BRICS ist die Vereinigung aufstrebender Volkswirtschaften bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Next Eleven? Der von vom Goldman-Sachs-Chefvolkswirt im Dezember 2005 eingeführte Begriff für die Nachfolger der BRICS-Entwicklung: Ägypten, Bangladesch, Indonesien, Iran, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Philippinen, Südkorea, Türkei und Vietnam.
"Die nächste Milliarde von Konsumenten kommt nicht aus den USA oder Westeuropa. Sie kommt aus Asien, Lateinamerika und Afrika", sagt Sorrell: "Die Formel 1 folgt unserer Strategie: schnell wachsende Märkte, Daten, Technologie. Diese drei Dinge hat die Formel 1."
Die erste Expansion ist bereits abgeschlossen
Dass Sorrell die Formel 1 seit Jahren berät, wird beim Blick auf die Entwicklung des Kalenders deutlich. Beim Blick auf die Listen fällt auf, dass die letzte Expansionswelle einige dieser Staaten beinhaltete: Russland, Indien, China, Mexiko, Südkorea und die Türkei haben ihren Weg in den Kalender gefunden.
Die Türkei, Indien und Südkorea sind mittlerweile wieder verschwunden. Aus Sorrells Sicht ist gerade der Rückzug aus Indien ein Fehler. Eine Rückkehr ist denkbar, schließlich ist der Vertrag nur ausgesetzt. Und er geht weiter: "Wieso nicht nach Indonesien gucken? Binnen 25 Jahren wird es nach Indien und China das drittbevölkerungsreichste Land. Dann könnte man über Vietnam nachdenken und ab einem bestimmten Punkt über Nigeria. Und dann wendet man sich nach Südamerika: Argentinien, Kolumbien, Peru. Wahrscheinlich werden nicht alle ein F1-Rennen bekommen, aber sie denken definitiv darüber nach." Die Partner der Formel 1 seien daran sehr interessiert.
Genau wie an den USA. Auch dort hat Sorrell einen Plan: drei Grands Prix. "Einen an der Ostküste, einen an der Westküste und vielleicht ein Stadtrennen in Detroit. Das ist immer noch die Automobil-Hauptstadt der USA. Wenn man vier Wochen in den USA bleibt, kann man sicher drei Rennen fahren, mindestens zwei."
Der Plan die Formel 1 nach Las Vegas zu bringen, in die Stadt, die wie keine andere für Unterhaltung steht, würde die Westküste besetzen. Der Traum von New York scheiterte zuletzt aufgrund der Finanzierung, scheint aber weiterhin aktuell. Der aktuelle US-GP in Austin ist nach den Subventionsproblemen der jungen Vergangenheit nicht in Stein gemeißelt.
Ein Formel-1-Kalender mit 30 Rennen
Zusammengerechnet wünscht sich Sorrell mindestens fünf neue Events für die Formel 1. Würden es alle von ihm genannten Länder in den Kalender schaffen, wären es sogar sieben. Und dabei sind der Nahe Osten mit dem hochgradig interessierten Emirat Katar nicht mal einberechnet.
Eine Saison mit 30 Rennen? Unvorstellbar. Die Teams warnen seit der Aufstockung auf 21 Läufe zur Saison 2016, das sei das Maximum.
Weitere Läufe würden einen logistischen Kraftakt bedeuten. Das Formel-1-Jahr würde selbst bei Verringerung der Sommerpause auf zwei Wochen und ausschließlicher Austragung von je zwei Rennen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden von Mitte Februar bis zur Weihnachtswoche dauern. Dazu kommen zwei Wochen für Wintertestfahrten, wobei zuvor neue Autos produziert und zusammen geschraubt werden müssen.
Mit anderen Worten: Die Formel 1 würde zu Weihnachten die Saison beenden und Mitte Januar schon wieder beginnen. Zwei Wochen im Sommer und zwei im Winter reichen allerdings nicht als Erholungsphase für die Crews. Sämtliche Teams müssten deutlich mehr Personal beschäftigen.
2017 steht die nächste Veränderung an
Schon für 2017 steht der nächste Entwicklungsschritt im Rahmen der F1-Expansion bevor. "Es können 22 Rennen werden oder auch nur 18", sagte Ecclestone unlängst und stellte klar: "Ein oder zwei Länder werden wohl wegfallen. Und neue Länder aus anderen Teilen der Welt kommen, nicht aus Europa. Die Formel 1 ist schließlich keine Europa-, sondern eine Weltmeisterschaft."
Deutschland wird wohl abermals zu den Verlierern gehören, sofern Baden-Württemberg oder Mercedes dem Hockenheimring nicht mit einer Finanzspritze in Millionenhöhe unter die Arme greifen. Dass der Nürburgring die Austragung stemmt? Nach den Erfahrungen der letzten Jahren unwahrscheinlich.
Und sonst? Fällt Spanien aufgrund der gebeutelten Wirtschaft weg? Italien, weil für Monza nicht genug Geld bereitsteht und Imola nicht einspringen darf? Macht Ecclestone die Drohung war und streicht Großbritannien? Ersetzt Katar einfach nur Bahrain, dessen Vertrag noch nicht über die laufende Saison hinaus verlängert worden ist? Mit Dänemark bekundete zuletzt sogar ein europäisches Land sein Interesse, einen neuen Grand Prix auszurichten.
Stück für Stück weg von Europa
Genug Spielraum bekommt das Formel-1-Management in naher Zukunft definitiv: Nach der Saison 2018 laufen die Verträge von Hockenheim und Spa-Franchorchamps aus. Danach können weitere europäische Grands Prix wegfallen. Stück für Stück. Das erzeugt weniger öffentliches Missfallen.
Der Plan der Königsklasse ist klar skizziert. "Man muss manchmal investieren, um etwas zu erreichen - kurzfristig etwas opfern, um hohe Einkünfte in der Zukunft zu verbuchen", sagt Sorrell: "Man muss dahin gehen, wo das Wachstum ist. Das gilt für mein Business genau wie für die Formel 1. Wenn ich mich an das Jahr 2005 erinnere, machten die schnell wachsenden Märkte 10 Prozent unseres Geschäfts aus. Jetzt sind sie bei 31 Prozent."
Eine weitere Distanzierung von Europa ist nicht wahrscheinlich, sie ist fest eingeplant.
Formel 1: Kalender und WM-Stand 2016 im Überblick