Dabei war Vettels siebter Saisonsieg nur beim Start in Gefahr. Rosberg bremste sich von Startplatz zwei am Polesetter vorbei und übernahm in der ersten Kurve die Führung. Der gebürtige Wiesbadener war allerdings zu schnell und kam von der Strecke ab, sodass Vettel wieder vorbeiziehen konnte.
"Der Start war brenzlig. Ziemlich schwierig, weil Nico besser wegkam, aber er rutschte etwas zu weit raus und ich konnte ihn wieder überholen. Das war wichtig", erklärte Vettel später: "Ich bin sprachlos, es war ein unglaublich gutes Rennen für uns."
Ricciardo löst Safety-Car-Phase aus
Schon nach der ersten Runde hatte der Dreifachweltmeister fast zwei Sekunden Vorsprung auf Rosberg herausgefahren und baute diesen sukzessive aus. Die dominante Vorstellung unterbrach lediglich sein künftiger Teamkollege Daniel Ricciardo, der seinen Toro Rosso nach einem kleinen Crash in Kurve 18 abstellte und somit eine Safety-Car-Phase auslöste.
"Das war mein Fehler. Ich habe versucht, die verlorene Zeit vom Start gutzumachen", erklärte der 24-jährige Australier, der zu Beginn sieben Plätze verlor: "Ich bin übers Ziel hinausgeschossen und habe einen Fehler gemacht."
Vettel verlor dadurch zwar elf Sekunden Vorsprung, gewann jedoch den Restart und erarbeite sicher innerhalb weniger Runden wieder einen beruhigenden Puffer. Mit 30,6 Sekunden Abstand zu Vizeweltmeister Fernando Alonso kam der Heppenheimer in die Box und blieb weiter in Führung, sodass er zum dritten Mal in seiner Karriere den Grand Slam aus Pole-Position, schnellster Runde und Start-Ziel-Sieg einfuhr.
Strategie-Coup spült Alonso auf Platz zwei
Dauerkonkurrent Alonso entschied sich unterdessen zu Beginn der Safety-Car-Phase, im Gegensatz zu den Mercedes- und Red-Bull-Piloten, seinen zweiten Reifenwechsel vorzuziehen. Schon beim Start war er raketengleich von Platz sieben auf Position drei vorgeprescht. Zwar fiel er beim zweiten Reifenwechsel zunächst auf Platz fünf zurück, musste aber nicht mehr an die Box und rutschte durch die geschickte Strategie auf Platz zwei.
"Das war eine riskante Entscheidung. Aber wir haben uns gesagt, dass wir mit unserer Lage in der WM nichts zu verlieren haben. Ob wir Zweiter im Rennen werden oder Fünfter, ist um ehrlich zu sein egal", so der Spanier: "Wir wussten, dass wir heute nicht die Pace hatten, also mussten wir uns etwas ausdenken. Die erste Möglichkeit war der Start, dann die unterschiedliche Strategie zu den anderen. Das hat sich am Ende mit dem zweiten Platz ausgezahlt, der sich für uns wie ein Sieg anfühlt."
Räikkönen trotz Schmerzen Dritter
McLaren schickte Jenson Button zwar mit derselben Taktik in die Schlussphase des Rennens, er hatte aber weniger Erfolg. Der Weltmeister von 2009 verteidigte sich in der Schlussphase vehement gegen Kimi Räikkönen, letztlich vergebens: Der Iceman presste sich in Runde 55 spektakulär am Engländer vorbei.
"Es hat spektakulärer ausgesehen, als es war. Ich hatte halt mehr Grip", erklärte Räikkönen, der sich dadurch den dritten Podestplatz sicherte. Button musste dagegen mit abbauenden Reifen Federn lassen und kam hinter Felipe Massa (Ferrari/6.) als Siebter ins Ziel.
Dabei kann sich der Iceman auch insgesamt als Mann des Rennens fühlen: Er hatte im Qualifying mit starken Rückenschmerzen noch den Sprung unter die Top Ten verpasst und war nur als 13. ins Rennen gestartet. Auch am Sonntag behinderte ihn die Verletzung. "Es hat sich nicht wirklich gut angefühlt. Auch jetzt nach dem Rennen fühlt es sich nicht hundertprozentig an. Aber das ist egal", beruhigte der 33-jährige Finne.
Mercedes verzockt sich
Während Alonso und Räikkönen vom Safety Car profitierten, verzockte sich Mercedes. Vor der Safety-Car-Phase lagen die beiden Silberpfeile noch hinter Vettel auf Rang zwei und drei. Rosberg verlor seinen zweiten Platz allerdings, nachdem er seinen zweiten Reifenwechsel erst absolvierte, als der Restart schon erfolgt war. Hinter ihm reihte sich Teamkollege Lewis Hamilton mit derselben Strategie ein.
"Das Safety-Car kam just zum falschen Zeitpunkt für uns raus", erklärte Teamchef Ross Brawn. "Wir dachten, dass es zu früh für uns gewesen wäre, um den Rest des Rennens mit einem Reifensatz durchzufahren. Wir haben bei den anderen Autos gesehen, dass es an der Grenze war."
Rosberg überrascht: "Überall Autos!"
Das Silberpfeil-Duo machte in den letzten Runden somit zusammen mit Mark Webber von Platz zehn aus Jagd auf die Konkurrenten und arbeitete sich auf dem Stadtkurs nach vorn. "In dem Chaos ging's teilweise drunter und drüber", berichtete Rosberg: "Das ist dann auch schwierig: hinter einem Autos, vor einem Autos, überall Autos! Die vor mir waren richtig langsam. Da musst du aufpassen, denn die bremsen dann zehn Meter früher."
Zudem profitierte der Wahlmonegasse vom Pech bei Red Bull. Webber hatte wie schon in Monza technische Probleme und schied in der letzten Runde mit Feuer im Heck aus. Rosberg wurde so noch Vierter, Hamilton Fünfter.
Auch die übrigen Deutschen profitierten. Nico Hülkenberg sicherte sich hinter Sergio Perez (McLaren/8.) als Neunter noch zwei WM-Punkte. Dabei verwies der deutsche Sauber-Pilot Adrian Sutil mit dessen Force India auf Platz zehn, der immerhin noch einen Zähler einfuhr.