Bei diesem Zieleinlauf im Rennen am Sonntag (15 Uhr im LIVETICKER) würde der Heppenheimer die WM-Führung erstmals in der Saison an Hamilton verlieren.
"Der letzte Sektor war nicht so gut, wie er hätte sein können", sagte ein enttäuschter Vettel bei Sky: "Ich war wie jeder überrascht, was Mercedes noch draufpacken konnte. Unser Auto wird ziemlich viel Potenzial im Rennen haben. Das hilft aber nicht, wenn man beim Start zu weit hinten steht."
Nachdem an seinem Ferrari wegen eines Hydraulikproblems vor dem Qualifying eilig ein alter Motor eingesetzt worden war, fuhr der Heppenheimer seine beste Runde fast 1,3 Sekunden langsamer als Hamilton (1:40,593 Minuten). Zwischen die beiden großen WM-Anwärter schoben sich noch Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas und dessen finnischer Landsmann Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari. Red-Bull-Pilot Max Verstappen, der beide Freitagstrainings dominiert hatte, geht von Rang fünf ins Rennen.
"Alles oder nichts"
"Das war eine meiner aufregendsten Runden des Jahres. Es war alles oder nichts", sagte Hamilton, der am Freitag noch massive Probleme mit seinen Reifen hatte, und nun die Pole-Marke seines Idols Ayrton Senna überbot: "Ich bin sehr glücklich, ich habe mich hier Stück für Stück gesteigert." Damit ist der 32-Jährige der erste Sieganwärter auf dem schnellsten Stadtkurs der Welt. Baku ist die einzige Strecke im aktuellen Rennkalender, auf der Hamilton noch ohne Erfolg ist.
Im Gegensatz zu Vettel, der erstmals in der Saison zu keiner Zeit mit der Spitze mithalten konnte, steigerte sich Hamilton nach schwachen Trainingsleistungen zur rechten Zeit. "Das war echt eine Hammerrunde", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Der Österreicher warnte aber auch: "Die Ferrari sind unmittelbar hinter uns, aber auch Red Bull ist gut dabei. Dass kann morgen ein Dreikampf werden." Hamilton stimmte seinem Chef zu: "Die Pole muss nichts bedeuten. Das Rennen hier wird sehr lang, du musst mit allem rechnen."
Renault-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich) kam auch wegen eines Elektronikproblems nicht über Startplatz 13 hinaus. "Wir haben dauernd Leistung verloren. Auf der Geraden ist irgendwas komplett flöten gegangen", sagte der 29-Jährige bei Sky und bezeichnete seine Ausgangsposition als "nicht ideal."
Vettel "glücklich bei Ferrari"
Der Worndorfer Pascal Wehrlein geht im unterlegenen Sauber direkt dahinter vom beachtlichen 14. Rang ins Rennen. "Wir haben definitiv nicht erwartet, in Q2 zu stehen", sagte der frühere DTM-Champion. Hülkenberg und Wehrlein profitierten von einer Rückversetzung des Spaniers Carlos Sainz jr. (Toro Rosso) um drei Startplätze.
Ex-Weltmeister Fernando Alonso (Spanien) und sein McLaren-Teamkollege Stoffel Vandoorne (Belgien) starten vom Ende des Feldes, nachdem an ihren Honda-Motoren zahlreiche Komponenten ausgetauscht werden mussten.
Vettel hatte am Samstagmorgen für Aufsehen gesorgt mit einem Bekenntnis zu seinem Team. "Ich bin glücklich bei Ferrari. Es wird keine großen Überraschungen geben", sagte der WM-Spitzenreiter der Gazzetta dello Sport über seine Zukunftspläne. Die Verlängerung seines auslaufenden Vertrags bei der Scuderia scheint damit nur eine Frage der Zeit zu sein.
Vor dem achten Saisonrennen in Baku führt Vettel die WM mit zwölf Punkten Vorsprung auf den dreimaligen Champion Hamilton an. Beim vorherigen Lauf in Kanada konnte Hamilton mit seinem Sieg bereits 13 Punkte abknabbern.