Ist DAS das große Ding? Mercedes verblüfft mit Lenkrad-Trick

SID
Lewis Hamilton und Mercedes sorgen mit einem Lenkrad-Trick für Aufsehen.
© getty

Mercedes hat bei den Formel-1-Testfahrten mit einem revolutionären Lenksystem für Aufsehen gesorgt. Sebastian Vettel bemüht sich um Gelassenheit, obwohl zu allem Überfluss sein Ferrari zickt.

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Ferrari und Sebastian Vettel sahen sich bestens gerüstet für das Schlüsseljahr 2020. Beim neuen SF1000 wurden "alle Konzepte ins Extrem geführt", verkündete Teamchef Mattia Binotto vor gut einer Woche bei der pompösen Präsentation des roten Renners - dann kam Mercedes und hinterließ offene Münder.

Cockpit-Aufnahmen des Silberpfeils bei den Formel-1-Testfahrten auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya zeigen, wie Weltmeister Lewis Hamilton und Valtteri Bottas das Lenkrad des W11 eingangs der Start-Ziel-Gerade nach hinten ziehen und vor dem Bremspunkt wieder nach vorne drücken. Bilder, die an die Bedienung eines Kampfjets erinnern und bis dato rein gar nichts mit dem Formel-1-Kosmos zu tun hatten.

Mithilfe dieses Kniffs verstellen die Fahrer die Spur der Vorderreifen, wie die Aufnahmen darlegen. Besonders auf den Geraden verändert dies das Verhalten der sensiblen Pneus, weil bei gerader Spur weniger Reibung entsteht.

Sebastian Vettel: "Es heißt Lenkrad, nicht Zug- oder Druckrad"

Ob das sogenannte Dual Axis Steering (DAS) der Mega-Coup ist, der das Weltmeisterteam auch im siebten Jahr in Folge zur klaren Nummer eins macht, darüber darf noch munter spekuliert werden. Es ist allerdings lange her, dass eine technische Innovation bei Fahrern, Ingenieuren und Fachmedien für so viel Gesprächsstoff gesorgt hat.

"Wir haben es am Vormittag gesehen und beim Mittagessen besprochen. Glücklicherweise gibt es bei den Tests seit diesem Jahr Onboard-Kameras, sonst hätten wir es vermutlich gar nicht mitbekommen", erklärte Vettel am Donnerstagabend. "Es heißt Lenkrad, nicht Zug- oder Druckrad. Das ist ja wie im Flugzeug", fügte der Heppenheimer scherzend an.

Entscheidend ist aber die Frage, was DAS bringt. "Es gibt ein paar Theorien", erklärte Vettel und bestätigte, dass sich die Ferrari-Technikabteilung intensiv mit der Neuerung beschäftigt. "Ein großer Teil in der Fabrik" sei "drauf und dran, das zu verstehen. Und dann fragen wir uns, ob es Sinn macht und wie lange es dauert, so etwas zu bauen." Vettel jedenfalls ist überzeugt, dass es Mercedes "etwas bringt, sonst hätten sie es nicht im Auto."

Rechtlich sieht sich Mercedes auf der sicheren Seite, wie Technikchef James Allison bekräftigte. "Die Verstellung der Vorderräder geschieht allein über die Lenkung und unter voller Kontrolle des Fahrers", ließ auch der Automobilweltverband FIA verlauten. Lediglich eine aktive Aufhängung wäre verboten.

Teams äußern Zweifel an Legalität

Dennoch äußerten mehrere Teams Zweifel an der Legalität, mit einem Einspruch vor dem Saisonstart Mitte März in Australien darf gerechnet werden. Für das Jahr 2021, in dem die Formel 1 den wohl größten Einschnitt ihrer Geschichte erleben wird, schoben die Regelhüter dieser Lösung bereits einen Riegel vor. Allein die Idee sei aber schon "eine Revolution", lobte der ehemalige Formel-1-Fahrer Jolyon Palmer.

Und so muss Vettel hoffen, dass das System entweder doch noch verboten wird oder aber der Nutzen gering ist. Bis eine Kopie in der Formel 1 einsatzfähig und auch effektiv ist, vergehen oft Monate.

Deswegen konzentriert sich der Hesse, der angesichts seines auslaufenden Vertrags in ein entscheidendes Jahr geht, voll auf sich. Beim Testauftakt am Mittwoch bremste ihn allerdings sein Körper aus, am Freitag zwangen ihn Antriebsprobleme am SF1000 zu einer mehrstündigen Pause. Zudem war Ferrari durchweg langsamer unterwegs als der ewige Maßstab Mercedes.

Vettel wollte dem keine große Bedeutung beimessen. Ferrari versuche, "zuerst die Zuverlässigkeit abzusichern. Damit hatten wir im letzten Jahr ein paar Probleme. Wir müssen das Auto erst verstehen, bevor wir uns um die Rundenzeiten kümmern."

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