Formel 1 - Driver-Ranking zum Mexiko-GP: Nur Max Verstappen fährt wie ein Weltmeister

Dominik Geißler
30. Oktober 201816:10
Max Verstappen fährt seit 2016 für Red Bull in der Formel 1.getty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 19 der Saison 2018: der Große Preis von Mexiko. Lewis Hamilton krönt sich zwar zum Champion, doch wirklich weltmeisterlich war nur die Fahrt von Max Verstappen. Sebastian Vettel zeigt sich wiedererstarkt, während bei Sauber gleich zwei Piloten glänzen.

Platz 10, Kimi Räikkönen:

Wo ist die Siegerform aus Texas geblieben? In Mexiko war sie jedenfalls nicht zu sehen. Während Kimi Räikkönen in der Vorwoche noch brillierte, fand er sich diesmal in gewohnterer Position wieder. Und das bedeutete: hinten anstellen.

Schon ihm Qualifying fehlten im beinahe vier Zehntel auf Sebastian Vettel, im Rennen summierte sich der Rückstand dann auf über eine halbe Minute. Klar, ein weiteres Podiumsergebnis liest sich gut in seiner Vita, doch wirklich überzeugend war sein Auftritt nicht. Immerhin hielt er sich schadlos und sammelte wertvolle Punkte für Ferraris Kampf in der Konstrukteursmeisterschaft.

Platz 9, Daniel Ricciardo:

Wie sich Emotionen innerhalb eines Tages um 180 Grad drehen können, beweist das Beispiel Daniel Ricciardo. Am Samstag hatte er sein breites, für so lange Zeit vermisstes Grinsen endlich wiedergefunden, nur um rund 24 Stunden später nichts außer Frust, Enttäuschung, Wut, Verbitterung und Desillusionierung in sich zu spüren. Man könnte jetzt nach noch mehr Synonymen suchen, Ricciardos wahre Gefühlswelt würde das wohl aber sowieso nur oberflächlich beschreiben.

Nach dem grandiosen Qualifying, in dem der Australier seine beste Runde im entscheidenden Moment auspackte, lief das Rennen nämlich von Beginn an in die falsche Richtung. Als Polesitter verhaute er mit durchdrehenden Rädern zunächst den Start, Max Verstappen und Lewis Hamilton schlüpften durch.

Dann war er im Vergleich zu seinem Teamkollegen schlicht zu langsam. Zeitweise lag er über 20 Sekunden zurück, was bei gleichem Material einfach zu viel ist. Dass er ohne seinen - zugegebenermaßen unverschuldeten - Ausfall auf Rang zwei fuhr, lag am gut funktionierenden Red Bull. Stark jedoch, wie er kurz zuvor Vettel in Schach hielt und Hamilton zu einem Ausrutscher ins Gras zwang.

Platz 8, Lewis Hamilton:

Weltmeister! Das, was sich in den letzten Wochen und Monaten anbahnte, ist nun offiziell. Der Brite steht auf einer Stufe mit Juan Manuel Fangio und ist nur noch zwei Titel von Michael Schumacher entfernt. Wie schon im Vorjahr setzte sich Hamilton dabei die Krone in Mexiko auf. Und wie im Vorjahr lieferte Hamilton vor der Krönung ein eher durchschnittliches Rennen ab.

Hamiltons Problemzone: die Reifen. Graining, also das Abrubbeln des Gummis, machte sich auf seinen Pneus breit, weil er sie nie auf Temperatur und somit nie zum Arbeiten brachte. Das Tempo, das er noch in seinem guten Qualifying gezeigt hatte, konnte er nicht mehr abrufen. Verstappen, Vettel, Ricciardo - sie alle musste der alte und neue Champion ziehen lassen. Beschwerden in Dauerschleife an seinen Renningenieur waren die Folge.

Einen konkreten Vorwurf kann man Hamilton nicht machen. Dafür war der Mercedes an diesem Sonntag nicht gut genug, wie auch Valtteri Bottas mit seinem noch schwächeren Ergebnis gezeigt hat. Aber: In Topform hätte Hamilton wohl das eine oder andere Quäntchen mehr herausgeholt.

Platz 7, Nico Hülkenberg:

Wenn man so will, hat Nico Hülkenberg den Großen Preis von Mexiko gewonnen. Zumindest dann, wenn man von einer Zwei-Klassen-Gesellschaft in der Formel 1 ausgeht, die es offiziell zwar nicht gibt, aufgrund des Ergebnisses aber auf der Hand liegt. Als "Best of the Rest" wurde der Emmericher nämlich zwei Mal (!) von Verstappen überrundet. Eigentlich Wahnsinn.

Aber sei es drum: Hülkenberg wird mit der Punkteausbeute zufrieden sein, immerhin hat er das Mittelfeld-Duell für sich entschieden. Wirklich glanzvoll war seine Darbietung jedoch nicht - den Start hat er nach guter Quali gegen Stallgefährte Carlos Sainz Junior verloren und auch im Renntempo war er ein bisschen langsamer als der Spanier. Dank dessen Ausfalls hat er aber das Maximalergebnis herausgeholt.

Platz 6, Pierre Gasly:

Wegen eines Motorenwechsels startete Pierre Gasly vom letzten Platz. Ein Nachteil, der dieser Tage in einem Toro Rosso offenbar keiner ist. Denn der künftige Red-Bull-Pilot marschierte bis auf Rang zehn vor und machte es damit seinem Teamkollegen Brendon Hartley nach, der in den USA als Schlusslicht gestartet in die Top 10 fuhr. Gasly war während seiner Fahrt durchs Feld zwar wenig im Bild, zog seine Mission aber abgeklärt durch.

Sollte Ricciardo tatsächlich, wie aus der Emotion heraus angedroht, sein Handtuch schmeißen - Red Bull hätte schon für die letzten beiden Saisonrennen einen soliden Nachfolger in der Hinterhand.

Platz 5, Marcus Ericsson:

Als eines seiner "besten Rennen in der Formel 1" beschrieb der Schwede seine Sonntagsfahrt. Und man muss sagen: Er tat das mit Recht!

Um am Ende auf Platz neun zu landen, musste Marcus Ericsson schließlich einige Hindernisse aus dem Weg räumen. Zunächst hielt ihn Sauber 16 Runden lang auf den Hypersofts - also auf den Reifen, die gefühlt eine kürzere Lebensdauer als ein Tropfen Wasser auf einer heißen Herdplatte hatten; eine qualvolle Zeit. Doch Ericsson musste das im Dienst der Mannschaft tun, um Teamkollege Charles Leclerc eine Lücke auf die Verfolger zu verschaffen.

Als er dann endlich zum Stopp durfte, dauerte der Reifenwechsel satte zwölf Sekunden. Das linke Vorderrad klemmte, wieder verlor der 28-Jährige wertvolle Zeit. Zwischenzeitlich war er sogar deutlich Letzter.

Im zweiten Stint fuhr Ericsson allerdings famos. Er war zügig unterwegs, ohne seine Reifen zu zerstören und holte so seinen Rückstand auf. Gleichzeitig hielt er dem Druck von Toro Rosso und Esteban Ocon Stand.

Platz 4, Charles Leclerc:

Wie beschrieben profitierte der Rookie vom Teamplay seines Kollegen. Dennoch hatte er am guten siebten Platz großen Anteil. Nachdem Sauber in den ersten beiden Freien Trainings im Nirgendwo und fernab der Punkteränge herumgurkte, forderte Leclerc klare Setup-Änderungen - mit Erfolg, die Anpassungen fruchteten und der junge Monegasse hatte plötzlich ein funktionierendes Auto.

Mit dem fuhr er nicht nur ins Q3, sondern auch im Rennen fast immer in den Top 10. Der Schlüssel zum Erfolg war dabei sein gutes Reifenmanagement, das ihn auch zum Schluss hin noch gute Zeiten fahren ließ. "Gegen Ende waren wir sogar so schnell wie die Führenden! Verrückt! Das habe ich nicht erwartet", freute sich Leclerc später.

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Platz 3, Stoffel Vandoorne:

Wie man in der Formel 1 auf eine Runde schnell fährt, wird Stoffel Vandoorne wohl nicht mehr lernen. Wieder stach ihn Fernando Alonso in der Qualifikation deutlich aus. Im Rennen zeigte der eigentlich so talentierte Belgier dann aber doch noch sein Geschick.

Zwar ging es nach einer schwachen ersten Runde zunächst von 15 auf 19 zurück, von da an aber immer weiter nach vorne. Er überholte einige Kontrahenten auf der Strecke und nutzte die Virtual-Safety-Car-Phase, um zeitsparend seinen Boxenstopp zu absolvieren. Wie er in der Folge 59 Runden auf seinen Supersofts überlebte, verdient Anerkennung.

Mit einer fehlerlosen Fahrt holte er sich nach 14 erfolglosen Rennen in Folge als Achter mal wieder ein Punkteergebnis ab. An diese Leistung sollte Vandoorne, dessen Abschied aus der Formel 1 bereits feststeht, in seinen vorerst letzten beiden Rennen anknüpfen.

Platz 2, Sebastian Vettel:

Breaking! Sebastian Vettel hat sich nicht gedreht! Ja, Wahnsinn!

Na gut, dieser Sarkasmus ist dem viermaligen Weltmeister gegenüber ein bisschen gemein. Also finden wir lieber lobende Worte und stellen fest: Vettel hat ein sehr gutes Wochenende abgeliefert.

Nach dem Qualifying beklagte er sich noch, in jeder Kurve zu verlieren und damit vom hohen Topspeed seines Ferraris nur wenig Nutzen zu haben. Doch schon einen Tag drauf kam er mit dem Setup besser zurecht und glänzte endlich wieder als jemand, der überholen kann. Beim Start klugerweise zurückgehalten, schnupfte er im Laufe des Rennens Bottas, Hamilton und Ricciardo. Konsequent und mit dem richtigen Timing.

Zwischenzeitlich machte Vettel sogar den Eindruck, Verstappen noch einholen zu können. Das war jedoch nur ein kurzes Aufflimmern, anschließend fuhr er Platz zwei ungefährdet nach Hause.

Platz 1, Max Verstappen:

Hamilton hat seinen Titel zwar erfolgreich verteidigt, doch wie ein (kommender) Weltmeister fuhr an diesem Wochenende nur Verstappen. 17,3 Sekunden hatte er am Ende Vorsprung auf seinen ersten Verfolger und das, obwohl er nach Ricciardos Ausfall seinen Motor herunterdrehte und Tempo herausnahm. Er gewann den Start, raste sofort allen davon und musste nie um seinen Sieg bangen. Es schien, als wäre der Niederländer immun gegen alle Konkurrenz.

Dabei zeigte Verstappens Gefühlskurve an diesem Wochenende den im Vergleich zu Ricciardo exakt umgekehrten Verlauf: Während er sein Hoch am Sonntag hatte, hatte am Samstag seine Enttäuschung die Oberhand. Verständlich - er dominierte jede Session und war drauf und dran, sich zum jüngsten Polesetter aller Zeiten zu küren. Doch dann kam Ricciardo ums Eck und nahm ihm Startplatz eins weg.

Verstappen erklärte die Qualifying-Niederlage mit blockierenden Hinterrädern beim Herunterschalten - ein Effekt, der ihm schon im Abschlusstraining störte, im Rennen aber keinen Einfluss hatte.

So stimmten die User ab:

Auch bei den Usern machte Verstappen das Rennen. 38 Prozent der Stimmen gingen an den Youngster, während Vettel und Hamilton mit Respektabstand auf den Plätzen zwei und drei folgen.