Dementsprechend frustiert zeigte sich Vettel nach dem Rennen und übte scharfe Kritik an der Strategie seines Teams. "Wir hatten aber genau über die Situation gesprochen, wenn es genau dazu kommt, das nicht zu machen. Und wir haben das dann gemacht. Das war in dem Moment natürlich ein bisschen ... frustrierend. Ich sehe aber nicht ganz genau, was die Abstände dahinter sind", so Vettel gegenüber Sky.
"Aber von da an, nach dem ersten Stopp, war dann Quark. Ich denke, ich hatte noch genug Speed, um draußenbleiben zu können. Die Gruppe, auf die ich aufgelaufen bin, fuhr genau die gleichen Zeiten wie ich mit den alten Reifen vorher. Es gab also keinen Grund zum Reinkommen", sagte der Heppenheimer.
Sieger Verstappen verriet hingegen, dass er den "Sieg nicht erwartet hätte. Aber nach dem ersten Stint sah es danach aus, dass wir sehr gut zu den Reifen waren. Natürlich war es eine Frage, wie sich Mercedes auf den harten Reifen schlägt. Wir hatten eine Menge Pace am Auto, ich hatte eigentlich gar keine Reifenprobleme. Wir haben einfach gepusht, und es ist ein unglaubliches Ergebnis, hier zu gewinnen."
Jubiläums-GP: Die Analyse
Am Start behauptete Bottas seine Führung vor Hamilton und schaffte es in den kommenden Umrundungen, den Briten aus dem DRS-Fenster zu distanzieren. Dahinter ging Verstappen trotz harten Reifen an Nico Hülkenberg vorbei und sprang auf den dritten Platz. Schlecht vom Fleck kam indes Vettel, der sich beim Beschleunigen aus Kurve eins drehte und ans Ende des Feldes zurückfiel.
Beide Mercedes-Piloten kamen schon nach 13 Runden zur Abfertigung an die Box, um dem zunehmend schnelleren Verstappen aus dem Weg zu gehen. Der, als einziger Fahrer der Top-10, auf harten Reifen gestartete Niederländer lieferte es aber auch im Anschluss schnelle Rundenzeiten ab und blieb nach seinem Stopp in Runde 27 via Overcut vor beiden Silberpfeilen.
Mit den Mediums fuhr Verstappen dann lediglich sechs Runden, ehe er, gleichzeitig mit Bottas, in Runde 33 ein zweites Mal zur Abfertigung an die Box kam und das Rennen auf frischen harten Reifen beendete.
Bottas hingegen schaffte es trotz gleichalter Reifen nicht mehr, Verstappen ernsthaft unter Druck zu setzen und musste zusehen, wie der Niederländer davonzog. Auch Hamilton wechselte noch einmal auf Hart und überholte Bottas aufgrund der deutlich frischeren Reifen drei Runden vor Schluss.
Hinter dem Führungs-Trio beendete ein erneut starker Charles Leclerc im Ferrari das Rennen als Vierter. Die Top-10 komplettierten Alexander Albon (Red Bull, 5.), Lance Stroll (Racing Point, 6.), Hükenberg (Racing Point, 7.), Esteban Ocon (Renault, 8.), Lando Norris (McLaren, 9.) und Daniil Kvyat (AlphaTauri, 10.). Der Punkt für die schnellste Rennrunde ging an Lewis Hamilton.
Jubiläums-GP: Die Reifenstrategie
Wie von Reifenhersteller Pirelli vorhergesagt setzten die meisten Teams auf eine Zweistopp-Strategie und baten ihre Piloten dementsprechend zweimal zum Reifenwechsel.
Den Anfang machte Red-Bull-Fahrer Alexander Albon, der schon nach sieben Runden von den Mediums auf die harten Reifen wechselte. In den folgenden Umläufen taten es ihm die restlichen Top-10-Fahrer gleich. Lediglich Verstappen zog seinen ersten Stint in die Länge, da der Niederländer mit harten Reifen losgefahren war.
Bottas und Verstappen kamen in Runde 33 dann gleichzeitig zum zweiten Mal an die Box und zogen für den Schlussspurt noch einmal harte Pneus auf. Hamilton hingegen blieb in seinem zweiten Stint länger auf der Strecke und wechselte neun Runden vor dem Ende auf Hart.
Highlight des Rennens: Boxen-Strategie
Lange mussten die Fans darauf warten, beim 70-jährigen Jubiläums-GP war es endlich wieder soweit. Ein Großteil des Fahrer-Feldes kam aufgrund der im Gegensatz zum vergangenen Wochenende weicheren Reifen zweimal in die Boxengasse, womit vor allem die Mercedes nicht zurecht zu kommen schienen. Das sorgte so für eine, beinahe schon vergessene, strategische Tiefe. Wir sagen: Bitte mehr davon!
Top des Rennens: Max Verstappen
Der Niederländer lieferte eine überragende Vorstellung ab. Nicht nur war er der schnellste Pilot auf dem Silverstone Circuit. Auch seine Reifen managte Verstappen hervorragend und fuhr, auch dank einer guten Strategie seines Teams, verdient seinen ersten Saison-Sieg ein. Ebenfalls wieder sehr stark: Vettel-Teamkollege Charles Leclerc.
Flop des Rennens: Valtteri Bottas
Der Finne hatte an diesem Wochenende die Chance, seinen WM-Rückstand auf Teamkollege Hamilton zu reduzieren, hatte aber speziell im letzten Stint massive Probleme, das Tempo der Spitze mitzugehen und landete am Ende auf einem enttäuschenden dritten Rang.
Der WM-Stand nach fünf Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Lewis Hamilton | Mercedes | 107 |
2 | Max Verstappen | Red Bull | 77 |
3 | Valtteri Bottas | Mercedes | 73 |
4 | Charles Leclerc | Ferrari | 45 |
5 | Lando Norris | McLaren | 38 |
6 | Alexander Albon | Red Bull | 36 |
7 | Lance Stroll | Racing Point | 28 |
8 | Sergio Perez | Racing Point | 22 |
9 | Daniel Ricciardo | Renault | 20 |
10 | Esteban Ocon | Renault | 16 |
- Kontrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Mercedes | 180 |
2 | Red Bull | 113 |
3 | Ferrari | 55 |
4 | McLaren | 53 |
5 | Racing Point | 41 |
6 | Renault | 36 |
7 | AlphaTauri | 14 |
8 | Alfa Romeo | 2 |
9 | Haas | 1 |
10 | Williams | 0 |