Der Vorfall ereignete sich nach rund 40 Minuten der einstündigen Session bei Turn 13 am Ende der Gegengeraden, auf der die Autos rund 340 km/h schnell sind. Die für das Abbauen der Aufprallenergie entwickelten Tecpro-Schutzwände schoben sich über das Auto. Dahinter befand sich nur eine Leitplanke aus Metall, die stark eingeknickt wurde und auseinanderriss.
Die Rettungskräfte versuchten minutenlang an das Auto heranzukommen, hatten damit aber immense Schwierigkeiten. Auch, weil unklar war, ob das Hybridsystem sicher war oder die Gefahr eines elektrischen Schlags bestand. Erst nach rund 20 Minuten Bergungsarbeit wurde der Red-Bull-Nachwuchsfahrer aus dem Auto befreit. Sainz sei bei Bewusstsein, teilte Motorsportberater Helmut Marko mit. Später teilte das Team mit, er sei unverletzt, bleibe aber über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus.
Der Spanier hatte den Daumen als Zeichen der Entwarnung schon nach oben gestreckt, als er auf einer Trage in den Rettungswagen verladen wurde. Ebenfalls zu erkennen war, dass er redete. Anschließend wurde er ins Medical Center der Strecke gebracht, wo sein Manager vor den TV-Kameras ebenfalls den Daumen nach oben streckte. Danach wurde der 21-Jährige mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus abtransportiert, aus dem er inzwischen bereits wieder entlassen wurde. Dort kündigte er per Twitter an, am Sonntag im Rennen an den Start gehen zu wollen.
Funkverbindung abgebrochen
Genauere Informationen über Sainz' Zustand waren lange unbekannt. Toro Rosso hatte schon beim Unfall den Kontakt zu seinem Fahrer verloren. Die Funkverbindung zum Auto war beim Aufschlag ausgefallen.
Teamchef Franz Tost warnte vor schnellen Schlüssen: "Wir brauchen die Daten. Stand jetzt sieht es so aus, als hätte er das Auto beim Bremsen verloren. Aber wir müssen herausfinden, was und warum es passiert ist."
Die Rennleitung entschied sich angesichts der andauernden Bergungsarbeiten, die Session komplett abzubrechen. Die Ergebnisse wurden durch den Crash zur Nebensache. Nico Rosberg war in 1:38,461 Minuten für Mercedes die schnellste Runde gefahren. Williams ging das Tempo der Silberpfeile mit.
Fahrerwechel wäre möglich gewesen
Sainz' Auto nach dem Unfall für das Qualifying rechtzeitig zu reparieren, war ausgeschlossen. "Carlos ist bei Bewusstsein und jetzt bei den Ärzten", so Tost: "Sie sehen sich an, ob er weiterfahren kann, aber das hat jetzt nicht Priorität. Wir wollen kein Risiko eingehen."
Bis zum Start der Qualifikation hätte Toro Rosso den Fahrer wechseln dürfen, hatte dabei aber ein Problem. Red-Bull-Testfahrer Felix Antonio da Costa fährt im englischen Milton Keynes im Simulator, Ersatzfahrer Sebastien Buemi startet in der Langstrecken-WM WEC im japanischen Fuji.
Somit hätte aus dem Talentpool der Österrreicher nur Pierre Gasly zur Verfügung gestanden. Der 19-jährige Franzose ist in Sotschi vor Ort, weil er dort im Rahmenprogramm in der GP2-Serie fährt. Allerdings wäre sein Start aufgeschlossen gewesen: Das Sportliche Reglement sieht vor, dass ein Fahrer zumindest an einer Trainingssession teilgenommen haben muss, um am Sonntag mitfahren zu dürfen.
Stand in der Fahrer- und Konstrukteurs-WM