"Lewis ist ein Mega-Naturtalent, der sich leider immer wieder darauf ausruhen kann. Egal ob er aus New York, Barbados oder Colorado kommt, Lewis steigt in ein Auto und ist einfach schnell", schwärmte Rosberg gegenüber der Bild - ob der seit 2014 bestehenden Dauerrivalität überraschende Worte des Deutschen.
Doch die Leistung seines Gegenübers anzuerkennen, ist für Rosberg selbstverständlich: "Wir haben viel Respekt für einander, weil wir gesehen und verstanden haben, dass das das Beste für die Gesamtsituation ist. Es geht um Fairness und Sport. Das sollte man nicht vergessen. Du kannst nicht dauerhaft Krieg gegeneinander führen, das raubt Energie und macht keinen Spaß."
Einen großen Unterschied zwischen Hamilton und Rosberg sieht der gebürtige Wiesbadener im Lebensstil beider Fahrer. "Wir leben auf zwei Planeten. Ich mag meine Familie, er die Show", sagte Rosberg: "Ich neide ihm nichts. Im Gegenteil. Er hat seine zwei Titel mit Mercedes verdient, weil er übers Jahr mehr Punkte gesammelt hat. Aber ich gebe nie auf."
Aktuell liegt Hamilton (192) mit sechs Punkten Vorsprung auf Rang eins der Fahrer-Weltmeisterschaft - erstmals in diesem Jahr, nachdem der Engländer zwischenzeitlich 43 Zähler Rückstand auf Rosberg (186) hatte. Erst mit großem Abstand folgen Daniel Ricciardo (115) und Kimi Räikkönen (114). Vettel (110) liegt gar nur auf Platz fünf der WM.
Unehrlichkeit? "Habe die Schnauze voll"
Dass der Heppenheimer dennoch ein absoluter Topfahrer ist, denkt auch Rosberg - und verpasst Räikkönen und Hamilton eine kleine Spitze. "Seb ist motivationsmäßig wie Schumi unterwegs, also auch so ehrgeizig", vergleicht er: "Er ist, ähnlich wie ich, immer einer der Letzten an der Strecke. Manchmal gehen wir erst um 22 Uhr aus den Ingenieurbüros. Er bei Rot, ich bei Silber. Da ist Kimi schon zwei Stunden weg und Lewis eine ..."
Im Gegensatz zu den meisten anderen Akteuren im Formel-1-Zirkus hat Rosberg keinen Pressesprecher. Dass dadurch die Wahrheit manchmal auf der Strecke bleibt, ärgert den 31-Jährigen. "Manchmal habe ich die Schnauze voll davon, wie unehrlich es in der Formel 1 mitunter zugeht. Ich gehe bei Mercedes einen eigenen Weg, nämlich den, dass ich meine Fehler auch mal zugebe. Ich kann damit weiter in den Spiegel schauen."
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Auch für das negative Bild der Formel 1 in der breiten Öffentlichkeit hat Rosberg eine Erklärung. Demnach sei die eigentliche Leistung der Fahrer für den Zuschauer kaum erkennbar. "Der generelle Nachteil in unserem Sport ist einfach, dass der Fan nicht sieht, was wir im Auto wirklich leisten - und wie wir dafür schuften und trainieren", erklärt Rosberg und führt aus: "Der Fan sieht am Sonntag ein Auto und einen Helm schnell im Kreis fahren. Aber er kriegt ja nicht mit, welche Lasten und Fliehkräfte auf unseren Körper drücken und zerren. Das ist extrem."