Außerdem erzählt Ebel von Michael Schumacher, angeblich fehlenden Typen in der Königsklasse sowie Pellkartoffeln in der Startaufstellung. Und er erklärt, warum die Formel 1 ein Querschnitt durch die Gesellschaft ist.
Herr Ebel, Sie sind bekannt für Ihren extravaganten Kleidungsstil. Wenn Sie jetzt in Ihren Schrank blicken, wie viele Kleidungsstücke finden Sie dort?
Kai Ebel: Das ist ja kein Kleiderschrank, sondern ein begehbarer Bereich. Und wie viel da drin ist, kann ich gar nicht zählen. Es ist aber genug da, um mal zu wechseln. (lacht)
Das Männermagazin GQ hat Sie vor einigen Jahren zu Deutschlands Moderator mit dem schlechtesten Kleidungsgeschmack gewählt. Wie viel Verständnis haben Sie dafür?
Ebel: Vollstes Verständnis, wenn ich mir angucke, wie modisch die Menschen hier sind. Die Jury fand mich offenbar ein bisschen zu laut, was das angeht und war es anscheinend nicht so gewohnt, dass sich Männer modisch anziehen. Wenn man sich heute mal die Fußballspieler anguckt, brauche ich aber ja nichts mehr zu sagen ... Es waren halt noch andere Zeiten. Und im Endeffekt ist es ein Lob, wenn man dort erwähnt wird, weil es zeigt, dass ich denen aufgefallen bin. Trotzdem hätte ich von denen gerne mal eine Entschuldigung, schließlich war ich damit ein ziemlicher Vorreiter für viele, die nachgekommen sind. (lacht)
Das letzte Formel-1-Rennen ist nun rund dreieinhalb Monate her. Wie haben Sie die Winterpause verbracht?
Ebel: Ich war viel zu Hause, konnte Urlaub machen und meine Kontakte pflegen - all die Sachen eben, zu denen ich sonst nicht komme. Und im Dezember bin ich immer Stammgast auf unserem Weihnachtsmarkt.
Ebel über seine späte Liebe, Oberflächlichkeiten und Hamilton
Sie begleiten die Formel 1 seit 1992 und waren mittlerweile bei über 460 Rennen live vor Ort. Etwas, von dem Sie schon geträumt haben, als Sie mit Ihrem ersten eigenen Auto, einem VW Golf L, durch Ihre Heimatstadt Mönchengladbach gefahren sind?
Ebel: Überhaupt nicht. Autos haben mich nie interessiert, das ist ja das Verrückte. Ich war für Fußball, Boxen und generell für Sport zu haben, aber Formel 1 stand nie auf der Liste. Mein erstes Rennen, das ich gesehen habe, war tatsächlich live im Einsatz bei der Arbeit. Da habe ich dann direkt festgestellt, wie riesig das Aufgabengebiet ist und was man dort alles machen kann. Mittlerweile ist es eine richtige Liebe geworden.
Im April steht das 1000. Formel-1-Rennen an. Sie waren also bei knapp der Hälfte dabei.
Ebel: Verrückt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich glaube übrigens, dass es den Traditionalisten gar nicht gefällt, dass das 1000. Rennen ausgerechnet in China stattfindet. (lacht) Das ist ja kein historischer Kurs für die Formel 1. Vielleicht sollten sie das Rennen also verschieben.
Die Formel 1 gilt als Königsklasse des Motorsports - nicht nur aufgrund ihrer Geschwindigkeit, sondern auch wegen des fließenden Geldes, den Prominenten im Paddock und ihrem elitären Glanz. Wie oberflächlich ist die Formel 1?
Ebel: Genauso oberflächlich wie unsere Gesellschaft. Da, wo es um viel Geld geht, steht viel auf dem Spiel. Ich mache da auch keinen signifikanten Unterschied zum Fußball fest. Es werden Märchen erzählt und Politik betrieben wie eigentlich überall. In dem Sinne ist die Formel 1 ein Querschnitt durchs Leben und alle Gesellschaftsschichten. Zum Arbeiten ist es dort aber sehr, sehr angenehm.
Wie ist das beim Boxen, wo Sie auch regelmäßig vor Ort sind?
Ebel: Da ist es schon etwas spezieller. Die Formel 1 ist ja ein Treffen, bei dem alle 14 Tage dieselbe Familie zusammenkommt. Beim Boxen gibt es zwar ebenfalls Schnittmengen, doch kommt es immer darauf an, wer der Veranstalter ist. Das sind singuläre Ereignisse, bei denen man als Fernsehteam mehr Mitspracherecht hat.
Welche Interviews mögen Sie mehr: die kurz vor oder kurz nach dem Rennen?
Ebel: Das Schönste ist die Startaufstellungsphase. Wenn man merkt, dass die Jungs nervös wie die Rennpferde sind und es gleich losgeht. Da ist die Vorfreude immer am größten. Wobei es auch seinen Reiz hat, hinterher die Reaktionen einzufangen.
Haben Sie auf beruflicher Ebene so etwas wie einen Lieblingsfahrer?
Ebel: Ich komme zum Beispiel mit Nico Hülkenberg und Max Verstappen super klar. Das sind Querdenker, die einfach sagen, was gerade in ihrem Kopf vor sich geht. Die sind nicht allzu angepasst, sodass immer etwas Überraschendes oder Lustiges bei herumkommt. Und machen wir uns nichts vor: Wir betreiben ja keine Kriegsberichterstattung. Wir reden hier von Sport. Deswegen ist es für mich auch ein Stück weit Unterhaltung und nicht alles so bierernst zu nehmen.
Nicht immer unterhaltend ist es mit Lewis Hamilton. Er gilt teilweise als schwieriger Interviewpartner.
Ebel: Richtig. Wenn es bei ihm gut läuft, kann er der brillanteste Entertainer überhaupt sein. Wenn das aber nicht der Fall ist, kommt nur ein "Ja", "Nein", "weiß nicht". Seine Stimmlage verändert sich dann auch deutlich und man weiß gar nicht, mit wem man da gerade sein Interview führt. Der hat mindestens drei, vier Persönlichkeiten.