Denn keine 24 Stunden später trat Carlos Sainz jr. grinsend vor die Weltpresse, erzählte im Blitzlichtgewitter von seinen Erlebnissen, und rollte in seinem reparierten Toro Rosso wenig später in die Startaufstellung beim Großen Preis von Russland in Sotschi. Es war ein fast unglaubliches Happy End angesichts der Bilder, die sich am Vortag eingebrannt hatten.
"Das war ein beängstigender Anblick", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Das Auto von Sainz hatte sich derart unter die speziellen TecPro-Barrieren gebohrt, dass jeglicher Kontakt zu ihm abriss, für 20 Minuten war der Sohn von Rallye-Legende Carlos Sainz wie lebendig begraben. Eine neue Sicherheitsdebatte war die Folge.
Auch Sebastian Vettel gab den zahlreichen Kritikern eine Stimme. "Es war schockierend zu sehen, dass er so tief in der Bande steckte", sagte der Ferrari-Pilot: "Der Sinn der Barriere ist nicht, dass sie auf deinem Auto liegt, darüber müssen wir uns Gedanken machen."
Unfall am Samstag
Sainz hatte im freien Training am Samstagmorgen an einem der schnellsten Abschnitte die Kontrolle verloren und war anschließend mit hoher Geschwindigkeit in die ausgepolsterten Banden gerast. Diese "verschluckten" ihn, und da zudem der Funk ausfiel, war sein Zustand zunächst völlig unklar. Es begannen bange Minuten des Wartens.
Ein Jahr nach dem verheerenden Unfall des mittlerweile verstorbenen Jules Bianchi wurden schlimme Erinnerungen wach, im Fahrerlager herrschte Stille, Wiederholungen des Unfalls strahlte die Renn-Regie aufgrund des ungewissen Zustands vorerst nicht aus. Vergleichbar mit Bianchis Unfall war der Crash letztlich allerdings nicht.
Einmal befreit, reckte Sainz den Daumen in die Luft, für Untersuchungen wurde er ins Krankenhaus gebracht, dass er aber schon am späten Abend wieder verließ. Überhaupt nahm er den Unfall ziemlich gelassen.
Neue Sicherheitsmaßnahmen?
Schon im Krankenbett am Samstagmittag hatte Sainz sich einen Fernseher bringen lassen, um das Qualifying zu verfolgen, wenig später berichtete er via Twitter von Plänen, "wie ich die Ärzte davon überzeuge, mich fahren zu lassen". Die Zeit allein im Auto sei zudem nicht kritisch gewesen. "Ich war zu jeder Zeit bei Bewusstsein. Ich habe versucht, mit dem Team zu kommunizieren", sagte Sainz.
Nicht immer muss es allerdings so glimpflich enden. Und hätte Sainz schnelle Hilfe benötigt, wäre dies angesichts der aufwendigen Bergung nicht möglich gewesen. Mercedes-Sportchef Wolff schlug daher gleich vor, die eigentlich sehr angesehenen TecPro-Barrieren zukünftig in den Boden einzulassen. Damit könnte verhindert werden, dass ein einschlagendes Auto sie anhebt.
Vielleicht wird auch Sainz' Unfall damit letztlich für Sicherheits-Fortschritte sorgen. Den Spanier selbst hatte er ja ohnehin nicht sonderlich mitgenommen.
Der WM-Stand der Formel 1