Mit einem knappen Vorsprung von 0,109 Sekunden hat sich der WM-Führende aus Heppenheim die 36. Pole Position seiner Karriere vor Lewis Hamilton im McLaren gesichert.
"Ich denke, wir sind mit dem richtigen Fuß aufgestanden", sagte Vettel nach der Quali: "Wir konnten uns über die Freien Trainings immer weiter steigern. Wir haben alles richtig gemacht. Deshalb bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden."
Auch beim zweitplatzierten Briten herrschte nach dem guten Ergebnis gute Laune. "Ich bin hier dieses Wochenende angekommen mit dem Willen, über das Limit Druck zu machen", erklärte Hamilton. "Diese Herangehensweise scheint im Qualifying funktioniert zu haben. Ich habe alles gegeben."
Webber drohte Strafversetzung
Vettels Teamkollege Mark Webber wurde Dritter. "Mit dem letzten Teil des dritten Qualifying-Durchgangs bin ich zufrieden", erklärte Webber: "Ich musste im dritten Qualifying-Teil mit einem kleinen Problem zurechtkommen und fuhr dennoch eine starke Rundenzeit."
Allerdings drohte dem Australier noch eine Strafe. Er hatte nach dem Ende von Q1 die Anweisung missachtet, mit seinem Auto in die Garage der Rennleitung abzubiegen. Die Stewards forderten ihn zu einer Erklärung auf und entschieden danach, Webber nur zu verwarnen.
Getriebewechsel bei Grosjean
Die viertschnellste Zeit fuhr Romain Grosjean im Lotus. Allerdings wechselte sein Team vor Beginn der Qualifikation das Getriebe des Renault-Motors. Damit wird der Franzose nur als Neunter ins Rennen gehen. "Aber das ist Motorsport", sagte Grosjean: "Die Jungs haben unglaubliche Arbeit geleistet, das Getriebe zwischen dem 3. Freien Training und dem Qualifying zu wechseln. Die Zeit dafür war wirklich knapp bemessen."
Sein Teamkollege Kimi Räikkönen rückt deshalb auf Position vier vor, womit er selbst nicht rechnete. "Ich hatte heute eine schwierigere Qualifying-Einheit erwartet", so Räikkönen: "Aber das Auto war so gut, wie am gesamten Wochenende noch nicht. Also lief es schlussendlich doch ganz gut. Das Setup ist immer noch nicht ganz so, wie ich es haben möchte, aber es kommt der Sache schon viel näher."
Alonso enttäuscht als Neunter
Vettels WM-Konkurrent erlebte dagegen einen rabenschwarzen Tag. Alonso fuhr nur die neuntschnellste Zeit und geht sogar hinter seinem Teamkollegen Felipe Massa und Nico Hülkenberg im Force India ins Rennen. Durch das Pech Grosjeans rückt der Spanier immerhin noch auf Startplatz acht vor.
"Felipe war heute im Qualifying durchweg schneller als ich. Für ihn war es ein sehr gutes Qualifying", lobte Alonso den Brasilianer und zeigte sich vom eigenen Abschneiden enttäuscht: "Wir haben es nicht hinbekommen, die bestmögliche Runde zu fahren, die bei diesen Reifen und den Streckenverhältnissen immer die letzte ist. Wir wussten, dass es ein kompliziertes Wochenende wird, aber wir waren heute eindeutig zu langsam und starten zu weit hinten."
Der gelobte Massa zeigte sich mit seinem sechsten Startplatz zufrieden. "Das Qualifying war eher eine Lotterie", fasste der Brasilianer zusammen: "Es ist nie einfach mit so wenig Grip eine perfekte Runde hinzubekommen."
Bei Teamchef Stefano Domenicali überwog dagegen der Frust: "Ein enttäuschendes Qualifying, das uns im Bezug auf die Weltmeisterschaft in eine schwierige Lage versetzt, weil unser Rivale von der Pole Position startet." Die Ferrari-Piloten kämpfen während der gesamten 45 Minuten mit ihrer Reifentemperatur. Alonso fiel mehrmals auf, weil er seinen F2012 wild hin und her warf, um die Pneus anzuwärmen.
Jubel und Frust bei Mercedes
Michael Schumacher überraschte dagegen positiv und startet durch die Strafversetzung Grosjeans als Fünfter. "Das Qualifying lief besser, als wir dies erwartet hatten", freute sich der Rekordweltmeister: "Wir haben uns nicht nervös machen lassen und haben das Auto sukzessive dorthin gebaut. Es hat sich ganz gut bezahlt gemacht."
Die zweite Enttäuschung des Qualifyings: Nico Rosberg. Der zweite Mercedes-Pilot setzte in allen Trainings den Speed des Autos um, doch als es darauf ankam, reichte es nur zu Rang 17. Die Enttäuschung sei heftig, sagte der 27-Jährige anschließend. "Wir haben halt was ausprobiert und den Auspuff eingesetzt, der auf dem Stand von vor ein paar Monaten war", sagte Rosberg sichtlich enttäuscht.
Button fehlt der Vortrieb
Auch Jenson Button schied schon im zweiten Abschnitt des Qualifyings aus und startet nur als Zwölfter. "Ich weiß nicht, ob es am Gaspedal lag, aber ich hatte keinen Vortrieb mehr. Das war es dann", sagte der Brite: "Ich konnte eine Runde fahren und glücklicherweise habe ich in diesem Versuch gepusht, denn sonst müsste ich als 17. starten."
Timo Glock zeigte im unterlegenen Marussia ebenfalls eine starke Leistung. Er nahm seinem Teamkollegen Charles Pic über sechs Zehntelsekunden auf einer Runde ab und geht als Neunzehnter ins Rennen. Damit ist er der beste Fahrer der drei unterlegenen Teams Marussia, Caterham und HRT.
"Für das Team ist das eine großartige Entwicklung. Wir müssen alle bei jedem Rennen wieder daran erinnern, dass wir dies ohne den Vorteil von KERS geschafft haben, und der ist wirklich signifikant", so Glock.