Streckendaten:
Name: Sochi Autodrom
Ort: Sotschi
Länge: 5,848 Kilometer
Runden: 53
Renndistanz: 309,732 Kilometer
Kurven: 12 Rechtskurven, 7 Linkskurven
Darauf kommt es an:
Wer in seiner Kindheit im elterlichen Wohnzimmer mal seine Modelleisenbahn aufgebaut hat, der weiß, wie die Arbeit der deutschen Architekten um Hermann Tilke aussah. Als das Team den mittlerweile umbenannten Sochi International Street Circuit plante, standen Sofas, Wohnzimmertisch und einige Sessel schon in der Gegend herum. Sie beeinflussten das Streckenlayout stark.
Nach dem ohne Verzögerung durchfahrenen Turn 1 und der ersten von zwei DRS-Zonen ist nach über einem Kilometer Vollgas plötzlich die Medals Plaza der Olympischen Winterspiele im Weg. Dort, wo die siegreichen Winter-Olympioniken geehrt wurden, müssen die Formel-1-Autos nun nach einem engen Rechtsknick im direkt folgenden Linksbogen den Zustand ihrer Nackenmuskulatur testen.
"Da wird mit mehr als 200 km/h reingefahren, raus geht es mit mehr als 300 km/h", beschrieb Tilke gegenüber "Auto Motor und Sport" die 180-Grad-Hochgeschwindigkeitskurve, an deren Außenseite das Eiskunstlaufstadion liegt: "Die wird immer schneller. So eine gibt es glaube ich noch nicht." Fliehkräfte von 3,4 G wirken hier pro Runde ganze sechs Sekunden lang.
Besonders kritisch wird das Bremsmanöver zur nächsten Rechtsbiegung. Wer sich in dem langen Bogen zu weit nach außen tragen lässt, riskiert ein Überholmanöver des Hintermanns. Auch sonst ist die mit 5,848 Kilometern nach Spa und Silverstone drittlängste Strecke des aktuellen Kalenders von hohen Geschwindigkeiten geprägt.
Geschlängel zwischen den Olympia-Hallen
Nach vier weiteren 90-Grad-Kurven, die sich zwischen dem Olympischen Stadion, der Eishockey-Arena Bolshoy Ice Dome, dem Curling Center und dem Eisschnelllaufstadion hindurchschlängeln, ist in einer schnellen Links-Rechts-Kombination wieder Geschwindigkeit angesagt. Hier befindet sich auch die zweite DRS-Zone.
Die abschließenden sechs rechtwinkligen Richtungswechsel im engsten Teil der Strecke fordern dagegen wieder Anpressdruck und sind durch zur Außenseite abfallende Kurven nicht so leicht, wie es die Streckengrafik vermuten lässt. Besonders das Anbremsen von Kurve 13 erfordert Können, weil der Linksknick davor immer enger wird. Die entlasteten Räder auf der linken Seite können hier leicht blockieren und die Auslaufzone ist nicht besonders weit, wo die Mauer wartet.
Durch die verschiedenen Anforderungen ist ein Setup mit einem Abtriebsniveau wie in Singapur gefragt. Die Federn und Dämpfer werden aber härter ausgelegt, weil der Asphalt viel ebener ist. Viele Teams haben die Grundlagen dafür bereits in ihrem Simulator gelegt. Weil beispielsweise Sauber und Force India keinen haben, wird in den Freien Trainings wohl viel Verkehr sein. Vor Überraschungen ist hier keiner gefeit. Zudem spielen die Reifen eine entscheidende Rolle...
Reifen:
Soft und Medium. Das letzte Premierenrennen auf einer komplett neuen Strecke war der USA-GP in Austin 2012. Die Freitagstrainings waren damals kurios: Die Autos rutschten, als wären sie mit Trockenreifen auf nasser Fahrbahn unterwegs. Weil der Asphalt komplett neu war, gab es keine Gummiablagerungen, die für Grip sorgten. Stattdessen trat Öl aus, das für noch weniger Haftung sorgte. Ähnlich wird das erste Formel-1-WM-Wochenende in Russland wohl auch beginnen.
"Den Messungen zufolge hat der Asphalt einen geringen Abriebswert", sagt Motorsportdirektor Paul Hembery, der von zwei bis drei Stopps ausgeht: "Für die Reifen wird es eine interessante Herausforderung. Die Strecke besitzt zahlreiche Kurven, die alle Aspekte der Reifen-Performance auf die Probe stellen werden. Das erste Rennen auf einem neuen Circuit ist immer besonders spannend. Erst vor Ort werden wir wissen, worauf wir uns einzustellen haben."
OPTA-Fakten zum Rennen:
- Für Ferrari endete in Suzuka die 81 Rennen andauernde Serie, bei der sie bei jedem Grand Prix punkten konnten (2010 GP von Deutschland - 2014 GP von Singapur). Dies ist Formel 1-Rekord.
- Lewis Hamilton gewann die letzten drei Rennen in Folge und hat 2014 doppelt so viele Siege (8) wie sein Konkurrent und Teamkollege Nico Rosberg (4). Der Deutsche wartet nun seit fünf Rennen auf einen Sieg. Dies ist seine längste sieglose Serie in dieser Saison.
- Hamilton feierte zudem in Japan den 30. Erfolg seiner Formel 1-Karriere. Er liegt nun noch einen Sieg hinter Nigel Mansell, dem erfolgreichsten Briten in der Formel 1-Geschichte und sechsterfolgreichsten Formel-1-Fahrer aller Zeiten.
- In 14 von 15 Rennen dieser Saison stand ein Werks-Mercedes auf der Pole Position: Nico Rosberg (8) und Lewis Hamilton (6). Felipe Massa (Williams) fuhr in Österreich ebenfalls mit Mercedes-Antrieb auf Startplatz 1. Sollte beim Grand Prix in Russland wieder ein Mercedes von ganz vorne ins Rennen gehen, hätte nur Red Bull im Jahr 2011 (18) mehr Pole Positions in einer Saison erreicht.
- Mercedes kann in Sotschi den Herstellertitel sichern. Aktuell haben die Silberpfeile 522 Punkte, Red Bull liegt 190 Zähler dahinter. Bei den danach folgenden drei Läufen sind nur noch 172 Punkte zu vergeben.
- Am Sonntag vor 17 Jahren gewann Williams zum bisher letzten Mal die Konstrukteursweltmeisterschaft.
- Sebastian Vettel beendete in Suzuka zum ersten Mal in dieser Saison zwei aufeinanderfolgende Rennen vor seinem Teamkollegen Daniel Ricciardo. Es könnte aber das erste Jahr bei Red Bull werden, in der der Deutsche weder eine Pole Position noch einen Sieg einfahren kann.
Wetter-Prognose:
Freitag: sonnig, 20 Grad, 0 Prozent Regenrisiko
Samstag: sonnig, 23 Grad, 5 Prozent Regenrisiko
Sonntag: bewölkt, 23 Grad, 10 Prozent Regenrisiko
Zeitplan:
Freitag, 8 Uhr: 1. Training
Freitag, 12 Uhr: 2. Training
Samstag, 10 Uhr: 3. Training
Samstag, 13 Uhr: Qualifying
Sonntag, 13 Uhr: Rennen
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM