Auch Verlierer dürfen mal jubeln

Alexander Maack
13. Oktober 201419:12
Nico Rosberg feierte in Sotschi nach seinem "dummen" Fehler den Konstrukteurstitelxpb
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In der Formel-1-Saison 2014 soll es dank verändertem Reglement wieder mehr auf den Fahrer ankommen. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Auch die User haben die Chance zur Mitbestimmung. Teil 16: Der Russland-GP in Sotschi.

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Platz 1, Kevin Magnussen: Der Däne steht zum zweiten Mal in seiner Debütsaison ganz oben in meinem Driver-Ranking. Zu aggressiv? Zu ungestüm? Bei der Sotschi-Premiere war davon keine Spur. Wie Magnussen seinen McLaren im 3. Training abfing und einen Einschlag in die Mauer vermied, war klasse. Und der 22-jährige aus Roskilde überzeugte auch in Qualifying und Rennen. Dass er die sechstschnellste Zeit hinlegte, ist aus meiner Sicht ein weiterer Pluspunkt, auch wenn Jenson Button schneller war.

Magnussens Durchflussmengenmesser machte Probleme. Mit der vollen Leistung wäre er wohl vor seinem Teamkollegen gelandet. Selbst der Getriebewechsel konnte den Dänen letztlich nicht aufhalten, weil er schon in der ersten Runde vier Plätze gut machte. In den übernächsten beiden Umläufen schnappte er sich auch noch Jean-Eric Vergne. Mehr als der fünfte Platz war anschließend nicht drin, weil auch Magnussen mit dem zu hohen Benzinverbrauch zu kämpfen hatte.

Die starke Leistung mindert das nicht, es verstärkt sie im Nachhinein eher. Magnussen hat sein Talent mehrmals bewiesen. Jetzt müsste nur noch sein Cockpit für die Saison 2015 feststehen. Ich hoffe, dass McLaren ihn nicht schon nach einer Saison, in der er sein Talent zweifelsfrei nachgewiesen hat, wieder austauscht.

Platz 2, Lewis Hamilton: Der Premieren-Sieger fühlte sich in Russland extrem wohl und kündigte an, künftig einige freie Wochenenden im Land zu verbringen. Seine positiven Gefühle setzte er auf der Strecke fast perfekt um. Es gab nahezu keinen Moment am Wochenende, in dem es so aussah, als würde Hamilton nicht das Rennen gewinnen. Nur Valtteri Bottas im Qualifying und Nico Rosberg beim Start gefährdeten den vierten Sieg in Serie. SPOX

Als beide Gefahrenmomente ausgestanden waren, cruiste Hamilton zum Sieg. Er konnte das Rennen mit dem überlegenen Mercedes relativ leicht kontrollieren. Bottas folgte ihm zwar anfangs, kam aber in keinem Moment in Reichweite. Warum Hamilton dann nicht auf Platz 1 steht? Magnussen hat in jedem Moment das Maximum herausgeholt. Der WM-Führende räumte dagegen ein, dass eine schnellere Runde im Qualifying möglich gewesen wäre. Das ist der minimale Unterschied.

Platz 3, Sergio Perez: Wie gut der Mexikaner am Sonntag fuhr, spiegelt der zehnte Platz, den er letztlich über die Linie rettete nicht im Ansatz wider. Zwar war er im Qualifying ein My langsamer als Teamkollege Nico Hülkenberg, im Rennen drehte er das Kräfteverhältnis aber deutlich um. Die Verteidigungsfahrt gegen den schnelleren Felipe Massa war genial. 28 Runden lang klebte der Brasilianer im schnelleren Williams im DRS-Fenster. Vorbei kam er bis zum Ende nicht.

Dabei hatte Perez eigentlich andere Probleme. Die Hinweise der Force-India-Ingenieure auf den zu hohen Spritverbrauch waren so eindringlich, dass sich jeder das Ausmaß vorstellen kann. Der Mexikaner schaffte es trotz der Sparfahrt, seine Rundenzeiten zu verbessern und Massa zu kontrollieren. Dafür ist einiges an fahrerischem Geschick nötig.

Platz 4, Jenson Button: Auch der Weltmeister des Jahres 2009 profitierte vom McLaren, der auf dem Sochi Autodrom außergewöhnlich gut lag. Schon am Freitag überraschte Button mit einer Topzeit, als er im 1. Training an der Hamilton-Zeit kratzte. Die Strecke gefiel offensichtlich dem abgeklärtesten Fahrer im Starterfeld.

Das wohlige Gefühl brachte er mit seinem vierten Startplatz bis ins Rennen, in dem er dem anfänglichen Druck von Fernando Alonso ohne Probleme standhielt, bis der Spanier abreißen lassen musste. Anschließend fuhr Button, wie es für ihn typisch ist: Keine Fehler, gutes Tempo, keine Auffälligkeiten. Platz 4 war der verdiente Lohn für ein gutes Wochenende. SPOX

Platz 5, Fernando Alonso: Platz sechs im Rennen, Platz fünf im Driver-Ranking. Es war ein relativ unauffälliges Rennen, das der Spanier für Ferrari ablieferte. Schlecht war es nicht. Alonso übte Druck auf Button aus, fand aber keinen Weg vorbei, weil der Mercedes-Antrieb des Briten zu gut war.

Anschließend konzentrierte er sich darauf, das Erreichbare ins Ziel zu bringen. Magnussen musste er dabei vorbeilassen - auch, weil sein Team beim Boxenstopp viel zu lange brauchte und den Dänen so kampflos vorbei ließ. Mehr als Platz sechs war in keinem Fall drin.

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Platz 6, Valtteri Bottas: Sicher ist es streitbar, den Williams-Finnen nicht unter den ersten Fünf zu listen. Fast hätte er die Pole Positon geholt, fast wäre er vor Rosberg ins Ziel gekommen. Fast. Der Finne vergab mehrere Chancen auf den ganz großen Wurf. Das beschert ihm in meinem Ranking einige Abzüge.

Im Qualifying fuhr Bottas im letzten Versuch eine außergewöhnliche Runde, bis er in den letzten beiden Kurven alles weg schmiss. Im Rennen versuchte er dann Hamilton zu jagen, konnte aber nicht mithalten und ließ schließlich die Tür gegen Rosberg viel zu weit offen. Ob er sonst den zweiten Platz behalten hätte, darf bezweifelt werden. Trotzdem wäre ein wenig mehr Aufmerksamkeit angebracht gewesen.

Platz 7, Nico Hülkenberg: Der Getriebewechsel beim Emmericher wirkte sich stark aus. Zwar war er wohl schneller als Teamkollege Perez, an Esteban Gutierrez und Felipe Massa war aber kein Vorbeikommen möglich. Hülkenberg kämpfte mit dem ungewöhnlichen Reifenverhalten. Die sonst eklatanten Unterschiede zwischen den Mischungen gab es in Sotschi nicht.

Der Plan, auf den Mediums zu starten und am Ende mit den weicheren Slicks eine Aufholjagd zu starten ging nicht auf, weil die härtere Mischung kaum abbaute. So kam Hülkenberg nicht über Rang zwölf hinaus, auch wenn er gut fuhr. Perez war in den Kurven langsam, konnte die gute Traktion zum Verteidigen nutzen, Hülkenberg hätte ein umgekehrtes Verhalten gebraucht.

Platz 8, Daniel Ricciardo: Wieder einmal kam der Australier mit dem RB10 besser zurecht als Sebastian Vettel. Das lockere Heck, das Übersteuern, die geringere Kurvengeschwindigkeit im Vergleich zur Vorsaison - es macht dem amtierenden Weltmeister noch immer Probleme. Deshalb war Ricciardo zum zehnten Mal in der Saison 2014 der schnellere im Qualifying.

Zu Rennbeginn verspielte er den Vorteil allerdings schon wieder und fiel hinter Magnussen, Vettel und den bombastisch gestarteten Vergne zurück. Die Schmach machte er erst wieder wett, als Red Bull ihm durch einen frühen Boxenstopp freie Fahrt besorgte. Ab diesem Zeitpunkt konnte er den Geschwindigkeitsvorteil gegenüber dem Teamkollegen wieder umsetzen. Wirklich überzeugend fuhr der Australier aber nicht.

Platz 9, Nico Rosberg: Seine Aufholjagd und das Haushalten mit den harten Reifen nach dem frühen Boxenstopp absolvierte der WM-Zweite mit Bravour. Trotzdem reicht es nicht zu einer Top-Platzierung im Ranking. Die Überlegenheit seines Wagens hätte Rosberg zum Kampf um den Sieg nutzen müssen, stattdessen arbeitete er sich nach seinem unnötigen Fehler beim ersten Bremsmanöver von hinten nach vorne.

Immerhin: Die Überholmanöver waren gut getimt, der gebürtige Wiesbadener nutzte die Stärke seines W05 und ließ kaum Zeit liegen. Doch an das Niveau seines Teamkollegen kam er schon im Qualifying und den Trainings nicht wirklich heran. Die Schadensbegrenzung war gut, doch Rosberg war selbst dafür verantwortlich, dass er sie durchführen musste. Deshalb schafft er nur knapp den Sprung in meine Punkteränge.

Platz 10, Esteban Gutierrez: Dass der Mexikaner 15. wurde, lag am Russischen Roulette, das Sauber mit ihm spielte. Gutierrez startete von Rang 13 auf Softs und hielt bis zur 39. Runde durch. Die hohe Safety-Car-Wahrscheinlichkeit, die sich in den Rahmenrennen abgezeichnet hatte, sollte er ausnutzen. Doch Bernd Mayländer kam nicht zum Einsatz.

Hätte es einen Unfall gegeben, Gutierrez wäre wohl in den Punkten gewesen. So aber blieb die gute Leistung unbelohnt, bei der der 23-Jährige seinen Teamkollegen Adrian Sutil im Qualifying hinter sich ließ, obwohl er am Freitagmorgen für Lokalmatador Sergej Sirotkin aussetzen musste und auch am Samstagmorgen kaum zum Fahren kam.

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