1. Red Bull und Max Verstappen waren nicht zu schlagen
Nach zwei Rennen, in denen Max Verstappen die Möglichkeit genommen wurde, um den Sieg mitzufahren (Silverstone und Budapest) sowie dem komischen Wochenende in Belgien, triumphierten der Niederländer und sein Rennstall Red Bull sehr souverän in Zandvoort.
Dabei machte Konkurrent Mercedes seine Hausaufgaben nicht einmal schlecht. Die Taktik, die Strategien von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zu splitten und so Verstappen stets zum Reagieren statt Agieren zu zwingen, war clever. Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass mit Sergio Perez (Start aus der Boxengasse) Red Bull ein wichtiges taktisches Mittel an der Spitze fehlte.
Doch keiner der Versuche, die Konkurrenz zu verunsichern und zu Fehlern zu zwingen, funktionierte. Den ersten Stopp von Hamilton in Runde 21 beantwortete Verstappen eine Runde später, ein Undercut klappte dementsprechend nicht. Danach sollte Bottas wie geplant als Bremsklotz fungieren und den Niederländer aufhalten, dabei wurde auch in Kauf genommen das Rennen des zweiten Mercedes-Piloten zu ruinieren.
Doch auch das schlug fehl. Der zuvor als überholunfreundlich eingestufte Kurs stellte sich nämlich als gar nicht so überholunfreundlich heraus. Ein kleiner Fehler von Bottas beim Herausbeschleunigen aus der letzten Kurve mit abgenutzten Reifen reichte, auf der anschließenden Start-und-Zielgeraden zog Verstappen ohne jegliche Probleme vorbei. Spätestens von diesem Zeitpunkt an war Bottas als taktisches Mittel Geschichte, der Finne sollte im Kampf um den Sieg keine Rolle mehr spielen.
Auch beim zweiten Stopp kann man den Strategen der Silberpfeile wenig vorwerfen. Erneut holte man Hamilton, diesmal sogar mit weniger Rückstand zum Red Bull, zuerst herein, wieder coverte Verstappen das Manöver und blieb vorne. Die anschließende Kritik von Hamilton, man hätte ihn nicht mitten in den Überrundungsverkehr schicken sollen, ist insofern wenig gehaltvoll, dass beinahe überall auf der Strecke Verkehr herrschte. Zudem wollte Mercedes Verstappen frühestmöglich auf die weiche Reifenmischung zwingen, um einen früheren Verschleiß zu provozieren.
Wolff über Hamilton-Kritik: "Das ist in Ordnung"
Doch die Österreicher machten erneut alles richtig. Anstatt der weichen Mischung wählte man den (zuvor wenig getesteten und deshalb mit etwas Risiko behafteten) härtesten Reifen für den letzten Stint. Verstappen hatte auf den Hards keinerlei Schwierigkeiten das Tempo Hamiltons zu fahren und auf schnelle Rundenzeiten des Briten zu reagieren. Mit aller Kraft versuchte Hamilton schließlich eine Entscheidung auf der Strecke zu erzwingen, ins DRS-Fenster des Niederländers kam er aber nie.
"Im Nachhinein ist man immer schlauer", meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Anschluss. An der Strategie seines Teams übte er keine Kritik. "Wir hatten nicht erwartet, dass sie auf den harten Reifen gehen würden, weil der eine Unbekannte war. Wir sind den Hard am Freitag nicht gefahren und dachten, dass wir sie früh zu den Softs zwingen können. Aber es ist, wie es ist", sagte Wolff.
Dass Hamilton während und nach dem Rennen deutliche Kritik äußerte, ist für Wolff in Ordnung: "Wir sind jetzt im neunten Jahr gemeinsam. Dem Fahrer musst du ein Ventil geben. Wenn du frustriert im Auto bist, und es läuft nicht so, wie du willst, dann spei dich auch mal aus. Das ist in Ordnung. Wir nehmen das. Dafür sind wir da, das abzudämpfen."
Der WM-Kampf geht nach mehreren Mercedes-Triumphen somit wieder an Red Bull. Ändern könnte sich das in der kommenden Woche schon in Monza - traditionell eine Mercedes-Strecke. Vielleicht ist es dann genau anders herum und Mercedes und Lewis Hamilton nicht zu schlagen.