Platz 1, Max Verstappen: Suzuka ist speziell. Eine echte Fahrerstrecke, auf der kein Fahrer für Highlights sorgt. Wer Fehler macht, verliert Zeit. Doch wer gut fährt, fällt nicht auf. Überholmanöver sind auf der ein wenig aus der Zeit gefallenen Honda-Teststrecke mit enger Fahrbahn ohne kilometerlange Geraden kaum möglich. Doch wenn die Überholer behindert werden, haben ihre Gegenspieler die Chance zu glänzen. Die Jarno Trullis des Fahrerfelds, die ihren Verfolgern Runde um Runde, Kurve um Kurve das Rennfahrerleben zur Hölle machen können.
Genau das kann Max Verstappen. Wie kein anderer im aktuellen Fahrerfeld? In Suzuka befeuerte der Teenager einmal mehr die Diskussion um seinen Fahrstil. Erst schaffte er es Runde für Runde, in der Schikane so viel Boden auf Hamilton gut zu machen, dass der Mercedes-PS-Vorteil für einen Angriff mit DRS nicht ausreichte. Als der dreifache Weltmeister dann vor der Schikane zum Angriff ansetzte, schlug ihm der Niederländer mit größtmöglicher Vehemenz die Tür zu. Hamilton fuhr durch die Auslaufzone, Verstappen hatte Platz 2 gesichert.
War sein Manöver zu hart? Schon wieder wechselte Verstappen während des Bremsens die Spur. Das will der Automobilweltverband FIA eigentlich überhaupt nicht sehen. Trotzdem blieb der 19-Jährige straffrei, die Rennleitung leitete nicht mal eine Untersuchung ein. Wie so vieles in der Formel 1 ist der Paragraph eine Grauzone. Solange selbst die Rennleitung kein Vergehen sieht, sollte der Niederländer nichts ändern. Er fährt knallhart, unangenehm, gut. Dass er den Red Bull vor einem schnelleren Mercedes und zwei schnelleren Ferrari ins Ziel brachte, sagt viel über seine Leistung an diesem Wochenende aus.
Platz 2, Sergio Perez: Den Teamkollegen im Qualifying deutlich hinter sich gelassen, die bessere Konkurrenz beim Start düpiert - für den Mexikaner lief das Suzuka-Rennen besser als gedacht. Von Startplatz 5 verbesserte er sich in der ersten Runde bis auf Platz 3. Den konnte er nicht halten, dafür ist der Force India dann doch nicht gut genug.
Perez holte das raus, was möglich war: Platz 7 hinter den Mercedes, Ferrari und Red Bull. Die Grundlage war sein starkes Qualifying, das er mit einer fast schon unauffälligen, abgeklärten und letztlich souveränen Fahrt in die Punkte komplettierte. Pech hatte der Force-India-Pilot lediglich, dass Jolyon Palmer mit seinem Renault im Weg stand und so Kimi Räikkönen an Perez vorbeibrachte.
Platz 3, Nico Rosberg: Der Weltmeister steht fest. Also theoretisch, denn Rosberg hat in Japan gewonnen. Warum das irgendetwas aussagen soll? Aus dem aktuellen Fahrerfeld gewannen Sebastian Vettel (viermal), Lewis Hamilton (dreimal), Fernando Alonso (zweimal), Kimi Räikkönen (einmal) und Jenson Button (einmal) in Japan. Anzahl der WM-Titel und Rennsiege stimmen überein, Rosberg muss also Weltmeister werden.
Genug der Zahlenspielerei ohne Aussagekraft. Rosberg schwimmt weiter auf seiner Welle. Das Qualifying-Duell gegen Hamilton ging wimpernschlagend an den Deutschen, der dadurch beim Start die nasse Fahrbahn vermied. Ob Hamilton auch ohne den Regen der Vornacht am Start gepatzt hätte? Für die Bewertung von Rosbergs Leistung ist es egal. Die war gut, ohne Einschränkungen. Am Ende jeder einzelnen Session führte der Deutsche das Klassement an. Er startete gut, er kontrollierte das Rennen ohne Fehler.
Platz 4, Kimi Räikkönen: Diese Woche stimmt's: Der Finne war im Qualifying der schnellere Ferrari-Mann - zumindest als es darauf ankam. In Q3 war er 0,079 Sekunden schneller. Ein knapper Vorsprung, der im Rennen Platz 2 ermöglicht hätte, wenn die Technik mitgespielt hätte. Konjunktiv über Konjunktiv. Durch den Getriebewechsel musste Räikkönen Startplatz 3 abgeben. Von Position 8 aus war nicht viel mehr drin, als hinter Teamkollege Sebastian Vettel ins Ziel zu kommen.
Das schaffte Räikkönen mit weniger als zehn Sekunden Rückstand, obwohl er beim letzten Stopp per Undercut an Daniel Ricciardo vorbeikam und deshalb lange auf den harten Slicks fahren musste. Eine grundsolide Performance, die ihn in der Gesamtwertung des Driver-Rankings an Vettel vorbeispült.
Platz 5, Esteban Ocon: Es ist mal wieder Zeit für die wöchentliche Diskussion: Wie gut sind die Hinterbänkler? In Suzuka beeindruckte Ocon. Der französische Mercedes-Junior hängte seinen Kollegen Pascal Wehrlein im Qualifying ab. Zwei Zehntel. Obwohl der neue Manor-Pilot sich einen kleinen Fehler in den Spoon-Kurven leistete. Sonst hätte er wohl sogar Felipe Nasr hinter sich gelassen.
Gegen die Schweizer kam Ocon zwar auch im Rennen nicht an, nachdem er beim Start abgedrängt wurde. Das lag am Auto. Der amtierende GP3-Champion hat nach seinem Aufstieg zum Einsatzfahrer als Ersatz für Rio Haryanto binnen kürzester Zeit die geringere Erfahrung in der Formel 1 gegenüber Wehrlein kompensiert. Dass er schon jetzt mit einem Wechsel zu Renault in Verbindung gebracht wird, kommt nicht von ungefähr.