Formel 1 - Driver-Ranking zum Österreich-GP: Max Verstappen als Clockwork Oranje

Dominik Geißler
09. Juli 201807:30
Max Verstappen hat nun vier Formel-1-Siege auf seinem Konto.getty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 9 der Saison 2018: der Große Preis von Österreich. Max Verstappen spielt nicht nur Mutter Teresa, sondern liefert auch sonst ein rundum perfektes Wochenende ab. Sebastian Vettel überzeugt mit Kampfgeist, während Lewis Hamilton keinen guten Eindruck hinterlässt.

Platz 10, Sergio Perez:

Während man im Mercedes-Lager dem verpennten Boxenstopp während der Virtual-Safety-Car-Phase noch länger nachweinen dürfte, hat es sich für Force India gelohnt, mit dem Reifenwechsel zu warten. So konnte Sergio Perez den Stint mit den Softs nämlich länger herauszögern und sich peu a peu nach vorne, direkt auf den siebten Platz schaufeln. Gestartet ist der Mexikaner nach einem verpatzten Qualifying schließlich nur von Rang 15.

Platz 9, Esteban Ocon:

Nicht nur Perez durfte sich am Ende des Tages freuen, auch Esteban Ocon hatte Grund zum Feiern. Beim 200. Rennen von Force India schnappte sich der Mercedes-Junior wertvolle Zähler und schlug Señor Perez zum fünften Mal in dieser Saison. Nennenswerte Fehler unterliefen ihm in Österreich keine.

Platz 8, Marcus Ericsson:

Charles Leclerc hätte wohl selbst nicht mehr geglaubt, auf den neunten Platz vorzukommen. Schließlich fuhr Marcus Ericsson Sekunden voraus und war wenige Meter vor Schluss somit uneinholbar. Aber: Der Schwede bewies Fairplay und ließ seinen Stallgefährten vorbei - als Dankeschön dafür, dass ihm der Junior vorher freie Fahrt ließ, damit er eine Attacke gegen Fernando Alonso starten kann.

Daraus wurde zwar schlussendlich nichts, das Rennen von Ericsson war trotzdem 1A - vor allem unter der Prämisse, dass es lediglich von Platz 18 los ging. Sein Erfolgsrezept am Sonntag? Reifen schonen, Reifen schonen, Reifen schonen.

Platz 7, Kimi Räikkönen:

Dem medialen Vernehmen nach ist Kimi Räikkönens Zeit bei Ferrari dem Ende geweiht. Für die verbliebenen zwölf Rennen sollte der 38-Jährige aber nochmal seine Startrunden üben. Denn die laufen in letzter Zeit alles andere als gut.

So auch in Spielberg: Eigentlich perfekt weggekommen, positionierte er sich mutig zwischen den beiden Silberpfeilen. Problematisch wurde es dann mit seinem Verbremser im Duell mit Hamilton, der ihn letztlich wieder hinter Bottas zurückwarf. Als er dann auch noch in der Rauch-Kurve ins Schlingern kam und Verstappen somit die Möglichkeit für einen Angriff gab, war die Erstrunden-Pleite wieder perfekt.

Im weiteren Rennverlauf hielt er den dauer-hadernden Hamilton (siehe Härtefall) in Schach und machte zum Schluss auch nochmal Druck auf Max Verstappen.

Platz 6, Charles Leclerc:

Hossa, der Rookie macht doch noch Fehler! Und zwar einen ziemlich ärgerlichen in der zweiten Runde, der ihn ins Kies chauffierte und um fünf Positionen ärmer machte. Aber hey, immerhin hat Leclerc den Boliden abgefangen und das Rennen fortsetzen können. Zum Glück für ihn: Denn trotz zwischenzeitlichem Platz 19 sprangen mit Durchfahren der Ziellinie zwei Punkte heraus.

Platz 5, Kevin Magnussen:

Wie viele andere Piloten auch hatte der Däne mit Blasenbildungen zu kämpfen. Doch er hielt seinen Haas bei Laune, spulte weiterhin gute Rundenzeiten ab und egalisierte so sein bisher bestes Ergebnis im Haas (5. Platz, Bahrain-GP im April). Hätte Kevin Magnussen es im Qualifying genauso auf den Punkt gebracht wie sein Stallgefährte, es wäre wohl noch ein bisschen mehr drin gewesen. Trotzdem ein gutes Wochenende.

Platz 4, Sebastian Vettel:

Räikkönen-Fans werden jetzt wahrscheinlich schreien, warum Vettel im Driver-Ranking denn bitte vor seinem Teamkollegen landet, obwohl dieser als erster die Zielflagge gesehen hat. Analysiert man jedoch Qualifying und Rennen genauer, zeigt sich, dass Vettel mal wieder der schnellere Mann war.

Der Reihe nach: Der Heppenheimer schlug seinen Teamkollegen in der Quali um ziemlich genau zwei Zehntel. Dass er eine Strafe von drei Plätzen kassierte, weil er Carlos Sainz behinderte, geht nicht auf Vettels Kappe. Es liegt am Team, seinen Fahrer vor den anderen Piloten zu warnen.

Vom sechsten Rang aus hatte der Ferraristo dann mit Grosjean, Sainz und Co. zu kämpfen. Nachdem es erst weiter nach hinten ging, begann schließlich die Aufholjagd. Nach seinem Stopp fuhr Vettel mit gedrosseltem Tempo, um die Reifen zu schonen. Dadurch verpasste er es, Hamilton schon bei dessen Stopp zu kassieren. Machte aber nicht viel, denn so durfte Vettel mit einem Überholmanöver auf der Strecke sein Können unter Beweis stellen. Anschließend machte er Meter um Meter auf Räikkönen gut, der bei der Zieleinfahrt nur mehr 1,6 Sekunden Vorsprung hatte.

Platz 3, Fernando Alonso:

"Lasst euch mit der Strategie etwas einfallen. Ich fahre sicher nicht 71 Runden hinterher!", maulte der Asturier schon wenige Momente nach seinem Start aus der Boxengasse. Tatsächlich sah es zu Beginn so aus, als würde Alonso die nächste Pleite einstecken. Er fuhr am Ende des Feldes herum und hing hinter einer ganzen Kolonne fest.

Doch der zweimalige Weltmeister konservierte seine Reifen und erledigte seinen Job so zuverlässig wie ein Kurierfahrer. Ohne Blasenbildung auf den Softs war er der direkten Konkurrenz überlegen, sodass es bei Zielankunft tatsächlich noch Punkte rieselte. Ein Ergebnis, mit dem er vor Rennbeginn wohl selbst nicht gerechnet hätte. Vor allem weil er mit einem alten Frontflügel unterwegs war, dessen Abstimmung die McLaren-Ingenieure nicht mal vorher testen konnten.

Platz 2, Romain Grosjean:

50. Grand Prix für Haas und zum Jubiläum das beste Team-Ergebnis der noch jungen Geschichte. Kann man mal so machen! Den Grundstein für diesen Erfolg legte Romain Grosjean mit einem Sahne-Qualifying: Platz sechs, noch vor Red Bulls Daniel Ricciardo und nur unbedeutend langsamer als dessen Teamkollege Verstappen. Fantastisch.

Am Start verteidigte er sich mit harten Bandagen gegen Vettel, ehe er den schnelleren Ferrari ziehen lassen musste. Anschließend profitierte er natürlich vom Mercedes-Debakel und Ricciardos Auspuff-Pech, hielt aber nicht nur Magnussen hinter sich, sondern machte auch Renault, Force India und Co. souverän den Garaus. Nach all den fehlerbehafteten Wochenenden der jüngeren Vergangenheit wird dieses Ergebnis Grosjean mehr als nur gut tun.

Platz 1, Max Verstappen:

Dritter in Kanada, Zweiter in Frankreich, Erster in Österreich. "Aufsteigende Form" nennt man das dann wohl - und zwar auf einem absoluten Top-Niveau, das dem niederländischen Knaben wohl so manch einer gar nicht mehr zugetraut hätte.

Doch Max Verstappen brachte die in Oranje gefärbten Zuschauermassen mit seiner Fahrt, die so präzise wie ein Uhrwerk war, zum Beben. Dabei ging die perfekte Tour durch die Steiermark schon direkt nach dem Start los. Im Windschatten von Hamilton, Räikkönen und Bottas sog er sich an das Trio heran, hielt sich aber vornehm zurück und stach erst zu, als Räikkönen von der Ideallinie abkam. Das Manöver war hart, aber fair.

Als er durch die glücklichen Begleitumstände plötzlich in Führung lag, war die Messe für die Konkurrenz gelesen. Selbst "mit seinem Campinganhänger" war der 20-Jährige laut Vettel zu schnell. Blasenprobleme wie bei Ricciardo oder Hamilton? Fehlanzeige. Verstappen streichelte seine Gummis über den Kurs mit einer Gutmütigkeit, bei der selbst Mutter Teresa einpacken kann. Zwar gab Marko später an, dass die Pneus "in einem bedenklichen Zustand" waren, auf der Strecke zu spüren war davon aber herzlich wenig.

Härtefall, Lewis Hamilton:

Wenn der Tag normal verlaufen wäre, Lewis Hamilton hätte den Siegerpokal wohl in die Luft gestemmt. Immerhin rasten er und Bottas zu Rennbeginn in Windeseile davon. Doch was ist an einem Tag, an dem Spanien gegen Russland bei der Fußball-Weltmeisterschaft ausscheidet schon normal? Offenbar reichlich wenig.

Und so kam es, dass Hamilton der verbockten Mercedes-Strategie wegen plötzlich nicht mehr an Front, sondern auf Platz vier fuhr. Was sich dann einstellte, war eine fast schon typische Symptomatik beim amtierenden Weltmeister, wenn etwas nicht nach Plan läuft: Er motzte, klagte, jammerte, haderte. Mal mit dem Schicksal, mal mit seinem Team. "Wie konnten wir so viel verlieren?", funkte Hamilton. "Ich möchte jetzt etwas dazu sagen, aber ich lasse es lieber bleiben", murrte er weiter.

Kein Fahrer wäre in seiner Situation in Freudentänze verfallen. Doch Hamilton wirkt bei derartigen Szenarien immer besonders angeknockt. Dass sein Tempo erst wieder anzog, als Mercedes, genauer gesagt Chefstratege James Volwes, die volle Schuld auf sich nahm, passt da ins Bild. Am Ende ein unglücklicher Auftritt.

So stimmten die User ab:

Mit seinem Podestplatz verdient sich Sebastian Vettel bei den Usern Rang 1. Auf insgesamt 285 Stimmen kommt er und steht damit deutlich vor Rennsieger Max Verstappen, dem immerhin 235 Leser ihre Stimme gaben. Der dritte Platz geht an Kimi Räikkönen (67 Votes). Das gesamte User-Ranking findet ihr in der oben stehenden Tabelle.