Diese Eier, die sind Güteklasse A

Alexander Maack
11. Juli 201617:30
Lewis Hamilton gewann den Großbritannien-GP - sein vierter Sieg in Silverstonegetty
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SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen der Formel-1-Piloten und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 9 der Saison 2016: Der Große Preis von Großbritannien in Silverstone. Mit dabei: Der erste Tagessieg von Lewis Hamilton im laufenden Jahr, ein bockstarker Max Verstappen und die Rückkehr von Kimi Räikkönen aufs Podium.

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Platz 1, Lewis Hamilton: Erster Tagessieg im Driver-Ranking der Saison 2016 für den Weltmeister. Der Showdown der Mercedes-Streithähne blieb aus, Hamilton war einfach zu gut. 0,727 Sekunden Vorsprung auf Rosberg in Q2. Unwichtig? Bitteschön: 0,319 Sekunden beim Shootout der Top 10. Eine Formel-1-Galaxie - und das trotz der Tatsache, dass Hamilton nur einen Schuss hatte, weil ihm die erste Zeit gestrichen wurde.

Beeindruckender als die Leistung am Samstag war nur noch die Startphase des Weltmeisters. Als das Safety-Car nach fünf Runden endlich in die Box abbog, brannte Hamilton ein Feuerwerk ab. 2,368 Sekunden Vorsprung nach der ersten freien Runde, in der zweiten packte er nochmal 3,164 Sekunden drauf.

6,899 Sekunden Vorsprung nach zwei richtigen Umläufen. Rennen gegessen. Anschließend konnte Hamilton verwalten. Der kleine Ausflug bei Abbey kostete überhaupt nichts. Diese Leistung grenzte an Perfektion. Hamiltons einfache Erklärung? "Ich habe die größeren Eier." Na dann: Klingelingeling! Diese Eier, die sind Güteklasse A.

Platz 2, Max Verstappen: Ungeschriebenes Formel-1-Gesetz: Es gibt Stellen, an denen überholt man nicht. Stellen, an denen es nicht geht. Stellen, an denen ein Überholmanöver unweigerlich zum Crash führt. Die goldene Regel gilt derzeit nur für einen nicht: Max Verstappen. In Österreich hatte sich der Niederländer vor dem schnellen Turn 8 an Daniel Ricciardo vorbeigepresst, in Silverstone düpierte er Nico Rosberg. Als der Deutsche zur Mitte der schnellen Dreierkombination in Becketts kurz schlingerte, fuhr Verstappen blitzschnell nach außen und ging vorbei.

Sicher, auch Verstappen hatte Glück: Der Boxenstopp zum Wechsel auf die Mediums war perfekt getimed. Doch das war nur ein kleiner Teil seines Großbritannien-GP. Verstappen überholte Rosberg nicht nur mit einem herausragenden Manöver, er hielt den schnelleren Mercedes auch rundenlang hinter sich.

Dritter Besuch auf dem Podium bei sechs Starts im Red Bull. Schon mit 18 Jahren kletterte der Niederländer einmal mehr aufs Stockerl als Vater Jos Verstappen in seiner gesamten Karriere. Dazu die Leistung in der Quali: Teamkollege Ricciardo musste sich mit drei Zehnteln Rückstand abfinden. Fabelhaft.

Platz 3, Kimi Räikkönen: Der Iceman hat einen neuen Vertrag bei Ferrari und fährt plötzlich befreit. In Silverstone war Räikkönen der bessere Pilot der Scuderia. Besonders eine Aktion sticht an diesem Wochenende hervor: Während der Finne zuletzt dauerhaft Probleme hatte, einen Weg an seinen Konkurrenten vorbei zu finden, überholte er Sergio Perez in Stowe lehrbuchhaft. Dazu kommt die Parität zu Vettel im Qualifying und die leicht bessere Pace im Vergleich zum Teamkollegen im Rennen. So kann es weitergehen.

Platz 4, Nico Hülkenberg: Die unendliche Geschichte geht weiter. Gibt es unvorhergesehene Umstände, hat einer definitiv Pech: Hülkenberg. Die VSC-Phase brachte den Force-India-Piloten um seinen Lohn, Sergio Perez und Felipe Massa rutschten kampflos an ihm vorbei. Hülkenberg kämpfte und sammelte nach dem gewonnen Quali-Duell weitere Pluspunkte, indem er den Brasilianer vehement attackierte. Im letzten Stint hatte er endlich freie Bahn und fuhr die 21-Sekunden-Lücke auf Perez komplett zu.

Platz 5, Felipe Nasr: Der Brasilianer kam als 15. ins Ziel. Schlecht war das keineswegs. Nasr drückte den Sauber dank der VSC-Phase an beiden Haas-Rennern vorbei. Anschließend erarbeitete er sich eine Lücke zu den US-Amerikanern und jagte Valtteri Bottas. Einen Williams.

Auch wenn sein Sauber-Team ums Überleben kämpft und in der WM hinter Manor zurückgefallen ist, auch wenn das Auto nicht konkurrenzfähig ist, Nasr machte in Silverstone das Beste aus seinen Möglichkeiten. Seine Track Position erkämpfte er sich auf feuchter Strecke, dann konzentrierte er sich darauf, den C35 nach Hause zu bringen - mit Erfolg.

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Platz 6, Carlos Sainz jr.: Der Spanier leistete sich eine Pirouette und einen Rallye-Drift im Rennen. Deshalb kam er hinter Hülkenberg und Räikkönen ins Ziel. Sonst überzeugte Sainz. Er ging das Tempo der Ferrari dauerhaft mit, bei Nässe ließ er die Williams schnell hinter sich. Was herausstach war seine Leistung im Qualifying. In Q2 nahm er Toro-Rosso-Teamkollege Daniil Kvyat sechs Zehntel ab, in Q1 waren es fünf.

Platz 7, Nico Rosberg: Noch hat der Deutsche die WM-Führung inne. Ob das noch lange so bleibt? Ein Punkt trennt beide Mercedes-Piloten. Sollte es in Ungarn regnen, wird Hamilton definitiv vorbeiziehen. Rosberg enttäuscht aktuell bei Nässe. Wie in Monaco wurde er auch in Silverstone düpiert. Sonst fuhr der Deutsche gar nicht schlecht. Lediglich von Verstappen überholt zu werden, war kostspielig. Rosberg verlor anschließend zu viel Zeit.

Platz 8, Fernando Alonso: Der zweimalige Weltmeister fluchte während des Rennens über seine McLaren-Crew. Zu Recht. Er hatte sich Startplatz 9 erkämpft, hielt mit den Konkurrenten ordentlich mit, bis ihn sein Team zum Boxenstopp rief. So lag selbst Kvyat plötzlich vor Alonso. Den einzigen Fehler, den sich der Spanier ankreiden muss, war sein Abflug ins Abbey-Kiesbett. Er wollte zu viel und fiel so hinter Teamkollege Jenson Button zurück.

Platz 9, Esteban Gutierrez: Der Mexikaner verlor das Haas-interne Duell im Qualifying denkbar knapp, im Rennen drehte er die Reihenfolge schnell um. Seine Pace schien dürftig, doch dafür gibt es einen Grund: Haas ereilte während des Rennens ein Stromausfall. Keine Telemetrie, zehn Runden lang. Die Ingenieure seien in einen Panik-Modus verfallen, gab Teamchef Günther Steiner zu. Dafür schlug sich Gutierrez noch ordentlich.

Platz 10, Rio Haryanto: Premiere im Driver-Ranking! Ein Indonesier bekommt einen Punkt. Haryanto zeigte sich gut erholt von der Demontage, die ihm Teamkollege Pascal Wehrlein in Spielberg beigebracht hatte. Er hielt den Manor, dem die Strecke in Silverstone überhaupt nicht liegt, unter Kontrolle und war dabei dauerhaft schneller als der DTM-Champion. Seine Pace im Rennen? Annehmbar. Nur setzte er das Auto leider ins Kiesbett und schied so aus.

Härtefall, Sergio Perez: Dank der VSC-Phase lag der Mexikaner plötzlich auf Platz 4. Er hatte dazu kaum etwas beigetragen. Als er schließlich in Abbey abflog, ruinierte Perez sich die Reifen. Das erklärt, warum Hülkenberg im letzten Stint viel schneller war. Perez' Wochenende war ein gebrauchtes. Schon das Quali-Duell bei Force India hatte er verloren und im Gegensatz zu Hülkenberg die Top 10 verpasst.

Untauglich, Valtteri Bottas: Zumindest in Silverstone konnte der Finne die in ihn gesteckten Erwartungen nicht mal ansatzweise erfüllen. "Sicherlich eines meiner schlechtesten Rennen", lautete sein Fazit. Gut getroffen. Nach Platz 6 im Qualifying folgte eine beispiellose Talfahrt. Selbst auf Trockenreifen fand Bottas nie seinen Renntrim. Seine Reifen blieben kalt. So ging es bis auf Rang 14 zurück.

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