Für ein paar schnelle Runden war alles perfekt. Charles Leclercs Ferrari wetzte brüllend durch die Straßen von Monaco, an den Balkonen im Fürstentum wehten die Flaggen mit seinem Namen - und am Ende stand der Liebling der Fans nicht nur ganz oben, sondern auch weit vor Max Verstappen.
Das freie Training wurde für Leclerc zum eindrucksvollen Auftakt in den Heim-Grand-Prix, das Ende seines ganz persönlichen Fluchs scheint tatsächlich greifbar: In 1:11,278 Minuten war er schnellster Mann am Freitag, damit ist er vorerst auch Favorit für das in Monaco so wichtige Qualifying am Samstag (16.00 Uhr/RTL und Sky).
Leclerc peilt eine große Premiere an: Noch nie hat er ein Rennen in Monaco gewonnen, weder seit 2018 in der Formel 1, noch zuvor in den Nachwuchsklassen.
Bis zur Zeitenjagd steht allerdings noch ein weiteres freies Training am Samstagmittag an, Verschiebungen sind möglich, die Spitze war am Freitag bunt gemischt. Auf Leclerc folgten Lewis Hamilton im Mercedes, Fernando Alonso im Aston Martin, Weltmeister Verstappen im Red Bull und Lando Norris im McLaren. Kein Team brachte beide Autos in die Top 5, Monaco wurde seinem Ruf als Fahrerstrecke gleich wieder gerecht.
Verstappen allerdings lag mehr als eine halbe Sekunde zurück. Bereits in den vergangenen beiden Rennen war von der deutlichen Überlegenheit des Weltmeisters nichts mehr zu sehen gewesen, Monaco könnte nun ein noch schwierigeres Wochenende werden.
In beiden Sessions zum Auftakt jedenfalls haderte er mit den Einstellungen seines Autos, "auf Messers Schneide" bewege es sich durch die engen Kurven, funkte er an die Box. Im zweiten Training touchierte Verstappen vor dem Tunnel die Leitplanke und steuerte schnell die Box an.
Eine große Serie könnte damit am Samstag enden, achtmal in Folge holte Verstappen zuletzt den ersten Startplatz. Ein neuntes Mal wäre in dieser Statistik alleiniger Rekord vor Ayrton Senna.
Allerdings ist die Schwäche des Titelverteidigers mit Vorsicht zu bewerten. Auch beim vergangenen Rennen in Imola erwischte Verstappen einen schwachen Freitag. Am Samstag holte er dann mit etwas Glück dennoch die Pole, am Sonntag gewann er knapp vor Norris im McLaren.
"Wer eine Weile oben steht, der weiß, wie gewisse Situationen zu bewältigen sind", sagte Verstappen am Donnerstag: "Mittlerweile sind wir ein Team, das schwer zu schlagen ist."