"Hamilton kann tickende Bombe sein"

Von SID/SPOX
Lewis Hamilton wird von Gerhard Berger kritisiert
© getty

Der frühere Formel-1-Fahrer Gerhard Berger hat Ferrari-Boss Sergio Marchionne ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und Anfängerfehler kritisiert. Auch Weltmeister Lewis Hamilton kam nur bedingt gut weg, bei den Titelchancen von Sebastian Vettel mit der Scuderia legte sich der Österreicher nicht fest.

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"Er macht in der Formel 1 typische Newcomer-Fehler", sagte Berger, früher selbst Ferrari-Pilot, im Gespräch mit der Bild am Sonntag: "Man muss einem Vettel nicht sagen, dass er gewinnen soll. Das weiß der schon selbst."

Der 63-jährige Italo-Kanadier Marchionne gehöre "zu den erfolgreichen Geschäftsleuten, die glauben, sie können in der Formel 1 einen Businessplan wie in ihrem Unternehmen aufstellen", kritisierte Berger: "Sie merken aber schnell, wie unberechenbar die Formel 1 ist und dass die Roadmap der Formel 1 anders funktioniert."

Marchionne hatte sich in den vergangenen Wochen öffentlich als Chefkritiker des Formel-1-Teams positioniert und Siege eingefordert. Berger wünscht sich, dass das Team diese Forderung schon bald in die Tat umsetzen kann: "In meinem Herzen schlägt immer noch Ferrari, und daher hoffe ich, dass sie bald wieder an großartige Erfolge anknüpfen."

Kritik für Hamilton

Auch der aktuelle Weltmeister Hamilton sorgt bei Berger für Stirnrunzeln. "Die Formel 1 braucht solche Paradiesvögel. Es gibt heute viel zu wenige davon. Früher gab's einen Eddie Jordan, einen Flavio Briatore, einen James Hunt. Lewis ist ein First-Class-Paradiesvogel", sagte Berger über den Briten, brachte jedoch auch die Kehrseite ins Spiel: "Er kann aber auch eine tickende Bombe sein."

"Wenn man hört, wie oft der zwischen zwei Rennen zwischen Amerika und Europa hin und her jettet, dann schmunzelt man darüber", führte Berger weiter aus. "Wenn man aber weiß, wie viel Aufwand und Energie von über 1000 Leuten in der Vorbereitung eines Rennwochenendes steckt, und dann bangen muss, ob die Party bei schon vorbei ist und sein Flieger rechtzeitig zum Rennen landet, kann das fürs Team ein ungutes Gefühl sein."

Für die perfekte Balance im Team, und die sei bei Mercedes vorhanden, habe der Rennstall deshalb Rosberg, so Berger.

"Der ist genau anders herum gestrickt. Absolut verlässlich, sportlich gleich gut. Von dem wissen sie, dass er beim Meeting da ist und ihnen sagt, was beim Auto verändert werden muss. Auf der anderen Seite muss man ihm aber auch zugute halten, dass er trotz diesem Lebenswandel im Auto sensationelle Leistungen bringt", erklärte der 56-Jährige, der aktuell mit Mercedes einen neuen Vertrag für seinen Schützling Rosberg aushandelt.

"Es gibt dort immer viel Druck von oben"

Im Rennen um die Meisterschaft will Berger Ferrari zudem nicht abschreiben. Bei der Frage, ob Vettel überhaupt einen Titel mit der Scuderia gewinnen werde, wollte sich der Österreicher allerdings nicht festlegen. "Das weiß man nicht in der Formel 1. Es kann schnell gehen, es kann nie passieren. Ich kann ein Lied davon singen", sagte Berger.

"Ich war viele Jahre bei Ferrari und genau in der gleichen Situation wie jetzt Vettel. Manchmal habe ich gewonnen, meistens aber nicht. Es gibt dort immer viel Druck von oben. Jean Todt war derjenige, der sich eine Mannschaft um Michael Schumacher geschaffen hatte, mit Rory Byrne und Ross Brawn, der den Druck von oben nach unten abgeschirmt hat und damit diese sehr erfolgreiche Zeit eingeläutet hatte. Mir kommt es vor, Ferrari ist in einem Stadium, wie es bei mir auch war: Sympathische italienische Konfusion", so Berger weiter.

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