Nico Rosberg war nach seinem ersten WM-Titel in der Formel 1 emotional aufgewühlt. Immer wieder stockte dem Weltmeister der Atem, beinahe kullerten ihm Tränen aus den Augen, als er sich den Fragen der Medienvertreter stellte. Nach dem psychisch anstrengenden Abu-Dhabi-GP kündigte der Mercedes-Pilot eine große Party an und redete über das entscheidende Wochenenende der Saison 2016.
Frage: Herr Rosberg, Sie sind nach elf Jahren in der Formel 1 nun Weltmeister. Wie haben Sie das Rennen auf dem Weg zum Titel erlebt?
Nico Rosberg: Wahnsinn! Das war kein Rennen zum Genießen für mich. Es war extrem in den letzten Runden, so eng und eklig. Ich hatte unglaubliche Emotionen, weil das wirklich nicht sehr angenehm war. Irreal. Ich hoffe, ich erlebe sowas so schnell nicht wieder. Druck von hinten, Lewis fährt vorne langsam. Es war schwierig.
Frage: Wie wichtig ist der WM-Titel für Sie?
Rosberg: Ich fahre nicht der Anerkennung wegen. Ich fahre, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Das ist mein Kindheitstraum, der in Erfüllung gegangen ist. Ich danke meiner Familie von Herzen. Unglaublich, unglaublich. Was gibt es noch zu sagen? Ich weiß es nicht. Ich will jetzt nur noch feiern und die Sau rauslassen.
Frage: Was bedeutet es Ihnen, dass es nach Ihrem Vater Keke nun einen zweiten Weltmeister in der Familie gibt?
Rosberg: Ich bin in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Das ist ein großer Moment für mich.
Frage: Unterstützt er Sie?
Rosberg: Jeden Samstagabend bekomme ich eine Nachricht von ihm wie 'Morgen Gaspedal aufs Bodenblech'. Das ist sein Ratschlag. Mein Vater und meine Mutter tragen einen großen Anteil am Titel. Meine Mutter auf privater Seite und mein Vater für meine Karriereschritte. Es ist gewaltig. Es ist toll, wie er mich die Sachen machen lässt. Es fühlt richtig an, wenn er einen Schritt zurücktritt.
Frage: Wie sind Sie mit dem immensen Druck umgegangen, der auf Ihnen gelastet hat?
Rosberg: Ich stand jetzt nicht das ganze Wochenende in Schweiß deswegen, aber ich musste mich ja auch irgendwie gegen die ständigen Fragen abschirmen. In dieser Hinsicht war es ein sehr hartes Wochenende für mich.
Frage: Mit all dem Druck der auf Ihnen lastete, war das Überholmanöver gegen Max Verstappen, Rad an Rad durch zwei Kurven, eins der besten Ihrer Karriere?
Rosberg: Ja, sicher. Es war großartig, definitiv. Er war fair. Er war natürlich aggressiv, aber er hat wie immer keinen Zoll Platz gelassen. Wir sind nicht kollidiert und ich bin vorbeigekommen. Das hat sich großartig angefühlt. Es war ein überwältigendes Gefühl in dem Moment. Wirklich befreiend und so intensiv. Sowas habe ich noch nie in einem Auto gefühlt.
Frage: Hand aufs Herz: Haben Sie geschlafen in der Nacht vor dem Rennen?
Rosberg: Es waren ein paar Stunden. Es war okay.
Frage: Wie lief das entscheidende Wochenende im Auto?
Rosberg: Viele Augenblicke waren nicht wirklich zu genießen. Vor allem im Rennen war es wirklich hart. Erst Verstappen und dann am Ende ... nicht nett. Es war sicher nicht das Rennen, das ich am meisten genossen habe. So intensiv. Wirklich intensiv. Ich habe so etwas noch nie im Auto erlebt.
Frage: Wie beurteilen Sie Lewis Hamiltons Versuch an der Spitze, das Feld einzubremsen?
Rosberg: Die Diskussion ist ziemlich einfach. Ich kann die Perspektive des Teams verstehen und ich kann Lewis' Perspektive verstehen. Lewis hat alle seine Fähigkeiten genutzt. Er hat es perfekt gemacht. Für mich gab es keinen Weg vorbei. Ich habe darüber nachgedacht, aber es war sinnlos. Es ging nicht.
Frage: War Ihre Siegesserie zum Ende der Saison 2015 die Grundlage für den Erfolg in diesem Jahr?
Rosberg: Es war der Wendepunkt. Austin war eine schreckliche Erfahrung für mich. Ich habe zwei Tage allein mit meinen Gedanken verbracht. Ich habe gesagt, dass ich sowas nie mehr erleben will und habe die nächsten Siegen Rennen am Stück gewonnen. Sicher war es ein wichtiger Moment für mich und einer der Schlüsselmomente, warum ich heute hier bin.
Frage: Wie werden Sie den Titel nun feiern?
Rosberg: Meine Frau ist ja hier, meine Tochter im Hotel. Auch mein Vater und meine Mutter sind da - aber die haben sich gut versteckt. Ich hoffe, dass mein Vater das Rennen überlebt hat. (lacht) Ich habe ihn noch nicht gesehen. Meine Eltern haben so einen großen Anteil daran.
Frage: Was denken Sie, wie die Weltmeisterschaft Ihr Leben verändern wird?
Rosberg: Mein Leben wird jetzt sicher ziemlich verrückt sein in den nächsten Tagen. Heute wird aber erst mal gefeiert. Da werde ich richtig loslegen. Ich will jetzt nur noch feiern und die Sau rauslassen.
Formel 1: Der WM-Endstand der Saison 2016