Arrivabene war seit Anfang 2014 im Amt, er war vom mittlerweile verstorbenen Fiat-Chrysler-Präsidenten Sergio Marchionne zum Teamchef ernannt worden.
Nach Ferrari-Angaben sei die Entscheidung nach langen Diskussionen und Gesprächen gefallen. Weitere Hintergründe und Details teilten die Italiener nicht mit. Nach der für Ferrari enttäuschenden Saison und dem erneut verpassten WM-Titel war es laut Gazzetta dello Sport zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Arrivabene und Binotto gekommen. Der neue Ferrari-Chef Louis Camilleri und Fiat-Chrysler-Präsident John Elkann sollen sich in dieser heiklen Gemengelage schließlich für Binotto entschieden haben.
Obwohl Ferrari über weite Teile der Saison 2018 das schnellste Auto im Feld hatte, gelang es nicht, den heißersehnten Titel endlich wieder nach Maranello zu holen. Viele taktische und handwerkliche Fehler der Boxencrew sowie zum Teil eklatante Aussetzer des viermaligen Weltmeisters Sebastian Vettel halfen Mercedes und dem nun fünfmaligen Weltmeister Lewis Hamilton nach einem eher schwachen Saisonstart wieder in die Spur.
Ferrari: Arrivabene greift Binotto frontal an
Vor allem die Haltung der Italiener beim leidigen Thema Stallorder erwies sich als großer Nachteil für Vettel. Anders als bei Mercedes, wo sich Valtteri Bottas schon früh hinter Hamilton einordnen musste, versäumte es Ferrari, Vettel als bedingungslose Nummer eins auszurufen. Als dann Arrivabene öffentlich die seiner Meinung nach unzureichende Weiterentwicklung des Autos bemängelte und damit Binotto frontal angriff, waren die Würfel fast schon gefallen.
Kurz vor Weihnachten unternahm Arrivabene einen letzten Versuch, das drohende Unheil abzuwenden. Meldungen über einen Streit mit Binotto seien Fake News, die das Ziel hätten, Instabilität und Probleme im Team zu schüren, sagte er im Gespräch mit italienischen Medien: "In dieser Saison hat es mehrere Versuche gegeben, die Mannschaft zu destabilisieren, aber "das Team ist gut und kompakt. Ein funktionierender Rennstall braucht keine Revolution, ich bin sowieso eher Freund einer Evolution."
Nun darf es also Mattia Binotto versuchen. Der 49-Jährige, der 2016 die Nachfolge des seinerzeit entlassenen Technikchefs James Allison antrat, kam schon 1995 zu Ferrari und durchlief sämtliche Stationen in der Fabrik und im Formel-1-Team. 2004 wurde er Ingenieur im Rennsport-Bereich, 2007 Chefingenieur der Ferrari-Gruppe. 2014 ernannte ihn Sergio Marchionne zum Leiter des gesamten Motorenbereichs, ehe er sich seit 2016 als Technischer Direktor auf den Formel-1-Rennstall konzentrierte.
Letzter Ferrari-Weltmeister nach der legendären Ära Michael Schumacher war 2007 der nun zu Sauber gewechselte Finne Kimi Räikkönen. Zuletzt scheiterte Sebastian Vettel 2017 und 2018 nach jeweils engem Kampf über weite Teile der Saison an Lewis Hamilton. 2019 steht Vettel deshalb erheblich unter Druck, zudem muss er sich der Konkurrenz des jungen Monegassen Charles Leclerc erwehren.