Die Angst vor dem Unwetter

Von Alexander Maack
Der Circuit of the Americas in Austin ist eine echte Berg- und Talbahn
© getty

Beim vierten Gastspiel der Formel 1 in Austin (alle Sessions im LIVETICKER) ist plötzlich alles anders. Zwar kennen die Ingenieure mittlerweile die Anforderungen des für Auto und Fahrer anspruchsvollen Circuit of the Americas, allerdings sind statt sengender Hitze und texanischer Trockenheit beim Großen Preis der USA plötzlich Unwetter angesagt.

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Streckendaten:

Name: Circuit of the Americas (COTA)

Ort: Austin/Texas

Länge: 5,513 Kilometer

Runden: 56

Renndistanz: 308,405 Kilometer

Kurven: 9 Rechtskurven, 11 Linkskurven

Darauf kommt es an:

Aus Ingenieurssicht sind zwei Dinge extrem wichtig: der Benzinverbrauch und der Verschleiß der Bremsen. Beide sind auf der von Hermann Tilke konzipierten Berg- und Talbahn mit künstlich aufgeschütteten Hügeln außerordentlich hoch.

Austin ist das Best-Of-Album des Formel-1-Kalenders. Der COTA vereint das aggressive Silverstone-Kurvengeschlängel im ersten Sektor mit einer langen Monza-Geraden im zweiten und einem engen Abschnitt ähnlich dem Motodrom in Hockenheim. Daher ist beim Setup ein Kompromiss gefragt. Allerdings kosten die 20 Kurven zu viel Zeit, wenn sie mit zu wenig Flügel durchfahren werden.

Die Fahrer freuen sich unisono. Neben der Abwechslung spielen dabei auch die an Istanbul erinnernden Turns 16-18, die wie eine flüssige Kurve durchfahren werden, und die Bergaufpassage nach Start-Ziel eine wichtige Rolle. Die 41 Meter hohe Wand mit 15 Prozent Steigung macht das Anbremsen extrem schwer, weil der Scheitelpunkt nicht einsehbar ist.

Zusammen mit der vorangegangenen DRS-Zone bietet sich in Turn 1 daher eine ideale Überholmöglichkeit. Auf der einen Kilometer langen Gegengeraden hat die FIA den zweiten Abschnitt zum Flachstellen des Flügels positioniert. Allerdings ist Austin bei den Fahrern gerade deshalb beliebt, weil sich mit kluger Positionierung auch an anderen Stellen die Chance zum Überholen bietet.

Spannend wird sein, wie sich Red Bull und Toro Rosso schlagen. Renault bringt die verbesserte Powerunit mit, bei der elf der zwölf verfügbaren Entwicklungs-Token genutzt wurden, um die Leistung des Verbrennungsmotor zu steigern. Ob die neuen Antriebseinheiten überhaupt eingesetzt werden, ist bisher unklar: Der Einbau würde Strafversetzungen nach sich ziehen.

Reifen:

Soft und Medium. Dieselben Mischungen wie beim Austin-Rennen 2014. Bei beiden Rennen zuvor gab es die härtesten Slicks der Range. So wurde im Vorjahr aus dem eindeutigen Ein-Stopp-Rennen ein Grand Prix mit zwei Boxenstopps. Strategisch optimal werden sie in den Runden 16 und 33 eingeplant. Undercuts und ein Herauszögern der Stopps für späte Überholmanöver sind allerdings gerade in Austin sehr beliebt. Der von Pirelli prognostizierte Unterschied zwischen beiden Mischungen beträgt nur 0,8 Sekunden pro Runde.

OPTA-Fakten zum Rennen:

  • Alexander Rossi ist der erste US-Amerikaner seit Scott Speed, der auf heimischem Boden in ein Formel-1-Wochenende startet. Speed fuhr beim Indianapolis-Abschied in der Saison 2007 für Toro Rosso, als Sebastian Vettel mit BMW sein Debüt feierte. Red Bull ersetzte Speed kurz darauf durch den jungen Deutschen. Rossi ist der 152. US-Amerikaner der an einem Weltmeisterschaftslauf der Formel 1 teilnimmt, allerding nur der 48. Grand-Prix-Teilnehmer. Die fehlenden 104 Fahrer gingen bei den Indianapolis 500 an den Start, das zwischen 1950 und 1960 zur Formel-1-WM zählte.
  • Sauber nimmt in Austin zum 400. Mal an einem Formel-1-Wochenende teil. Die Schweizer starteten erstmals beim Saisonauftakt 1993 in Südafrika. Peter Saubers Team war aus der Langstreckenweltmeisterschaft aufgestiegen, wo es die Werksfahrzeuge von Mercedes betreute. Die Stuttgarter wollten so ihr Formel-1-Engagement vorbereiten, zogen jedoch kurzfristig den Stecker, sodass Sauber den Einstieg allein wagte. 1 Sieg, 26 Podien, 1 Pole Position, 5 schnellste Rennrunden und 808 Punkte fuhr die Hinwil-Mannschaft seitdem ein.
  • 1959, 1970, 1974, 1977, 1981 und 1982 fiel die Entscheidung in der Fahrer-WM in den USA. Das könnte auch 2015 der Fall sein. Gewinnt Lewis Hamilton, während Nico Rosberg Zweiter und Sebastian Vettel Dritter werden, was in dieser Saison viermal vorkam, ist der dritte Titel in trockenen Tüchern. Das würde Gelichstand mit Sir Jackie Stewart bedeuten. Hamilton wäre zudem der erste Brite der Formel-1-Geschichte überhaupt, der seinen Titel verteidigt. Ironie des Schicksals: Der letzte Pilot, der seine WM in den USA eintütete, war Keke Rosberg.
  • Mercedes steht nach der Titelverteidigung bei den Herstellern vor den nächsten erfreulichen Marken. In den USA können die Silberpfeile den 25. Doppelsieg einfahren. Zudem wäre die Bestzeit im Qualifying die 50. Pole Position als Hersteller in der Formel 1. Steht der zweite Fahrer der Stuttgarter auf Platz 2, wäre es das 30. Mal, dass die Silberpfeile die erste Startreihe komplett okkupieren.
  • Für den wahrscheinlichen Fall, dass McLaren in Austin an diesem Wochenende nicht gewinnt, hat das Team auf Woking seine längste sieglose Serie überboten. Aktuell sind es 53 Rennen ohne GP-Erfolg.

Statistik:

Sieger 2014: Lewis Hamilton (Mercedes), 1:40:04,785 Stunden

Pole Position 2014: Nico Rosberg (Mercedes), 1:36,067 Minuten

Schnellste Rennrunde 2014: Sebastian Vettel (Red Bull), 1:41,379 Minuten

Rundenrekord: Sebastian Vettel (Red Bull, 2012), 1:39,347 Minuten

Rekordsieger: Lewis Hamilton (2012, 2014) - 2

Wetter-Prognose:

Freitag: Schauer, 23 Grad, 80 Prozent Regenrisiko

Samstag: Regen, 21 Grad, 85 Prozent Regenrisiko

Sonntag: Schauer, 20 Grad, 60 Prozent Regenrisiko

Zeitplan:

Freitag, 17 Uhr: 1. Training

Freitag 21 Uhr: 2. Training

Samstag, 17 Uhr: 3. Training

Samstag, 20 Uhr: Qualifying

Sonntag, 21 Uhr: Rennen (Achtung! Zeitumstellung)

Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM

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