Sebastian Vettel erlebte unterdessen ein Desaster: Er konnte von Startplatz 3 keinen Angriff auf die Silberpfeile starten, weil der Ferrari-Antrieb schon während der Aufwärmrunde den Geist aufgab. Auf der Gegengerade zerlegte sich der Motor rauchend in seine Einzelteile.
Von Vettels Ausfall und dem Startunfall von Hamilton profitierte Williams beinahe. Valtteri Bottas, der in die Seite des Weltmeister-Autos gefahren war, und Felipe Massa übernahmen die Plätze 2 und 3. Sie waren aber unfähig, die gute Position zu halten.
Vierter wurde Daniel Ricciardo im Red Bull vor Romain Grosjean im Haas, Max Verstappen auf Toro Rosso und seinem eigenen Teamkollegen Daniil Kvyat. Felipe Massa brachte den ersten Williams auf Platz 8 ins Ziel, Bottas als Neunter.
Das gesamte Ergebnis im Überblick
Die Punkteränge komplettierte Fernando Alonsos Ersatzmann: Stoffel Vandoorne fuhr bei seinem Formel-1-Debüt mit seinem McLaren-Honda auf Platz 10 über den Zielstrich.
Pascal Wehrlein beendete das Rennen im Manor als 13. vor einem Sauber, beiden Force India und seinem Teamkollegen Rio Haryanto. Nico Hülkenberg kam nach einer Kollision und vier Boxenstopps nicht über Rang 15 hinaus.
Rosberg gewann nicht nur sein zweites Saisonrennen, er zog mit 16 GP-Erfolgen auch mit Stirling Moss gleich. Der Brite war bisher der erfolgreichste Fahrer ohne WM-Titel. Rosberg baute zudem sein Punktepolster in er Fahrer-WM aus. Er führt mit 50 Zählern vor Hamilton (33), Ricciardo (24), Räikkönen (18), Grosjean (18) und Vettel (15).
Reaktionen:
Nico Rosberg (Mercedes): "Das war ganz sicher ein fantastisches Wochenende. Der Schlüssel war der Start. Ich bin großartig weggekommen und von da an habe ich nur versucht, die Pace zu kontrollieren."
Kimi Räikkönen (Ferrari): "Ich hatte einen schlechten Start. Wir haben herausgeholt, was wir konnten, um uns davon zu erholen. Es ist ein ziemliches gutes Resultat."
Lewis Hamilton (Mercedes): "Zwei Vorfälle in zwei Rennen, beide gleich schmerzhaft, vielleicht heute sogar noch mehr. Es war wieder Schadensbegrenzung. Glückwunsch an Nico. Das Team hatte gehofft, es würde vielleicht eine Safety-Car-Phase geben. Mein Auto war so stark beschädigt, ich konnte nicht mit Kimi kämpfen."
Sebastian Vettel (Ferrari): "Ich weiß nicht, was war. Leistung verloren, ziemlich viel Rauch aus meinem Heck. Das war's."
Der Spielfilm:
Vor dem Start: Vettel übersteht die Aufwärmrunde nicht. Motorschaden! Enttäuschung auch bei Renault: Magnussen startet aus der Boxengasse, weil er eine vorgeschriebene Gewichtskontrolle verpasst hat. Palmer geht gar nicht ins Rennen.
RE-LIVE: Das ganze Rennen im Ticker
Start: Nächstes Ferrari-Problem: Räikkönen kommt kaum weg, Massa und Bottas zischen vorbei. Der Finne ist in der ersten Kurve plötzlich neben Hamilton, beide kollidieren, Ricciardo fährt sich die Außenplatte des Frontflügels kaputt. Rosberg führt vor Massa und Bottas, Ricciardo ist Vierter vor Räikkönen und Grosjean. Dann erst folgt der Weltmeister im Mercedes. Hülkenberg muss am Ende der Runde direkt in die Box.
Runde 2: Perez fehlt der linke Teil des Frontflügels. Auch er kommt zur Reparatur rein. Sainz jr. kommt mit einem Plattfuß zum Reifentausch. Beide waren kollidiert.
Runde 7: Brutales Manöver von Räikkönen! Er zieht in Turn 1 auf er Außenbahn an Landsmann Bottas vorbei. Ein paar Kurven später rollt Jenson Button aus und stellt den McLaren-Honda sicher ab. Hamilton setzt sich mit DRS auf der Zielgeraden neben Bottas, der Weltmeister übernimmt Platz 5. Am Ende der Runde kommt der Finne zum Boxenstopp. Zwei Runden später muss er wieder rein: Durchfahrtsstrafe für die Kollision mit Hamilton.
Runde 9: Gutierrez liegt im Haas aussichtsreich in den Top 10. Doch er stellt ab.
Runde 12: Räikkönen übergibt mit seinem Boxenstopp Platz 2 an Hamilton, der sich dank Konkurrenz-Boxenstopps und ein paar Überholmanövern vorgearbeitet hat. Als er wieder auf die Strecke kommt, profitiert der Iceman vom Zweikampf zwischen Ricciardo und Massa. Erst schnappt er sich Massa, ein paar Kurven später ist Ricciardo dran.
Runde 13: Rosberg fährt in die Box. Hamilton kommt stoppt direkt danach. Zwischenklassement: Rosberg vor Räikkönen, Ricciardo und Kvyat, der noch nicht an der Box war. Dahinter: Massa, Hamilton, Grosjean und Verstappen.
Runde 14: Blitzsauber bremst sich Hamilton an Massa vorbei. Kvyat wird von ihm und dem Brasilianer direkt geschnupft. Zwei Runden später beendet der Russe den Marathon-Stint und holt sich neue Softs.
Runde 28: Vierter ist Grosjean als er zum nächsten Stopp zu seiner Haas-Crew fährt. Massa und Ricciardo mussten ihn passieren lassen. Der Vorteil des Franzosen: Superweiche und damit schnellere Reifen, von denen er sich gleich einen neuen Satz holt.
Runde 29: Hamilton kommt vor Rosberg und Räikkönen rein. Supersofte Reifen, volle Attacke auf Räikkönen! Der Finne covert die Strategie und holt nach einer Runde ebenfalls die weichsten Reifen, Rosberg macht es einen weiteren Umlauf später nach.
Runde 32: Carlos Sainz gibt endgültig auf.
Runde 38: Ferrari geht den Überrundungen aus dem Weg. Räikkönen stoppt zum dritten Mal und bekommt weiche Reifen. Rosberg covert die Strategie und kommt zwei Runden später rein. Die Führung übernimmt Hamilton.
Runde 41: Hamilton stoppt. Er bekommt einen neuen Satz weicher Reifen. Aber der Rückstand auf Räikkönen ist wohl zu groß. Die ersten drei Plätze scheinen bezogen.
Runde 46: Ericsson auf Punktekurs für Sauber, aber jetzt verliert er Platz 10 an Vandoorne. Somit ist der Punkt jetzt für den belgischen Rookie greifbar.
Runde 56: Hoppla! Rosberg überrundet Felipe Massa, damit nur sechs Autos in der gleichen Runde, und Kvyat nutzt die Gelegenheit und kassiert den Brasilianer auch noch ein.
Ziel: Saisonübergreifend der fünfte Sieg in Serie für Nico Rosberg, Kimi Räikkönen rettet den Tag für Ferrari und wird vor Lewis Hamilton Zweiter. Die übrigen Punkte gehen an Ricciardo, Grosjean, Verstappen, Massa, Kvyat, Bottas und Neuling Vandoorn, der als erster Belgier seit ewigen Zeiten einen WM-Punkt einsackt.
Mann des Rennens: Romain Grosjean. Haas ließ ihn glänzen: Supersofts im ersten, zweiten und dritten Stint brachten den Franzosen bis auf Platz 4 nach vorn. Erst beim letzten Stopp bekam er die obligatorischen Softs. Die aggressive und konsequent umgesetzte Strategie brachte dem Franzosen das zweite Punktresultat im zweiten Rennen des Haas-Teams. Nach Platz 6 in Australien gab es Platz 5 in Bahrain. Was für ein Einstand in die Königsklasse!
Flop des Rennens: Williams fuhr eine ganz, ganz seltsame Strategie. Statt nach dem Start die Track Position auszuspielen und Platz zwei und drei mit der rechnerisch schnellsten Dreistopp-Strategie zu schützen, wechselte das Team aus Grove auf Mediums. Der Fehler lag im Qualifying: Da hatte das Team beschlossen, beide Fahrer in Q2 nochmal auf die Strecke zu schicken, obwohl das nicht nötig war. So verschwendeten Bottas und Massa einen Satz weicherer Reifen.
Das fiel auf:
- Mercedes teilte die Strategien seiner Fahrer. Rosberg bekam nach der Startphase softe Slicks für konservative drei Stopps, Hamilton wurde mit neuen Mediums scheinbar für zwei Stopps präpariert. Er gab so viel Gas, dass er das Tempo von Rosberg und Räikkönen mitging, die auf der weicheren Soft-Mischung das Tempo und ihren Gummi-Abbau kontrollierten. Doch dann kam der Weltmeister als erster der drei Fahrer an die Box.
- Hamiltons Angriff aus Räikkönen verpuffte. Für den Iceman ging es im Rennen nur darum, Hamilton abzuwehren. Das gelang, weil die Scuderia einserseits den Hamilton-Angriff auf Supersofts ins Leere laufen ließ und dann klug den ersten Überrundungen aus dem Weg ging und einen Undercut so ausschloss. So sparte die Scuderia einige Sekunden.
- Kvyat machte sein schreckliches Qualifying wieder gut. Er hielt es im ersten Stint 16 Runden auf den soften Slicks aus, was ihn bis ganz nach vorne spülte. Anschließend pendelte er zwischen Rang 4 und Platz 11, hatte aber meistens freie Luft. So nutzte er den Speed des Red Bull für ein akzeptables Resultat.
Die Formel-1-WM 2016 im Überblick