Platz 1, Romain Grosjean: Back in Black! Der Franzose kann endlich mit dem größten Fehler seiner Karriere endgültig abschließen. Spa, die Strecke, auf der er in der Saison 2012 mit einem vollkommen übermütigen Start eine Massenkarambolage auslöste, bei der Fernando Alonso nur knapp einer lebensgefährlichen Verletzung entging, ist jetzt zu einem Ort der Erlösung geworden.
644 Tage nach dem letzten Podestplatz für Lotus beim USA-GP in Austin am 17. November 2013 ist Grosjean mit seinem schwarzen Dienstwagen wieder unter die ersten Drei gefahren. Eine Erlösung für den Fahrer, der sich jahrelang den Ruf eines Crash-Piloten erarbeitet hatte. Mittlerweile ist Grosjean ein anderer Mensch. Er liefert beständig Leistung, er ist kontrolliert, er ist reif für ein Sieg-Auto.
In Belgien schaffte er trotz der Strafversetzung für den Getriebewechsel einen Ritt von Platz 9 auf 3. Das ganze Wochenende über war der Franzose schneller als sein Team es erwartet hatte: Siebter am Freitag, obwohl er im 1. Training noch für Jolyon Palmer Platz machen musste, Vierter am Samstag. Grosjean hat sich endlich für seine Konstanz mit einer herausragenden Leistung belohnt.
Platz 2, Lewis Hamilton: Bevor die Aufregung zu groß wird: Hamilton fuhr genauso gut wie Grosjean. Aber zwei Fahrer auf die Spitzenposition zu stellen funktioniert nicht. Also habe ich mich für den Piloten entschieden, der die Leistung mit größeren Hindernissen vollbracht hat.
Hamilton unterdessen sammelte Pluspunkte, weil er endlich Sektor 2 zusammenbrachte - und wie! Er nahm selbst Rosberg dort eine halbe Sekunde ab. Das mag zwar nicht nur an der fahrerischen Leistung sondern auch an dem steileren Frontflügel gelegen haben, dennoch ist es beeindruckend.
Dazu kommt, wie spielerisch Hamilton das Rennen nach seinem guten Start kontrollierte. Das von ihm befürchtete Desaster blieb aus, den einzigen Angriff auf seine Führung durch Sergio Perez wehrte er vor der fünften Kurve kühl und souverän ab. Weltmeisterliche Leistung - aber was will man erwarten?
Platz 3, Sergio Perez: Führung für Force India? Der Mexikaner macht's möglich: Beim Anbremsen von Les Combes durchfuhr Perez die Lichtschranke am Ende des ersten Sektors als Erster. Dass er an Hamilton vorbeikommen würde, war nicht zu erwarten. Sein Start war so schon außergewöhnlich.
Wenn ich mich auf einen Fahrer festlegen muss, der die beste erste Runde unter den neuen Startregeln ohne Ingenieurhilfe erwischte, dann fällt meine Wahl ohne Zögern auf Perez. Dass er seinen Teamkollege Nico Hülkenberg am Samstag erstmals seit dem Monaco-GP ohne Probleme im Qualifying distanzierte, ist ein weiterer, gewichtiger Pluspunkt für eine Spitzenplatzierung.
Platz 4, Daniil Kvyat: Die Red-Bull-Fahrer machen es an diesem Wochenende spannend. Wer ist besser gewesen? Eine schwierige Frage angesichts des enttäuschenden zwölften Startplatzes und einer fabelhaften Aufholjagd von Kvyat und Daniel Ricciardos guter Gesamt-Performance.
Ich habe mich für den Russen entschieden, weil mich seine Überholmanöver am Sonntag beeindruckt haben. Trotz des Renault-Antriebs hatte Daniil Vyacheslavovich Kvyat nicht den Hauch eines Problems, die Konkurrenten zu umkurven. Das Ausscheiden in Q2 fällt da weniger ins Gewicht, schließlich trennten ihn gerade zwei Zehntel von Pastor Maldonado auf Rang 6.
Platz 5, Daniel Ricciardo: Sebastian Vettels australischer Nachfolger als Oberbulle machte in Spa alles richtig und wurde doch nicht belohnt. Ohne Fehler des Hybrid-Systems wäre er in den Kampf zwischen Grosjean und dem Ferrari-Piloten um das Podium geraten. Ricciardo machte bis dahin viel richtig, ärgerte die Mercedes-Kundenteams im Qualifying. Er strahlte dabei aber weniger als gewohnt. Deswegen liegt er knapp hinter Kvyat.