal nur graue Theorie. Denn wie viel 53 Punkte in dieser Phase der Saison wirklich sind, lässt sich vor dem nächsten Rennen in Singapur (20. September) schnell durchrechnen. Hamilton könnte sich zwei komplette Nullrunden leisten und wäre in jedem Fall noch immer vorne. Und Rosberg könnte jedes Rennen bis zum Saisonende gewinnen, mit sieben zweiten Plätzen wäre Hamilton auch dann Weltmeister.
Hamilton scheint zu stark
Der Ausnahmepilot aus England wird damit wohl erneut zwischen Nico Rosberg und seinem ersten WM-Titel stehen. So war es 2014, und es ist gut vorstellbar, dass sich auch in der Zukunft wenig ändert. Hamilton scheint einfach zu stark - und könnte angesichts der langfristigen Verträge derjenige bleiben, der Rosberg die Krönung seiner beachtlichen Karriere verwehrt.
An der teaminternen Gleichberechtigung, die Mercedes eifrig in den Fokus stellt, soll sich allerdings auch im Falle des nächsten WM-Triumphs für Hamilton nichts ändern, sagt Rosberg: "Wir haben oft genug bewiesen, dass wir freie Fahrt haben, dass wir die gleichen Chancen bekommen. Das ist wichtig, und das wird immer so bleiben, weil es die Message ist, die Mercedes rüberbringen will."
Das wäre zumindest eine Grundlage, und das Werksteam mit dem Stern wird auch auf Sicht der Rennstall bleiben, den es zu schlagen gilt. Wenig verwunderlich daher, dass sich Rosberg auch in fünf Jahren noch als Silberpfeil-Fahrer sieht, "das wäre cool", sagt er und zählt sich mit 30 Jahren ohnehin noch längst nicht an: "Michael (Schumacher, die Red.) war 43, als er aufgehört hat, da habe ich also noch ein paar Jahre." Und jede Menge Zeit, um Hamilton vielleicht doch irgendwann zu knacken.
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