Hamilton brilliert sich auf Lauda-Niveau

Lewis Hamilton gewann nach seinem Ausfall in Melbourne alle bisherigen F1-Rennen der Saison
© getty

Mercedes-Star Lewis Hamilton hat beim Grand Prix von China seinen angestrebten Sieg-Hattrick perfekt gemacht. Der von der Pole gestartete Engländer ließ der Konkurrenz vor den Toren Shanghais in seinem überlegenen Silberpfeil keine Chance und verwies seinen Teamkollegen Nico Rosberg deutlich auf Rang zwei. Der Wiesbadener konnte nach Startschwierigkeiten nicht um den Sieg kämpfen. Dritter wurde beim Debüt des neuen Ferrari-Teamchefs Marco Mattiacci der überraschend starke Fernando Alonso.

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Hamilton hat mit seinem Triumph nach Siegen mit seinem Boss, Silberpfeil-Aufsichtsratschef Niki Lauda, sowie der britischen Rennfahrerlegende Jim Clark gleichgezogen. Wie die beiden Ex-Weltmeister hat Hamilton nun 25 Siege auf dem Konto - damit rückte der Engländer auf den achten Platz der ewigen Bestenliste vor. Mehr Triumphe für Großbritannien fuhren bisher nur Nigel Mansell (31) und Jackie Stewart (27) ein. Rekordweltmeister Michael Schumacher thront auch in dieser Wertung mit 91 Siegen einsam an der Spitze.

Weltmeister Sebastian Vettel erlebte als Fünfter das nächste kleine Debakel, sein Teamkollege Ricciardo stahl dem Vierfach-Champion wie schon in Bahrain die Show. Auf Anweisung seines Red-Bull-Teams musste der Heppenheimer dem jungen Australier sogar freie Fahrt gewähren. Ricciardo wurde am Ende Vierter. Nico Hülkenberg (Force India) bestätigte als Sechster in Shanghai seine starke Form. Für Sauber-Pilot Adrian Sutil (Gräfelfing) war das Rennen früh wegen technischer Probleme beendet - sein dritter Ausfall nacheinander.

Reaktionen:

Lewis Hamilton (Mercedes): "Ohne die harte Arbeit des Teams hätte ich das nicht geschafft. Es ist unglaublich. Ich kann kaum glauben, wie gut das Auto ist. Ich bin nur gegen mich selbst gefahren. Es fühlt sich klasse an, einfach großartig. Wir haben einen Lauf. Wir werden weiter Druck machen und den Motor und das Auto verbessern. Die anderen Teams werden aufholen, deshalb müssen wir am Ball bleiben."

Nico Rosberg (Mercedes): "Das Wochenende war richtig schlecht. Es ist einiges schief gegangen. Heute ist die Telemetrie ausgefallen, daher hatte ich einen ganz schlechten Start. Ohne Telemetrie können die Leute in der Box nichts mehr von meinem Auto sehen. Sie wissen gar nichts. Sie kennen keine Temperaturen, null. Ich war komplett auf mich alleine gestellt, wie ich meinen Sprit nutze und so. Das muss ich alles suchen auf dem Lenkrad. Am Start hatte ich auch noch eine Kollision. Von daher ist es echt noch okay. Es freut mich sogar, nach dem Ganzen noch Zweiter zu werden. Das war richtige Schadensbegrenzung."

Fernando Alonso (Ferrari): "Ein gutes Wochenende. Wir haben das Auto verbessert, sind wettbewerbsfähiger. Das Podium ist eine Überraschung für uns. Endlich! Ich bin Dritter in der Fahrerwertung. Wir hatten nicht den gewünschten Saisonstart, sind aber bei der Musik dabei. Ich hatte schon beim Start eine heftige Berührung mit Felipe Massa. Ich habe per Funk gesagt, sie müssen das Auto checken. Es war okay. Wir haben glücklicherweise das Rennen beendet."

Sebastian Vettel (Red Bull): "Das war mein erster guter Start in dieser Saison. Ich war überrascht, wie gut ich weg kam. Der erste Stint war gut, danach wurde es immer schlimmer. Es war nicht mehr drin. Selbst mit einem guten Ausgang aus Kurve 12 ist mir der Ferrari weggefahren. Die waren heute wohl nicht für mich in Reichweite. Vielleicht hätten wir da eine Runde früher reingemusst. Es ist im Moment das Schwierigste, mit dem Auto zurechtzukommen. Ich fühle mich nicht wohl. Es macht nicht das, was ich will. Das Ergebnis fuchst mich nicht, die Tatsache wie es zustande kommt, gefällt mir nicht so."

Schlüsselszenen des Rennens:

Vor dem Start: Hamilton startet von Pole und hat mit Ricciardo und Vettel einen doppelten Red-Bull-Puffer zu Rosberg, Alonso ist Fünfter. Hülkenberg startet als Achter, Sutil als 14. Trotz der freien Reifenwahl nach dem Regen-Qualifying wählen alle Piloten außer Kevin Magnussen die weichen Reifen. Der Däne startet auf den Medium-Slicks.

Re-LIVE: Der Grand-Prix-Ticker zum Nachlesen

Start: Hamilton bleibt vorne und setzt sich direkt ab. Ricciardo verpatzt den Start, Rosberg ebenso. Vettel fährt auf Platz 2 vor und Alonso ist schon Dritter. Berührung zwischen Alonso und Massa in Turn 1 - es scheint nichts weggebrochen zu sein, obwohl der Brasilianer sogar kurz abhob. Auch Rosberg und Bottas haben intensiven Feindkontakt.

Runde 1: Alonso greift Vettel zügig an, aber der behält seinen zweiten Platz. Hinter den beiden folgen Ricciardo, Massa, Rosberg, Hülkenberg und Grosjean. Intensive Zweikämpfe auch zwischen Rosberg und Hülkenberg um Platz 6. Der Silberpfeil geht vorbei.

Runde 5: Rosberg, der ohne Telemetriekontakt zur Box ist und die Daten vom Lenkrad ablesen muss, geht in Kurve 5 an Massa vorbei und übernimmt Platz 5. Nur Alonso stört den Formationsflug von Mercedes und Red Bull.

Runde 6: Bei Adrian Sutil hakt es mal wieder. Er fiel gleich nach dem Start auf den letzten Platz zurück und stellt den Sauber jetzt in der Box ab. Probleme mit der Antriebswelle und somit auch keine Energierückgewinnung.

Runde 11: Riesige Probleme in der Williams-Box! Beim Massa-Stopp sind erst die falschen Hinterreifen da, dann klemmt die Radmutter. Insgesamt braucht der Brasilianer über eine Minute, bis er die Box wieder verlässt.

Runde 13: Vettel kommt zum Reifenwechsel auf Mediums. Aber der Stopp wirft ihn hinter Alonso zurück! Der Ferrari-Pilot war eine Runde früher drin.

Runde 15: Vettel versucht Alonso mit DRS wieder zu kassieren, der wehrt sich aber erfolgreich. Der Weltmeister muss abreißen lassen, um die Reifen zu schonen.

Runde 16: Jetzt kommt auch Ricciardo zum ersten Reifenwechsel. Rosberg ist vorbei und der von zwei gestartete Australier nach der ersten Boxenstopp-Runde nur noch auf Platz 5.

Runde 18: Während alle Piloten schon lange mit Graining kämpften, funkt Hamilton bestens gelaunt an seine Box, dass seine Vorderreifen sich noch überraschend gut anfühlen. Doch dann leistet er sich in Turn 1 einen Ausrutscher und holt sich auch neue Slicks.

Runde 21: Hülkenberg fährt auf Rang 6 sein eigenes Rennen. Fast sieben Sekunden Rückstand auf Ricciardo, etwa drei Sekunden Vorsprung auf Bottas.

Runde 23: Vettel liefert Rosberg eine großartige Abwehrschlacht durch die Kurven 14 bis 1. Allerdings letztlich vergebens. Rosberg übernimmt Platz drei, der regierende Weltmeister hat jetzt seinen Teamkollegen im Genick.

Runde 26: Stallorder bei Red Bull! Vettel soll Ricciardo vorbeilassen, weil der einen Stopp weniger macht. Vettel erkundigt sich prompt knurrig, was das soll. Das Team verweist ihn eher einsilbig auf die frischeren Reifen des Teamkollegens. In Kurve 1 lässt Vettel den Teamkollegen vorbei.

Runde 28: Kurioser Boxenfunk bei Lotus: Grosjean soll den vierten Gang vermeiden, sonst riskiert er einen Ausfall. Der Franzose liegt auf Platz zehn, stellt aber nur eine Runde später das Auto ab. Nächster Ausfall!

Runde 31: Hamilton ist Alonso wieder davongefahren. Es sind wieder 14 statt der 4 Sekunden direkt nach dem Stopp und der Spanier bekommt Druck von Rosberg.

Runde 38: Rosberg mit einem Fahrfehler auf der Inlap. Der kostet ihn die entscheidenden Zehntel: Alonso bleibt nach einem Fernduell auf P2, Ricciardo kommt zeitgleich mit dem Mercedes rein und vor Vettel auf P4 wieder raus.

Runde 43: Jetzt ist es passiert: Rosberg zieht an Alonso vorbei! Mit ein klein wenig DRS-Hilfe ist das ein klinisches und völlig unspannendes Überholmanöver.

Runde 48: Die Red Bull-Box ignoriert die starken Rundenzeiten von Alonso. Stattdessen heizt sein Renningenieur den Australier an und behauptet, er könne Alonso noch einkassieren.

Runde 55: Das hätte böse enden können! Hamilton wird eine Runde zu früh abgewunken, nimmt aber glücklicherweise nicht wirklich Gas weg.

Ziel: Start-Ziel-Sieg für Lewis Hamilton beim Großen Preis von China mit 18,6 Sekunden Vorsprung. Neben ihm auf dem Podium stehen Rosberg und Alonso, dann folgen die beiden Red Bull und Hülkenberg. Valtteri Bottas, Kimi Räikkönen, Sergio Perez und Daniil Kvyat komplettierten die Punkteränge.

Nach dem Ziel: Die Stewards ändern die Wertung, weil die schwarz-weiß-karierte Flagge eine Runde zu früh gezeigt wurde, ist das Rennen zu diesem Zeitpunkt schon beendet gewesen. Dadurch rutscht Kamui Kobayashi auf Platz 18 zurück. Sein Überholmanöver gegen Jules Bianchi war nutzlos. Sonst ändert sich nichts.

Mann des Rennens: Fernando Alonso. Am Freitag hieß es von vielen, die Bestzeit im 1. Training und die zweitschnellste Zeit des Tages seien durch geringeres Gewicht entstanden. Fehleinschätzung! Ferraris neue Motorengeneration wirkt wirklich und prompt fährt der Spanier mit einer bravourösen Leistung zurück aufs Podest. Guter Start, starke Runden nach den früheren Boxenstopps und ein Kampf gegen Rosberg, den der Deutsche viel früher für sich entscheiden musste.

Flop des Rennens: McLaren. Mit den Mercedes-Motoren sollte es nach vorn gehen. Doch nach dem Saisonauftakt mit dem Doppelpodium in Melbourne gibt es nur Rückschritte. Button verpasste in Shanghai als 11. die Punkte, Magnussen wurde 13. - an den Piloten liegt das nicht. Sie sind mit unterlegenem Material unterwegs und werden mit Sauber und Lotus kämpfen.

Das fiel auf:

  • Lewis Hamilton brilliert auf seiner Paradestrecke. Zu keiner Sekunde war sein Sieg in Gefahr, zu keiner Millisekunde schien ein Konkurrent auf seinem Niveau. Der Engländer fuhr extrem spritsparend und war dennoch meilenweit enteilt.
  • Nico Rosberg hatte abermals Probleme mitzuhalten, das lag aber nicht an ihm. Ohne Telemetrie ist in der modernen Formel 1 eigentlich kein Rennen zu gewinnen. Nach dem verlorenen Start wurde er im Verkehr aufgehalten und musste die Daten selbst durchfunken. Eigentlich hätte der gebürtige Wiesbadener auf einem Level mit seinem Teamkollegen fahren können, was er mit der schnellsten Rennrunde in 1:40,402 Minuten bewies.
  • Die Red Bull sind nicht für eine Fahrt im Mittelfeld gebaut. Ferrari brachte Alonso per Strategie vorbei, der schnellere Vettel hatte wegen fehlendem Topspeed aber keine Chance zu überholen. Nur an Red Bull liegt das nicht. Das Schwesterteam Toro Rosso fuhr mit weniger Abtrieb wesentlich schneller auf der Geraden. Red Bulls Problem: Starten Vettel und Ricciardo nicht von vorn, kommen sie an den direkten Konkurrenten nie vorbei.
  • Sebastian Vettel ist wahrlich kein Teamplayer. Auf die Teamorder folgte eine Ablehnung ("Pech gehabt"), wahrscheinlich fielen einige weitere Wörter, bis der Deutsche Ricciardo doch noch durchließ.
  • Für Hülkenberg war nicht mehr drin als Platz sechs. Die Williams überholte er schon am Start, danach fuhr er seinen Force India ins Ziel. Bottas hatte gegen Ende sogar das deutlich schnellere Auto, trotzdem blieb der Deutsche vorn.
  • Erstmals in dieser Saison kämpften die Piloten mit Graining, bei den Stopps mussten die Mechaniker Gummistücke aus den Frontflügeln kratzen. Die Teams entschieden sich im Gegensatz zur Pirelli-Prognose für die weichere Mischung zu Rennbeginn. Durch die aggressivere Fahrweise wurden die Slicks zusätzlich gefordert. Dass die umgekehrte Strategie kaum Vorteile brachte, zeigte Magnussen. Er kam über Rang 13 nicht hinaus.
  • Lotus hat sich erholt. Romain Grosjean war bis zu seinem Ausfall auf Punktekurs. Beim Spätstarter-Team fehlt noch etwas Wissen über die neue Technik, in Europa werden Grosjean und Maldonado aber in den Top-Ten-Kampf eingreifen.

WM-Stand und Termine im Überblick