Ferrari-Boss Mattia Binotto legte die Stirn in Falten, der neue, so spektakuläre Mercedes von Lewis Hamilton gefällt ihm gar nicht.
"Wir sind überrascht. Denn eigentlich darf der Spiegel nicht als Aerodynamik-Element genutzt werden", sagte Binotto am Rande der abschließenden Formel-1-Testfahrten in Bahrain: "Darüber sollten wir sprechen. Ansonsten werden die Spiegel irgendwann aussehen wie Raumschiffe."
Die neue Saison hat noch gar nicht richtig begonnen, aber schon jetzt geht es mit den Psychospielchen los. Denn im Kampf um den WM-Titel fragen die Mercedes-Rivalen Ferrari und Red Bull: Ist der Silberpfeil womöglich illegal?
"Das sind keine Spiegelhalterungen, das sind Flügel. Das entspricht nicht dem Geist des Reglements", meckerte Red-Bull-Teamchef Christian Horner beim Fachmagazin auto, motor und sport: "Für uns sind diese Flügel illegal."
Später meinte Horner, er sei "falsch zitiert" worden und bekräftigte in einer Pressekonferenz am Freitag, der Mercedes sei legal. Es sei ein "extremes" und "radikales" Design, aber "es sieht so aus, als ob es alle Kriterien erfüllt".
Mercedes-Teamchef Wolff bleibt im Hickhack cool
Im Vergleich zu den ersten Testfahrten in Barcelona ist Hamilton in Bahrain mit einem ziemlich veränderten W13 unterwegs. Der Bolide kommt unter anderem fast ohne Seitenkästen aus. Die Verkleidung zur Kühlung ist nicht mehr oben breit und unten schmal, sondern genau andersherum.
Zudem stehen die vorgeschriebenen Streben zum Aufprallschutz horizontal vom Chassis ab, daran sind die Rückspiegel befestigt. Und das sorgt für Aufregung bei den Rivalen - obwohl sie noch gar nicht wissen, ob Mercedes mit diesem Design auch wirklich schnell ist.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff bleibt in dem Hickhack betont cool. "Wenn man Innovationen präsentiert, ist es klar, dass das eine Debatte entfacht. Das haben wir erwartet", sagte der Österreicher und versicherte, dass der runderneuerte Mercedes den (aktuellen) Regeln entspricht: "Der Entwicklungsprozess ist ziemlich transparent."
Der Rennstall habe dem Weltverband FIA sogar ständig Computer-Daten zum Design vorgelegt. "Die FIA und die Formel 1 gehen sicher gewissenhaft damit um. Wir stehen da in regem Austausch", sagte Wolff.
Droht Mercedes ein Problem?
Und doch könnte Mercedes ein Problem drohen, denn in diesem Jahr greift eine Regeländerung.
"Am Ende des Tages müssen wir uns am Wortlaut des Reglements orientieren, und dieses kann mit einer 80-prozentigen Mehrheit geändert werden", sagte Formel-1-Sportdirektor Ross Brawn bei Sky über die so genannte "Super Majority".
Stimmen also acht der zehn Teams einer Regeländerung zu, wäre Mercedes zum Handeln gezwungen. Bisher mussten Regeländerungen durch alle Teams einstimmig abgesegnet werden.
Wolff macht keinen Hehl daraus, dass ihm dieser Weg besser gefallen hat. "Ich bevorzugte das alte Reglement. Da konnte man nichts daran ändern, wenn ein Team mit cleveren Innovationen kommt, welche das Regelwerk einhalten", sagte er.