Formel 1 plant offenbar weiteres Qualifying bei Sprintrennen-Wochenenden

SID
Formel 1, Stefano Domenicali
© getty

Weniger Training, mehr Action: Die Formel 1 will an Sprint-Wochenenden ein zusätzliches Qualifying einführen. Das Training in Melbourne rührte für diese Idee unfreiwillig die Werbetrommel.

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Der Regen prasselte, durch die Boxengasse von Melbourne pfiff der Herbstwind, viele Fahrer drehten nur ein paar Runden - und im Tagesklassement war wie fast immer Max Verstappen vorne. Das Freitagstraining zum Großen Preis von Australien bot allenfalls mittelmäßige Werbung für die Formel 1. Und es war zugleich Wasser auf die Mühlen von Stefano Domenicali.

Dem Geschäftsführer der Motorsport-Königsklasse ist das Treiben am Freitag nämlich zu langweilig. Die beiden einstündigen Trainingseinheiten seien "für die Ingenieure von großem Nutzen, aber werden von der Öffentlichkeit nicht gern gesehen", sagte der Italiener kürzlich.

In Melbourne waren nicht einmal die Ingenieure sonderlich glücklich. Die Wetterprognose für das Qualifying und das Rennen (Samstag und Sonntag, jeweils 7.00 Uhr MESZ/Sky) ist deutlich besser, entsprechend konnten auch die klugen Köpfe nicht allzu viel mit den gedrehten Runden bei Nässe anfangen.

Domenicali und auch die Regelhüter der FIA arbeiten aber an einer Lösung. Und diese besteht aus einer Gleichung. Weniger Training = mehr Spannung.

"Wir denken an eine Session, die den Sport einfach besser macht", sagte Domenicali am Freitag. Im Moment sind es an einem normalen Rennwochenende drei Einheiten a eine Stunde, die Ergebnisse haben nur statistischen, aber keinen sportlichen Wert.

Viele Fahrer zeigten sich offen für Veränderungen, und an den Wochenenden mit Sprintrennen schwebt den Machern der Formel 1 sogar schon ein ganz konkretes Spannungselement vor: die Einführung eines zweiten Qualifyings. Das Ergebnis des Sprints würde dann nicht mehr wie bislang die Startaufstellung für das Hauptrennen bestimmen, für dieses gäbe es ein eigenes Qualifying.

Entsprechende Berichte der Fachpresse kommentierte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko am Sky-Mikrofon vielsagend: "Das wäre eine fairere Lösung. Das Sprintrennen wird auch spannender, weil man mehr riskieren kann."

Bereits beim Rennwochenende in Aserbaidschan Ende April, wo das erste Sprintrennen der Saison stattfindet, könnte das neue Format greifen. "Liberty Media und FIA müssen das einfach entscheiden, die Teams kommen nie auf einen grünen Zweig", kommentierte Marko.

Die Einführung der Sprintrennen 2021 veränderte die betroffenen Rennwochenenden grundlegend: Es war einfach mehr los. Nach einem einzigen freien Training wurde im Qualifying am Freitag die Startreihenfolge für den Sprint ausgefahren. Das zweite freie Training vor dem Sprint am Samstag wurde dadurch aber zum Muster ohne großen Wert, zumal der Zieleinlauf beim Sprint maßgeblich war für die Startaufstellung im Grand Prix.

Mit einem weiteren Qualifying könnten die Fahrer im Sprint künftig mehr riskieren, dieser wäre praktisch losgelöst. "Das wäre eine Verbesserung", sagte Marko.

Auch an klassischen Wochenenden ohne Sprint wird eine Verknappung diskutiert, dies könnte ganz nebenbei auch das Personal bei der 23 Rennen umfassenden Formel-1-Welttournee entlasten. Das wiederum dürfte auch die Ingenieure freuen.

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