"Ich war aus Kurve 10 heraus vielleicht etwas zu gierig und auf Kurve 6 heraus nicht gierig genug", nahm Vettel die Verantwortung auf sich: "Ich wollte unter die 1:13-Minuten-Marke, um nah an die Mercedes heranzukommen."
Das Ergebnis des Qualifyings im Überblick
Ein Grund dafür könnten die ungewöhnlich niedrigen Temperaturen sein. Beinahe alle Piloten brauchten bei deutlich unter 20 Grad Celsius mehrere Aufwärmrunden, um ihre Reifen ins Arbeitsfenster zu bekommen. Letztlich fehlten Vettel auf der Motorenstrecke von Montreal 0,172 Sekunden zu Startplatz 1. Der in Kanada erstmals eingebaute, überarbeitete Turbo scheint den Ferrari schneller zu machen.
"Ferrari ist in die Gänge gekommen und es ist eine gute Strecke für sie. Wir freuen uns auf den Kampf gegen sie im Rennen", sagte Hamilton: "Es ist egal, wie weit man vorne ist, solange man vorne ist. Ich hatte heute nicht die Pace wie gestern, aber es hat gereicht. Es ist großartig für die Fans, wie nah wir alle beieinander waren. Morgen wie es interessant."
Rosberg gerade noch vor Vettel
Vettel hätte um ein Haar sogar Nico Rosberg hinter sich gelassen. Der Vizeweltmeister verbremste sich bei seinem zweiten Versuch in Q3 bereits vor der ersten Kurve und brach ab. Letztlich war er nur 0,062 Sekunden langsamer, sicherte aber noch Startplatz 2.
"Ich habe versucht, noch einen rauszuhauen, aber es hat nicht funktioniert. Zweiter Platz, ein großartiges Resultat als Team und morgen ist noch alles möglich", sagte Rosberg gutgelaunt. In Montreal schaffte es der Polesitter seit dem Jahr 2000 nur bei sechs Rennen als Erster die Ziellinie zu überqueren.
Hinter drei silber-roten Erstplatzierten sortierten sich die Red Bull ein. Daniel Ricciardo (4.) und Max Verstappen (5.) waren schneller als Kimi Räikkönen. Der Finne stellte den zweiten Ferrari auf Platz 6, dahinter reihten sich die Williams-Piloten von Valtteri Bottas (7.) und Felipe Massa ein.
Hülkenberg stoppt Perez
Nico Hülkenberg komplettierte die Top 10 als Neunter vor McLaren-Hondas Fernando Alonso. Der deutsche Force-India-Pilot sorgte zwischenzeitlich für Magenschmerzen bei seinem Teamkollegen: Als Hülkenberg sich in Q2 nach Ablauf der Uhr auf Platz 9 vorschob, drängte er damit Sergio Perez aus den Top 10. Der Mexikaner startet als Elfter.
Das gesamte Qualifying im RE-LIVE
Gar nicht ins Qualifying starten konnte dagegen Kevin Magnussen. Der dänische Renault-Pilot hatte sein Auto im 3. Freien Training in die Mauer gesetzt, die Mechaniker wechselten das Getriebe, konnten die übrigen Schäden aber nicht rechtzeitig reparieren. Die fällige Strafversetzung um fünf Plätze wird somit ohne Folgen bleiben, weil Magnussen ohnehin als Letzter starten muss.
Wehrlein lässt Sauber hinter sich
Pascal Wehrlein nutzte Q1 beinahe optimal. "Ein positives Qualifying, ich bin ganz knapp an Q2 dran gewesen", sagte der amtierende DTM-Champion. Wehrlein ließ mit seinem Manor nicht nur Teamkollege Rio Haryanto (21.) hinter sich, er platzierte sich mit Platz 18 auch vor den beiden Sauber-Piloten Marcus Ericsson (19.) und Felipe Nasr (20.).
Allerdings rutscht Ericsson durch die Strafversetzung aus dem Monaco-Rennen noch auf Platz 21 zurück, dieselbe Strafe erhielt Daniil Kvyat, der im Toro Rosso als 16. das Rennen ausnimmt.
Trotz seiner guten Zeit war Wehrlein nicht ganz zufrieden. Zur Hälfte des ersten Quali-Abschnitts setzte leichter Regen ein. Ein zweiter Run war wenig erfolgversprechend. Später hatte Carlos Sainz jr. mit der Feuchtigkeit zu kämpfen: Er rutschte in die "Wall of Champions" und beendete Q2 mit gebrochener Hinterradaufhängung vorzeitig. Weil der Toro Rosso auf Höhe der Ziellinie liegenbleib, musste die Session mit 11:52 verbleibenden Minuten auf der Uhr unterbrochen werden um das Auto zu bergen.
Während das Qualifying letztlich trotz dunkler Wolken auf fast ausschließlich trockener Strecke ausgetragen wurde, verspricht der Wetterbericht für Sonntag mehr Abwechslung. Pünktlich zum Rennstart ist Regen in der kanadischen Metropole angekündigt.