Mit ohne Wut im Tank

Nico Rosberg geht in Mexiko zum vierten Mal in Folge direkt vor Lewis Hamilton ins Rennen
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Nico Rosberg startet in Mexiko City beim vierten Formel-1-Rennen in Folge von der Pole Position. Den Grund sieht Motorsportchef Toto Wolff im Austin-Manöver von Lewis Hamilton, doch der deutsche Mercedes-Pilot widerspricht und bereitet sich darauf vor, seine schlechte Quote zu verbessern.

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"Angry", lautete Wolffs Begründung für die herausragende Pace von Rosberg im Mexiko-Qualifying. "Nein, definitiv nicht. Kein Unterschied. Nur Attacke wie immer", erwiderte der Deutsche: "Ich bin nicht wütend, das wäre nicht der richtige Ansatz. Ich bewahre die Ruhe und mache weiter. Es sind noch drei Rennen, business as usual."

Ganz so einfach ist es wohl nicht. Rosberg ist ein Meister darin, sich bei Mediengesprächen zurückhaltend auszudrücken. Austin war eine Ausnahme. Dort ging er Hamilton öffentlich für das zu aggressive Verhalten nach dem Start an. Er war enttäuscht auf den letzten Kilometern den Sieg selbst aus der Hand gegeben zu haben und verlor die Fassung.

Sechs Tage später hat sich Rosberg wieder im Griff: "Was in der Vergangenheit liegt, ist Vergangenheit. Und jetzt bewegen wir uns nach vorne." Cool. Abgeklärt. Realistisch.

Trotzdem: Rosberg muss sich weiterentwickeln. Wenn es eine Statistik gibt, die seine Schwäche offenlegt, dann ist es die Pole-Sieg-Rate. Nur sechs aus neunzehn, also rund 30 Prozent seiner Pole Positions konnte Rosberg seit der persönlichen Premiere beim China-GP 2012 in einen Sieg umwandeln. Hamilton kommt in dieser Kategorie auf fast 60 Prozent, Sebastian Vettel überbietet dessen Marke sogar knapp.

Verbessert Rosberg seine Quote?

Ob die Verbesserung auf 35 Prozent ausgerechnet in Mexiko gelingt? Schon beim Start wartet die erste Gefahr. Zum einen schoss Hamilton im zweiten Gang zuletzt im Vergleich zum Deutschen immer wie von einer Tarantel gestochen nach vorn, zum anderen ist die Gerade auf dem Autodromo Hermano Rodriguez für den Polesitter unangenehm.

Der Weg bis zur ersten Kurve ist zu lang. Der Vergleich mit Sotschi liegt auf der Hand.

Auch dort geht es nach Erlöschen der Ampel elendig lang geradeaus. Der Polesitter hat aber den Vorteil, dass er im Mini-Rechtsknick die Innenbahn halten kann, während sein Verfolger für einen Angriff außen anbremsen muss. Durch den kürzeren Weg verteidigte sich Rosberg vor einem Monat erfolgreich, bis er kurz darauf mit defektem Gaspedal ausschied.

Dieser Knick fehlt in Mexiko-City. Es geht nur geradeaus. Der Zweitplatzierte muss deshalb gar nicht besser starten. Er muss sich nur in den Windschatten hängen und im richtigen Moment den Geschwindigkeitsüberschuss nutzen, um sich neben seinen Vordermann zu setzen.

Hamilton erfreut über Startplatz 2

"Es ist einer der besten Startplätze", sagte Hamilton über seinen zweiten Startplatz: "Der Weg zu Turn 1 ist wie in Russland sehr lang. Keine Ahnung, ob er länger ist, aber ich bin ziemlich zufrieden mit meinem Platz."

Und selbst wenn es mit dem Führungswechsel bis zu Kurve 1 nicht klappt, gibt es anschließend noch Möglichkeiten.

Was ist die beste Strategie?

Neben Turn 4 und 12 zum Beispiel bei der Strategie. "Wir haben an diesem Wochenende ein ziemlich unterschiedliches Setup. Vielleicht war mein Weg nicht perfekt fürs Qualifying, aber er wird gut im Rennen sein", sagte Hamilton. Er hatte als einziger Pilot im Feld in Q1 auf den soften und schnelleren Slick verzichtet.

Darauf darf auch Vettel hoffen. Der Reifenverschleiß wird das Rennen in Mexiko-City entscheiden. Durch den Regen im 2. Training tappen die Ingenieure noch durchs Halbdunkel, immerhin fehlen Vergleichsdaten nach 23-jähriger Abstinenz in Mittelamerika komplett. Und das bei der vollkommen ungewohnten Höhenlage von knapp 2200 Metern über dem Meeresspiegel, die die Arbeit der Ingenieure komplett zum Ratespielchen machen.

Aber: Während bei den Mercedes am Freitag auf der grünen Strecke nach wenigen Runden Graining einsetzte, hielten die Ferraris ihr Tempo konstant. Durch die Trainings wurde seitdem zwar mehr Gummi verteilt, der Grip ist aber kaum gestiegen, da der drei Wochen alte Asphalt so neu ist, dass er einen öligen Film auf der Oberfläche hat.

Vettel könnte daher nur einen statt zwei Boxenstopps brauchen und die Mercedes so gefährden. "Wir sind am Sonntag ja traditionell immer etwas näher dran", sagte er nach dem Qualifying: "Vielleicht können wir morgen den Speedy Gonzales auspacken."

Red Bull hofft auf Regen, Vettel auf Crash

Zumal auch das Wetter eine Überraschung begünstigen könnte. "Die Regenwahrscheinlichkeit ist am Sonntag höher als heute", machte Red-Bull-Berater Helmut Marko Hoffnung auf hektische Boxenstopps und Vorteile für die von den Plätzen 4 und 5 startenden Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo: "Es würde auch schon helfen, wenn es über Nacht regnet. Dann ist die Strecke wieder grün. Das hilft unseren Autos."

Vettel hat darauf wenig Lust. Er schielt auf den Sieg, sofern das Auto hält und die Kühlungsöffnungen ausreichen: "Der Weg zur ersten Kurve ist lang. Ich stehe auf der linken Seite. Das sollte helfen."

Vielleicht wiederholen sich gar die Austin-Unstimmigkeiten im silbernen Lager? "Könnt ihr sicherstellen, dass ihr euch gegenseitig abräumt und mir den Weg frei macht", fragte Vettel während der Pressekonferenz am Samstag Rosberg und Hamilton.

Die Antwort blieb aus. Sie folgt auf der Strecke.

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