Hamilton musste später mit Bremsproblemen aufgeben, Rosberg wurde immerhin noch Zweiter vor Sebastian Vettel. Bei einem spektakulären Crash in der letzten Runde, wäre der Vierfachweltmeister aus Heppenheim fast von Felipe Massa abgeräumt worden. Der Brasilianer kämpfte in seinem Williams mit dem überraschend starken Force-India-Pilot Sergio Perez und kollidierte. Beide schlugen spektakulär in den Reifenstapel ein, verletzten sich aber offenbar glücklicherweise nicht schwer.
Rosberg hat sich trotz der knappen Niederlage zum Favoriten im Titel-Duell der Silberpfeile aufgeschwungen und die Führung im WM-Klassement ausgebaut. Der 28-Jährige schleppte seinen angeschlagenen Boliden als Zweiter über die Ziellinie. Hamilton (118 Punkte) liegt im Klassement nun bereits 22 Punkte hinter dem Deutschen (140).
Das gesamte Montreal-Ergebnis in der Übersicht
Die Reaktionen:
Daniel Ricciardo (Red Bull): "Ich bin immer noch geschockt. Das ist einfach irre! Das Rennen kam erst in den letzten 15 Runden richtig in Schwung. Wir haben mitbekommen, dass Hamilton ein Problem hatte, dann war Rosberg auf den Geraden langsam. Ich musste aber kämpfen, um Perez vorbeizukommen, weil er auf der Geraden sehr schnell war. In Turn 1 bin ich dann einen schönen Move gemacht und bin vorbeigekommen. Ich hatte noch ein paar Runden für Nico. Ich hatte DRS und war in der richtigen Position. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Ich bin einfach dankbar hierfür!"
Nico Rosberg (Mercedes): "Ich hatte nicht den besten Start, bin aber besser durch Turn 1 gekommen und habe die Führung behalten. Es war die ganze Zeit ein guter Fight mit Lewis. Wir hatten ein Problem beim zweiten Boxenstopp und ich fiel zurück. Ich hatte dann keine Ahnung, was gerade passiert. Es war komisch, dass wir beide gleichzeitig das Problem gekriegt haben. Keine Ahnung, wie man sich das erklären kann. Total komisch. Ich wusste gar nicht, dass ich geführt bis zwei Runden vor Schluss geführt habe. Ich hatte keine Ahnung. Ich hab einfach eine Qualifying-Runde nach der anderen gemacht. Von daher bin ich zufrieden. Ich dachte, ich wäre Fünfter oder Sechster."
Sebastian Vettel (Red Bull): "Glückwunsch an Daniel. Das ist sein Tag. Wir hatten große Hilfe von Mercedes und waren da, als wir profitieren konnten. Wir hingen hinter den Force India, wir waren nicht schnell genug, weil wir zu wenig Power haben. Trotzdem ist es ein guter Tag. Daniels erster Sieg, der erste Sieg für Renault in der neuen Ära - trotzdem bleibt noch viel Arbeit."
Schlüsselszenen des Rennens:
Vor dem Start: Rosberg geht wie schon in Monaco von der Pole-Position ins Rennen, dahinter startet Hamilton. Vettel ist Dritter, vor den Williams von Bottas und Massa, Alonso startet hinter Ricciardo als Siebter. Räikkönen greift sein 200. Formel-1-Rennen als Zehnter an. Hülkenberg geht als Elfter wie Bianchi, Chilton, Ericsson, Gutierrez, Kvyat und Maldonado auf den härteren soften Slicks ins Rennen.
RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker
Start: Hamilton kommt besser weg, Rosberg bremst sich innen hart rein und hält die Führung. Hamilton muss aufs Gras und verliert Platz zwei an Rosberg. Vergne kommt auf Platz 7 vor, Hülkenberg verliert einen Platz an Perez.
Runde 1: Heftiger Crash in Turn 3 von den beiden Marussia! Chilton kommt das Heck quer, er rutscht nach außen und grätscht mit dem linken Vorderrad in das Heck des Teamkollegen. Bianchi dreht sich und knallt hart in die Betonmauer. Ihm geht's gut. Das Safety-Car muss raus.
Runde 8: Trümmer und Öl sind weg. Es geht weiter! Rosberg und Vettel setzen sich leicht ab und Hamilton hat keine Chance auf einen Angriff. Perez schnappt sich vor Start-Ziel auch noch Button.
Runde 10: Starkes Manöver von Hamilton! Der Engländer schnappt sich Vettel vor der Start-Ziel-Geraden, weil er die Haarnadel wunderbar erwischt und DRS direkt nach der Freigabe ausnutzt. Der Deutsche hat schon Graining an der Hinterachse, ist damit aber nicht allein.
Runde 13: Ricciardo eröffnet das Boxenstopp-Festival. Bei Massa klemmt der linke Vorderreifen, er fällt aus den Punkten. Rosberg kommt als erster Mercedes und leistet sich auf seiner Outlap. Hamilton bleibt trotzdem Zweiter. Nur Perez und Hülkenberg fahren weiter und übernehmen die Plätze drei und vier.
Runde 24: Vettel hängt seit seinem Stopp hinter Hülkenberg. Der Weltmeister geht auf letzter Rille in der Haarnadel vorbei, aber der Force India kann kontern. Und vorne ist Hamilton ganz nah an Rosberg dran.
Runde 26: Rosberg mit einem kapitalen Verbremser in der Schikane vor dem Ziel. Er kürzt ab, Hamilton klebte direkt im Heck. Die Stewards ermitteln, sprechen aber keine Strafe aus.
Runde 27: Massa arbeitet sich weiter nach vorne und kassiert auch Räikkönen. Er ist schon wieder auf Platz 8.
Runde 35: Genau zur Halbzeit stoppt jetzt Perez und holt sich den zweiten, härteren Reifensatz. Er fällt auf Platz 10 zurück und hat somit schon mal jede Menge Punkte sicher.
Runde 38: Panik bei Rosberg und Hamilton! Beide melden fast zeitgleich zu wenig Power. Die Box hat die Ruhe weg und will sich das anschauen. Wir hatten das Thema schon im Vorbericht.
Runde 41: Dreher von Räikkönen in Kurve 10, die ist der Lieblingspunkt für eine spontane Pirouette hier. Das kostet den Finnen satte vier Plätze.
Runde 42: Jetzt der einzige Stopp von Hülkenberg! Wo kommt er wieder raus? Auf Rang 8, er hat viel Zeit durch die älteren Reifen verloren.
Runde 45: Rosberg wechselt zum zweiten Mal die Reifen. 2,5 Sekunden verlieren die Mercedes dank ihrer Motorenprobleme pro Runde, das Problem scheint nicht lösbar zu sein. Massa rutscht vorbei. Eine Runde später kommt Hamilton zum Stopp und der Brasilianer geht in Führung! Rosberg fällt hinter Hamilton zurück.
Runde 47: Wahnsinn! Rosberg kommt wieder vorbei, aber Hamilton kontert sofort vor der Ziel-Schikane! Er ist aber zu schnell, mit einer Vollbremsung muss er abkürzen. Hamilton gibt den Platz sofort freiwillig wieder ab.
Runde 48: Bremsprobleme bei Hamilton, er muss gleich wieder ins Gras! Danach fährt er langsam an die Box und stellt das Auto ab. Der Doppelsieg-Rekord ist futsch!
Runde 49: Massa kann nicht wie von Williams geplant durchfahren. Er kommt zum zweiten Reifenwechsel und ist nur noch Siebter. Rosberg hat unterdessen zwei Sekunden Vorsprung vor Perez, dahinter kleben die beiden Red Bull. Die Top 8 liegt nach zwei Dritteln des Rennens innerhalb von sieben Sekunden!
Runde 58: Bottas geht in Sektor 3 an Hülkenberg vorbei, gerät aber zu weit nach außen. Massa nutzt die Gunst der Stunde, geht am Teamkollegen vorbei und kurz vor Start und Ziel dann auch an Hülkenberg. Wunderschöne zehn Sekunden für den Brasilianer mit einem Sprung von 7 auf 5!
Runde 64: Massa hat auf der Geraden eindeutig das schnellste Auto. Er ist an den führenden vier Piloten dran, probiert es außen vor Kurve 13 gegen Vettel, das geht sich knapp nicht aus.
Runde 67: Perez hat riesige Bremsprobleme, Ricciardo bremst sich spektakulär in Turn 1 vorbei und ist Zweiter!
Runde 68: Und da ist der entscheidende Schlag von Ricciardo! Er fliegt in der DRS-Zone regelrecht an Rosberg vorbei! Führung! Nur noch zwei Runden!
Runde 69: Vettel überholt an gleicher Stelle eine Runde später Perez. Dritter! Doch der Mexikaner will auf der Zielgeraden kontern. Als er rauszuckt, ist Massa schon neben ihm. Beide koillidieren und schlagen heftig in der Mauer ein. Massa ist nur knapp an Vettel vorbeigerauscht. Safety-Car!
Ziel: Was für ein Rennen! Ricciardo rollt als Erster über die Ziellinie, Rosberg rettet Platz 2. Vettel ist Dritter. Dahinter profitiert Button vom Unfall und wird Vierter, Hülkenberg rutscht auf Rang fünf. Alonso, Bottas, Vergne, Magnussen und Räikkönen komplettieren die Punkteränge.
Update Nach dem Rennen: Massa und Perez sind unverletzt aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Rennleitung greift durch: Der Force-India-Pilot trägt die Schuld am Unfall mit dem Brasilianer und wird beim Österreich-GP um fünf Plätze strafversetzt. Auch Chilton kommt nicht glimpflich davon, er muss drei Plätze zurück.
Mann des Rennens: Daniel Ricciardo. Starkes Rennen vom Australier! Von Platz 6 gestartet fuhr er konzentriert zu seinem ersten GP-Sieg überhaupt. Dass er wie Gilles Villeneuve und Lewis Hamilton seinen ersten Erfolg ausgerechnet in Kanada feiert, dass er Sebastian Vettel wieder hinter sich lassen konnte, war zuvor nicht vorauszusehen. Er setzte den Speed des Red Bull perfekt um und arbeitete sich vor den DRS-Zonen genug Vorsprung heraus, so verteidigte er sich perfekt gegen die Autos mit Mercedes-Antrieb.
Flop des Rennens: Kimi Räikkönen. Der Finne hat seinen Punkt für Platz 10 eigentlich nicht verdient. Sein selbst verschuldeter Dreher in der Haarnadel kostete ihn vier Plätze. Während Alonso mal wieder alles aus dem Ferrari herausholte, leistete der Iceman sich einen riesigen Bock und hätte bei einem nomalen Rennende die Punkteränge klar verpasst.
Szene des Rennens: Der Unfall in der Schlussrunde machte zwei Rennen kaputt und rettete gleichzeitig einige andere. Gut, dass offenbar niemand verletzt wurde. Dass Perez Vettel nochmals attackieren wollte, ist vollständig verständlich. Die spektakuläre Kollision, bei der Vettel fast abgeschossen wäre, wird in keinem Jahresrückblick fehlen.
Das fiel auf:
- Was für ein Drama bei Mercedes! Statt des sechsten Doppelsiegs in Folge gibt es technische Probleme. Hätte Mercedes die Powerunit vor dem Rennen gewechselt, weil sie bei Bottas in Monaco und Perez im Freien Training die MGU-K den Geist aufgab, wahrscheinlich hätte es den Rekord des sechsten Doppelsiegs in Folge gegeben. Immerhin rettete Rosberg Platz zwei ohne die Unterstützung des Hybrid-Antriebs.
- Ricciardo profitierte von der Entscheidung seines Teams. Vettel war lange vorn, wurde aber zuerst an die Box gerufen - gerade in dem Moment, als er endlich freie Fahrt gehabt hätte. Den Australier wird's nicht kümmern. Zum ersten Mal im Jahr 2014 kein Silberpfeil an der Spitze - und er bekommt die Lorbeeren.
- Force India riskierte mit der Einstopp-Strategie viel. Und es hätte sich fast ausgezahlt. Perez konnte die superweichen Reifen schonen, während Hülkenberg Landsmann Vettel blockierte. Nur so kam der Mexikaner in die Top 5. Am Crash in der letzten Runde trägt weder er noch Massa die Schuld. Perez zuckte vor Turn 1 raus, weil er Vettel attackieren wollte. Da war aber schon der Williams, der Crash war nicht mehr zu vermeiden.
- Kanada machte seinem Ruf alle Ehre. Der Circuit Gilles Villeneuve entpuppte sich als Fahrer- und Motorenstrecke. Massig Fahrfehler, einige Kollisionen und die zwei vermentlich besten Hybridantriebe gehen kauptt.
Stand in der Fahrer- und Kontrukteurs-WM