Der Große Preis von Frankreich war ein echter Langweiler, die Formel 1 sehnt die Regel-Revolution 2021 herbei. Zum Chefkritiker schwingt sich ausgerechnet Lewis Hamilton auf - der Mann, der das Rennen dominiert hatte.
Wenn sogar Siege langweilig werden, dann hat die Formel 1 wohl ein ernsthaftes Problem. Und Lewis Hamilton legte nach seinem lockeren Triumph beim Großen Preis von Frankreich den Finger in die Wunde.
"Ich hoffe", sagte der Weltmeister, "dass es irgendwann wieder enger wird. Dass Ferrari ein bisschen Geschwindigkeit in den Kurven findet. Dann können wir wieder Rennen fahren."
Zehn WM-Läufe in Serie hat Mercedes jahresübergreifend nun gewonnen, acht der Siege gingen an Hamilton, schon nach gut einem Drittel der Saison scheint dem Engländer der nächste Titel kaum zu nehmen. Denn Ferrari und Sebastian Vettel sind viel zu selten konkurrenzfähig - und für die Königsklasse ist das Gift.
Presse: "Sonst wird die Formel 1 sterben"
"Die Formel 1 muss sich verändern, oder sie wird sterben", schrieb der englische Telegraph, und auch in Italien fand man wenig Erfreuliches am achten Rennen des Jahres.
"Nur Hamilton hat Spaß, das ist das Ende der Formel 1", schrieb der Corriere dello Sport. "Verheerend" sei das - und "spannend wie eine Schafsherde auf einer Weide."
Hamilton kritisiert Formel-1-Bosse
Dabei war Hamiltons Dominanz am Sonntag in Le Castellet der auffälligste, aber nicht der einzige Grund für die Langeweile. Der Abstand des Mittelfelds auf die Spitze war ebenfalls riesengroß, Überholmanöver waren Mangelware. Und Hamilton war es ein Anliegen, die Schuldfrage zu klären.
"Die Leute müssen verstehen, dass die Fahrer daran keine Schuld tragen, zeigt nicht mit dem Finger auf sie", sagte der 34-Jährige: "Wir machen nicht die Regeln, wir entscheiden nicht, wie die Gelder verteilt werden. Die Leute an der Spitze sollten den Druck spüren, damit sie ihren Job machen."
Formel 1 gefangen in ihrem Reglement
Denn, da traf Hamilton den Kern, die Formel 1 ist seit Jahren gefangen in ihrem Reglement und in ihrem Rahmenvertrag.
Die großen Rennställe bekommen das meiste Geld, investieren mehr und mehr in den Kampf um Siege und Titel, der Abstand nach hinten wird immer größer, und sogar Mittelfeldteams müssen ums wirtschaftliche Überleben kämpfen.
Eine sportliche Chance auf das Podium haben ohnehin nur noch Mercedes, Ferrari und das mit Energy-Drink-Millionen aufgepumpte Red-Bull-Team.
Die Formel 1 wird generalüberholt
Über "viele, viele Jahre" hätten "schlechte Entscheidungen" der Macher zu diesem Zustand geführt, sagte Hamilton, und hatte recht.
Allerdings haben mittlerweile auch die Macher selbst verstanden, woran es krankt. Zur Saison 2021 wird die Formel 1 generalüberholt. Die Autos werden anders aussehen, die Aerodynamik soll dann enge Duelle und das Überholen erleichtern.
Zudem wird es einfachere Motoren geben, um neue Hersteller anzulocken, auch die Ausschüttung der Gelder soll neu und fairer geregelt werden.
Hamilton: "Das ist immerhin ermutigend"
Gerade nach Rennen wie dem Grand Prix nun in Frankreich sehnt die Königsklasse diese Regel-Revolution geradezu herbei. Allerdings scheint man sich intern noch gar nicht so sicher zu sein, den richtigen Weg gefunden zu haben.
Das neue Reglement sollte eigentlich in wenigen Tagen präsentiert werden, der Termin wurde nun aber in den Oktober verschoben.
"Ich glaube, das mussten sie machen", sagte Hamilton, "meiner Meinung nach sind sie nicht mal annähernd da, wo sie sein sollten. Da muss es noch einige ernsthafte Änderungen geben."
Immerhin dürfen mittlerweile auch die Fahrer an Meetings teilnehmen, wenn es um die Zukunft der Formel 1. "Und das", sagte sogar Hamilton, "ist doch immerhin ermutigend."