Red Bull kratzt kurz am Silberpfeil-Lack

Nur eine Momentaufnahme: Auf dem Podium herrschte bei Rosberg, Hamilton und Vettel Freude
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Die Formel 1 entwickelt sich beim zweiten Saisonrennen in Sepang zur Formel deutsch. Mercedes dominiert mit dem Sieg von Lewis Hamilton vor Nico Rosberg und Weltmeister Sebastian Vettel schließt mit Red Bull fast schon auf.

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Die Laune des Weltmeisters war erstaunlich gut. Nur Dritter, keine Chance auf einen Kampf mit den überragenden Silberpfeilen. Dennoch strahlte Vettel auf dem Podium und erquickte sich in einer Champagnerorgie mit dem Sieger und einem Grid Girl.

"Das war eines der schwierigsten Rennen, was die Temperaturen und die Belastung für das Auto betrifft", erklärte Vettel später und warnte die Konkurrenz vor seiner anstehenden Aufholjagd: "Es ist eine Frage der Zeit. Schaut euch doch an, wo wir vor eineinhalb Monaten standen: Da waren wir von zehn Runden am Stück weit entfernt. Es war tolle Arbeit des Teams und tolle Arbeit von Renault, alle schuften unter Hochdruck."

Noch aber hat Red Bull kaum Siegchancen. Die nächsten Strecken in Bahrain und China, bei denen die Aerodynamik weniger Einfluss hat als in Malaysia, kommen eher Mercedes entgegen.

Marko: "Das reicht bei weitem noch nicht"

Vettel betätigt sich abermals als Motivator, doch seinem langjährigen Mentor geht es nicht schnell genug. "Das reicht bei weitem noch nicht", sagte Helmut Marko bei "Sky". Der Red-Bull-Motorsportberater spielt weiterhin dem langjährigen Motorenpartner den Schwarzen Peter zu: "Die Hauptlast liegt auf Renault, dass der Motor standfest wird, die Software funktioniert und mehr Power kommt."

Vielleicht wollte Marko aber auch nur von den eigenen Fehlern und Problemen ablenken - noch immer wirkt die Disqualifikation in Melbourne nach. "Fakt ist, dass die Geräte uns keine verlässlichen Ergebnisse liefern, das ist auch bei anderen Teams der Fall - aber Mercedes blockiert das Thema", sagte Red Bulls Motorsportberater noch am Samstag.

Nach einer Anpassung durch die FIA gab es in Sepang nach den Freien Trainings allerdings keine öffentlich kommunizierten Abweichungen der Werte des Durchflussmengenmessers mehr, den vierten Platz von Ricciardo verspielte das Team letztlich selbst durch den Unsafe Release beim Boxenstopp. Zudem sicherte sich Red Bull damit eine schlechte Ausgangslage für Bahrain: Ricciardo wird um zehn Plätze strafversetzt.

Renault entwickelt sich positiv

Überhaupt ist Renault mittlerweile wesentlich besser präpariert als noch beim Saisonauftakt. Zwar musste Pastor Maldonado seinen Lotus abstellen und Jean-Eric Vergne parkte seinen Toro Rosso ebenfalls wegen einer fehlerhaften Powerunit, der Rest fuhr aber ohne Probleme die volle Renndistanz ab.

Selbst Romain Grosjean beendete mit dem Problem-Lotus sein Rennen und verpasste als Elfter nur knapp die Punkte. Daniil Kvyat holte für Toro Rosso im zweiten Grand Prix seiner Karriere sein zweites Top-Ten-Ergebnis und war nebenbei auf der Geraden der Pilot mit der vierthöchsten Geschwindigkeit.

Nico Rosberg war nur um 2,7 km/h schneller als der Russe. Seine Rundenzeiten waren besser, weil der Silberpfeil aktuell das bessere Gesamtpaket aus aerodynamischer Leistung und Motorenkraft hat und damit zum Rekordbrecher wird. Hamilton zog schon am Samstag mit der 33. Pole Position seiner Karriere mit dem britischen Rekordhalter Jim Clarke gleich, am Sonntag schloss er mit seinem 23. GP-Sieg zu Damon Hill auf.

Historischer Triumph für Mercedes - durchs Benzin?

Beim doppelten Erfolg in Malaysia belegten zudem zum ersten Mal seit über 58 Jahren zwei Mercedes die ersten beiden Plätze. Gemeinsam egalisierten Rosberg und Hamilton das Ergebnis von Juan Manuel Fangio und Piero Taruffi beim Saisonfinale 1955 in Monza, dem letzten Einsatz als Werksteam bis zu Comeback 2010.

"Ein unvorstellbares Ereignis", schwärmte Rosberg: "Das Team hat über den Winter phänomenale Arbeit geleistet. Dafür möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken. Mein Dank gilt auch unserem Partner Petronas. Sie unterstützen das Team so sehr, allem voran mit den besten Produkten für unsere Powerunit." Die Lobeshymne für den malaysischen Ölkonzern erscheint wie ein kleines PR-Geschenk zum Heimspiel. "Auto Bild Motorsport" will allerdings erfahren haben, dass mehr dahinter steckt.

"Das Benzin ist in diesem Jahr tatsächlich noch wichtiger. Weil der Turbo das Benzin-Luft-Gemisch verdichtet, besteht die Gefahr des Klopfens. Deshalb fahren wir mit höherer Oktanzahl und brauchen Benzin mit mehr Energie", erklärte der deutsche Petronas-Chef Eric Holthusen: "Mit dem richtigen Sprit kann man sechs bis sieben Prozent mehr PS aus dem Motor holen." Bei der von Niki Lauda vor der Saison auf 580 PS angegebenen Leistung des V6-Turbo-Verbrennungsmotors bedeutet das 35 bis 40 PS Unterschied zur Konkurrenz.

Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, dass Rosberg beim Premierenerfolg und Hamilton in Malaysia während des Rennens eher den Eindruck erweckten, ihre sportliche Leistung entspreche der eines deutschen Sonntagsfahrers auf der Autobahn. "Wir wussten aus den Trainings, dass die Leistung im Auto steckte. Im Rennen ging es darum, das Team und das Auto für 56 Runden zu verwalten, ohne dabei Probleme zu haben oder Fehler zu machen", sagte Rennleiter Paddy Lowe.

"Das letzte Puzzleteil zusammengesetzt"

Er deutete sogar noch größeres Potenzial seines Rennstalls an: "Das gesamte Team arbeitete mehrere Jahre an diesem Silberpfeil und heute haben wir das letzte Puzzleteil zusammengesetzt."

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Auch der Sieger jubelte: "Es war ein ziemlich gutes Gefühl, dass ich nicht auf der letzten Rille fahren musste. Es war ein gutes Rennen, auch wenn wir wohl noch einige Dinge verbessern können", drohte Hamilton den Gegnern bei über 17 Sekunden Vorsprung auf den eigenen Teamkollegen: "Das ist wohl das beste Auto, das ich je gefahren bin. Das würde ich so unterschreiben!"

Warum aber kam Rosberg so deutlich hinter ihm ins Ziel? Direkt nach dem Start kämpfte er mit durchdrehenden Rädern und wurde früh angehalten, seine Reifen zu schonen. Anschließend verlor er bei der Verteidigung gegen Vettel Zeit. Schon als die Lichter der Startampel ausgingen, hätten sich die beiden Deutschen fast berührt.

Erster Disput zwischen Rosberg und Vettel

"Ich dachte, ich wäre gleich in der Wand drin", kritisierte Rosberg den verteidigenden Spurwechsel von Vettel: "Da habe ich mir gesagt: Augen zu und durch. Vielleicht hat er es da etwas übertrieben." Der Weltmeister reagierte mit Humor und einer Anspielung auf den Multi21-Eklat im Vorjahr gegen Mark Webber: "So eine ähnliche Erfahrung hatte ich letztes Jahr."

"Trotzdem ist es nicht richtig, so etwas nochmal zu tun", reagierte Rosberg noch während der Pressekonferenz, ruderte aber direkt zurück: "Es war in Ordnung, nicht so schlimm." Der Deutschland interne Kampf hat zumindest noch Steigerungspotenzial.

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