Sportliches Reglement
Bis auf die Änderung, dass Pirelli künftig drei Gummimischungen bei jedem Grand Prix anbieten wird, aus denen die Teams für jeden Fahrer ein Kontingent von 13 Reifensätzen auswählen dürfen, war beim sportlichen Reglement Kontinuität geplant.
Shotclock im Qualifying: Das änderte sich erst, als Bernie Ecclestone das Qualifying revolutionieren wollte. Oder besser die Startaufstellung. Der schnellste Mann am Samstag sollte nach seiner Vorstellung künftig als Zehnter starten und sich durchs Feld kämpfen. Die Teams in der Strategiegruppe lehnten sich dagegen auf und entwickelten einen Alternativplan, um das Qualifying interessanter zu machen.
Künftig werden die Startplätze mit einem Shotclock-System ausgefahren. Zu Beginn jedes Qualifying-Abschnitts beginnt die Uhr zu ticken. In Q1 scheidet der langsamste Fahrer nach sieben Minuten aus, in Q2 nach sechs und in Q3 nach fünf. Anschließend werden in jedem Segment sechs weitere Fahrer im 90-Sekunden-Takt eliminiert. Zum Schluss messen sich zwei Piloten im direkten Duell.
Rigoroses Funkverbot: Viel Hilfe aus der Box steht den Fahrern dabei nicht mehr zur Verfügung. Artikel 20.1. soll ab sofort rigoros angewendet werden. Dort steht: "Der Fahrer muss das Auto allein und ohne Hilfe fahren."
Die Liste der noch erlaubten Funksprüche ist lang, kann aber einfach zusammengefasst werden: Gestattet sind Hinweise bei akuter Gefahr, Wetterinformationen, Details zu Sektorenzeiten, eigener Strategie und Änderungen beim nächsten Boxenstopp, Abständen und Verkehr, sowie Alter und Typ der Reifen eines Konkurrenten, seiner mutmaßlichen Strategie und die Aufforderung zum Positionstausch. Das Auto muss also wirklich eigenständig gefahren werden.
Strafen fürs Abkürzen: Was kaum auffällt, ist ein Nebensatz zur Fahrweise: Die Piloten müssen jetzt "jede vernünftige Anstrengung" unternehmen, um auf der Strecke zu bleiben. Das bildet die Grundlage für Strafen beim Abkürzen von Kurven und Schikanen: Die Stewards dürfen neben Strafversetzungen auch die Löschung von Rundenzeiten anordnen, sobald ein Fahrer mit allen vier Reifen außerhalb der weißen Linien fährt.
DRS sofort nach VSC verfügbar: Im Rennen gibt es beim Virtuellen Safety Car Anpassungen: Künftig ist der Einsatz des DRS sofort nach dem Restart möglich, bisher mussten die Fahrer zwei Runden warten. Und: Das VSC kann auch im Training eingesetzt werden, sodass die Rote Flagge nicht zwingend ausgepackt werden muss, sobald Streckenposten ein Auto bergen.
Lückenstopfen im Detail: Ansonsten schloss die FIA gleich mehrere, teils kuriose Regellücken. Nach dem Williams-Missgeschick in Belgien, als Valtteri Bottas mit verschiedenfarbigen Reifen aus der Box fuhr, hat die FIA niedergeschrieben, dass ein Satz aus zwei Vorder- und zwei Hinterreifen mit derselben Gummimischung besteht. Kommt nochmals ein solcher Fehler vor, muss das Team binnen drei Runden die Reifen abermals wechseln. Die falsche Kombination wird nicht für die im Rennen zu nutzende Anzahl an Pflichtsätzen gezählt.
Nächste Lücke: Wäre ein Rennen bisher nach genau zwei gefahrenen Runden abgebrochen worden, hätte es keine Festlegung gegeben, wie es zu werten gewesen wäre. Jetzt steht fest: Werden zwei Runden oder weniger gefahren, gibt es keine Punkte. Bei mehr als zwei Runden bis zu 75 Prozent der Distanz werden wie gewohnt die Punkte halbiert. Wenn mehr als 75 Prozent absolviert wurden, gibt es die volle Punktzahl.
Zudem hätte Renault im Jahr 2014 massig Kilometer unter realen Bedingungen abspulen können. Das Reglement verbot die Tests nur für Teams und dritte Parteien, die solche Fahrten für die Wettbewerber durchführen. Jetzt ist die Erprobung auf der Strecke genauso für Motorenhersteller verboten. Sie dürfen zudem anders als ursprünglich geplant weiterhin ältere Motoren liefern. Die Power Units müssen nur einmal bei der FIA homologisiert worden sein. Das ermöglicht Toro Rosso den Einsatz der Vorjahresantriebseinheiten von Ferrari.
Technisches Reglement
Detailarbeit bei den Autos. Weil zur Saison 2017 das neue Reglement mit breiteren, schnelleren Autos kommt, wurden nur Kleinigkeiten angepasst. Alle leeren Flächen zur Cockpitwand müssen etwa mit dem Schaummaterial gefüllt werden, aus dem auch die Kopfstütze ist. Das Polster hat nun eine Minimalgröße: 35.750 Quadratmillimeter. Allein an dieser Modifikation kann man die Ausmaße der Änderungen erkennen.
Motorenreglement geöffnet: Wichtiger sind die Änderungen am Motorenreglement. Die Weiterentwicklung wurde komplett freigegeben. Bei der Einführung der V6-Turbo-Hybride war noch vorgesehen, dass einige Teile der in 42 Bereiche eingeteilten Power Unit in diesem Jahr nicht angerührt werden dürfen. Diese Regel wurde gekippt. Deshalb dürfen die Hersteller mit 32 Tokens die Hälfte des Motors verändern.
In den nächsten Jahren stehen den Ingenieuren noch 25, 20, 15 und schließlich 3 Token für die Weiterentwicklung zur Verfügung. Das wird allerdings kaum in dieser Form genutzt werden, da schon zur Saison 2018 ein neues Motorenkonzept eingeführt werden soll, das die Technik einfacher und die Antriebseinheiten billiger macht.
Neue Auspuffrohre: Wichtiger für einige Fans: Die Autos werden in der Saison 2016 lauter. Jeder Motor muss ab diesem Jahr mit ein oder zwei Wastegate-Auspuffrohren ausgestattet werden. Ab einem bestimmten Ladedruck des Turboaggregats werden die Abgase an der Turbine vorbei in diese dünneren Extra-Rohre geleitet. Zuvor wurde die Wastegate-Luft am Energierückgewinnungssystem MGU-H vorbei geleitet und im "Ofenrohr"-Auspuff wieder mit den anderen Abgasen vereint. Das wirkte tonabsorbierend wie ein Helmholtz-Resonator.
Eine riesige Dezibelsteigerung werden die neuen Rohre trotzdem nicht bringen. Die V6-Turbos laufen nie auf Maximaldrehzahl, was an der Benzinbegrenzung liegt. Aber der Klang soll sich deutlich verbessern. Weil die neuen Rohre parallel zum großen Abgasrohr verlaufen, haben aerodynamische Tricks übrigens eine minimale Wirkung.
Der Formel-1-Kalender 2016 im Überblick