Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 10 der Saison 2018: der Große Preis von Großbritannien. Sebastian Vettel könnte nicht nur beim nächsten Karneval als Horst Schlämmer gehen, sondern liefert auch auf der Rennstrecke formidable Leistungen ab. Lewis Hamilton machen ein schwacher Start und Kimi Räikkönen zu schaffen. Nico Hülkenberg ist mal wieder "Best of the Rest".
Platz 10, Kevin Magnussen:
Nachdem in Österreich stets Romain Grosjean die Nase vorn hatte, war diesmal Kevin Magnussen der schnellere und vor allem zuverlässigere Haas-Pilot. Praktisch dauerhaft in den Top 10 hielt er Alonso zwar lange hinter sich, kam am Ende aber doch hinter ihm ins Ziel. Insgesamt ein solider Auftritt, zumal sein Unterboden beim Start-Intermezzo mit Grosjean demoliert wurde.
Platz 9, Daniel Ricciardo:
"Seit Monaco ist bei mir ein wenig der Wurm drin, kein Wochenende ist reibungslos verlaufen", gestand der Australier nach seinem abgestaubten fünften Platz. Tatsächlich war Daniel Ricciardo auch im "Home of British Motor Racing" langsamer als Stallgefährte Max Verstappen.
Dass im Qualifying beinahe eine halbe Sekunde fehlte, lag am nicht korrekt funktionierenden DRS. Doch auch im Rennen kam Ricciardo nicht auf einen grünen Zweig und schaffte kaum den Anschluss zu den Vorderleuten. Dass Red Bull ihn unglücklicherweise auch noch genau drei Runden vor dem Safety Car zum zweiten Boxenstopp rief, passt da zur aktuellen Pechsträhne. Immerhin: Ricciardo machte keine gravierenden Fehler und erledigte seinen Job somit zuverlässig.
Platz 8, Kimi Räikkönen:
Sebastian Vettels Rambo-Attacke gegen Valtteri Bottas beim Frankreich-GP hat der Iceman offenbar als Blaupause hergenommen. Genau wie Vettel in Le Castellet stach Kimi Räikkönen innen in die Kurve, verbremste sich und drehte einen Mercedes um. Mit dem einzigen Unterschied, dass er sich ein wenig klüger anstellte und seinen Frontflügel nicht beschädigte.
So genau wird das Raketen-Räikkönen natürlich kaum austariert haben. Insofern entbehren die Vorwürfe von Mercedes und dem zu Schaden gekommenen Lewis Hamilton, wonach Ferrari absichtlich solche Kollisionen provoziere, auch jeglicher Grundlage. Das hat mittlerweile auch die Silber-Mannschaft eingesehen.
Durch den Fauxpas fiel Räikkönen, der schon in der Quali einen Schnitzer drin hatte, hinter die beiden Red Bulls zurück. Ricciardo schnappte er sich zwar noch vor Copse, hinter Max Verstappen hing Kimi aber lange fest. Die Dirty Air des Red Bulls machte es schwer, wirklich aufzuschließen. Erst als Verstappen in der 43. Runde einen Schwenker in den schnellen Esses hatte, schaffte es Räikkönen vorbei. Den herumeiernden Bottas kassierte er auch noch, an Hamilton fand er aber - trotz neuerer und weicherer Reifen - keinen Weg mehr vorbei.
Platz 7, Esteban Ocon:
Sein Cockpit für 2019 hat der Franzose bei Force India sicher. Und diese Gewissheit tut ihm offenbar gut: Ohne dabei groß auffällig zu werden, war Esteban Ocon das ganze Wochenende über schneller als Teamkollege Sergio Perez und schaffte es sogar ins Q3. Außerdem hielt er dem Druck von Fernando Alonso und Kevin Magnussen stand und verdiente sich so vier Punkte in der Fahrerwertung.
Platz 6, Fernando Alonso:
Mal wieder, muss man fast schon sagen, sprach Fernando Alonso am Samstag vom "besten Qualifying des bisherigen Jahres". Eine Aussage, die nach Platz 13 überraschen mag, das fehlende Quali-Potenzial des McLaren aber auch offen zur Schau stellt. Umso zufriedener dürfte der Spanier sein, dass es im Rennen besser lief und am Ende der achte Platz heraussprang. Vor allem, weil er die entscheidende Attacke gegen Magnussen mit einem Überraschungsmanöver in Kurve drei erst in der letzten Runde setzte.
Platz 5, Max Verstappen:
Als sich der Youngster in der 46. Runde ins Kies drehte, war die Kritik sofort wieder da: zu aggressiv, zu ungeduldig, typisch Verstappen halt. Dabei war der Österreich-Sieger bei seinem Dreher in der Vale-Kurve machtlos, sein Brake-by-Wire-System verabschiedete sich und steuerte die Hinterradbremsen entsprechend nicht ordnungsgemäß an.
Bis zum seinem schlussendlichen Ausfall war Verstappen eigentlich gut unterwegs. Er verteidigte sich lange äußerst formidabel gegen den eigentlich schnelleren Räikkönen und hielt so seine vierte Position wacker. Für ein Podium kam Verstappen allerdings nie in Frage, dafür war der Red Bull auf der Geraden schlicht zu langsam.
Platz 4, Valtteri Bottas:
Hätte der Mercedes-Pilot das Rennen gewinnen können? Gut möglich. Bevor Rennleiter Charlie Whiting das Safety Car auf die Strecke rief, holte er nämlich peu a peu auf Vettel auf und verkürzte den Rückstand von einst über fünf auf 1,8 Sekunden - Tendenz weiter sinkend.
Doch selbst mit Safety Car und alten Reifen errechnete Mercedes laut auto motor und sport eine 30-prozentige Siegchance. Was Bottas, der sich nach verpatzter Quali durch einen guten Start wieder in Position brachte, hätte tun müssen? Genau das, was er fünf Runden lang nach dem Restart tat: sich bis aufs Blut verteidigen und eine Abwehrschlacht der Extraklasse bieten.
Leider, aus Sicht des Finnen, hielt der Mediumreifen nicht bis zur karierten Flagge. Von Vettels finalem Angriff wurde Bottas zwar, wie er selbst zugab, überrascht, doch auch sonst hätte er wohl früher oder später dran glauben müssen. Dass er gegen Hamilton und Räikkönen dann ebenfalls wehrlos war und sein eigentlich verdientes Podium verpasste, setzte der Enttäuschung die Krone auf.
Platz 3, Nico Hülkenberg:
Trotz schwacher Quali-Leistung der Renaults war Hülk schon vor dem Rennen optimistisch, Sauber und Haas im Laufe der folgenden 52 Runden einfangen zu können. Mit Recht, denn im Renntrimm hatte der Emmericher die nötigen Zehntel weniger auf seiner Seite, sodass er für Ocon und Co. unantastbar war.
Den Grundstein für seine beste Platzierung seit fast drei Monaten (6. Platz beim China-GP) legte Hülkenberg bereits am Start. Während sich die beiden Haas, Räikkönen und Hamilton gegenseitig in die Karre fuhren, mogelte er sich - wahrscheinlich mit einem breitem Grinsen im Gesicht - an allen Hindernissen vorbei bis auf Rang sechs. Dann entschied sich Renault im Vergleich zur Konkurrenz für eine ungewöhnliche Strategie. Von Medium wechselte man auf Hard, um auf jeden Fall mit einem Stopp durchs Rennen zu kommen. Hülkenberg setzte den Plan einwandfrei um.
Platz 2, Lewis Hamilton:
Was haben Lance Stroll, Sergey Sirotkin, Stoffel Vandoorne, Marcus Ericsson, Romain Grosjean, Pierre Gasly, Fernando Alonso, Kevin Magnussen, Carlos Sainz, Esteban Ocon, Chares Leclerc und Nico Hülkenberg gemeinsam? Richtig! Sie wurden allesamt von Hamilton in nur zehn Runden geschnupft.
Klar, im Mercedes ist eine Aufholjagd dieser Tage ungleich einfacher als in beispielsweise in einem Williams. Trotzdem ist Hamiltons Kaltschnäuzigkeit zu loben. Und: Trotz Verkehr blinkten immer wieder bessere Rundenzeiten auf als bei Teamkollege Bottas, der zu diesem Zeitpunkt Zweiter war.
Es ist also davon auszugehen, dass der Lokalmatador seinen sechsten Sieg in England eingefahren hätte, wenn Räikkönen ihn nicht abgeräumt hätte. Einziger Kritikpunkt: der versemmelte Start.
Platz 1, Sebastian Vettel:
Frei nach Vorzeige-Journalist Horst Schlämmer ("Isch habe Rücken") hätte Vettel am Samstag sagen können: "Isch habe Nacken." Der hintere Halsbereich schmerzte den Heppenheimer nämlich so sehr, dass er nicht nur sein 3. Freies Training vorzeitig abbrechen, sondern auch um die Teilnahme am Qualifying fürchten musste.
Am Ende hielt der "Nacken der Nation", Vettel fuhr - mit Schmerzmitteln zugedröhnt - in einer sagenhaft spannenden Qualifikation auf Startplatz zwei und schuf so die Basis für seinen späteren Sieg.
Auch wenn Vettel die näck'sche Beeinträchtigung am Sonntag herunterspielte, heroisierte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene seinen Fahrer und lobte nach dem Rennen: "Er hatte starke Schmerzen und kämpfte wie ein Löwe." Wie sehr der nun 51-fache GP-Sieger wirklich litt, weiß nur er selbst. Tatsache ist: Vettels fahrerische Leistung war an diesem Sonntag schlicht perfekt. Blitzstart, starke Pace und am Ende ein mutiges wie herausragendes Überholmanöver vor Brooklands - Vettel zeigte alles, was es für den ersten Ferrari-Sieg in Silverstone seit 2011 brauchte.
So stimmten die User ab:
Rund 1.400 Stimmen hat Sebastian Vettel von den Usern erhalten. Damit sahnte er 61 Prozent der Votes ab und kommt auf deutlich mehr als Lewis Hamilton, der sich immerhin 506 Stimmen verdient hat. Dritter wird Kimi Räikkönen mit 160 Aufrufen. Das gesamte User-Ranking könnt ihr in den oben stehenden Tabelle nachlesen.