Der Osterhase kann einpacken!

Dominik Geißler
17. April 201717:57
Sebastian Vettel überragte beim Bahrain-GPgetty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 3 der Saison 2017: der Große Preis von Bahrain in Sakhir. Der Osterhase kann Sebastian Vettel nichts vormachen, Pascal Wehrlein glänzt bei seinem Comeback. Die Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas bekommen beide Abzüge, während Nico Hülkenberg zum ersten Mal in dieser Saison jubeln darf.

Platz 1, Sebastian Vettel: Fußball-Philosoph Oliver Kahn forderte schon vor Jahren: "Eier, wir brauchen Eier!" Ein Ausspruch, der Vettel offenbar in Erinnerung geblieben ist. Denn der Heppenheimer sammelte am Sonntag ein, was ging. "Wir haben alle versteckten Eier gefunden", freute er sich nach seinem Sieg am RTL-Mikrofon.

In der Tat war es ein perfektes Rennen von Vettel. Bereits am Start ging er an Hamilton vorbei, anschließend jagte er Bottas, um dann mit einem perfekt getimten Undercut in Führung zu gehen. Nach der Safety-Car-Phase verteidigte sich der Ferrari-Pilot hart aber fair gegen den Finnen und zeigte bei freier Fahrt schließlich sein wahres Tempo. Gegen Rennende blieb der 29-Jährige trotz Hamiltons Jagd cool und kontrollierte das Geschehen.

Dass Vettel seinen 44. Karrieresieg in Bahrain einfahren würde, hätten am Samstag wohl nicht allzu viele gedacht. Fast eine halbe Sekunde fehlte ihm da zu Mercedes. Warum? Weil er in seinem letzten Quali-Run einen Ticken zu viel riskierte. Aber viel wichtiger: Weil Ferrari das Auto dem Vernehmen nach aufs Rennen abstimmte. Ein goldrichtige Entscheidung - der Osterhase konnte Vettel in der Wüste jedenfalls nichts vormachen.

Platz 2, Pascal Wehrlein: Zwei Rennen musste der Youngster verletzungsbedingt zuschauen, nun feierte er sein Comeback. Und was für eins! Platz 13 im Qualifying, Rang 11 im Rennen - besser geht es in einem Sauber dieser Tage nicht.

Besonders erstaunlich: Wehrlein klagte noch am Samstag über Schmerzen beim Ein- und Aussteigen. Anzumerken war ihm davon auf der Strecke nichts, vielmehr offenbarte der DTM-Champion von 2015, welches Talent in ihm schlummert. Zwar verlor er gleich in der ersten Runde einige Positionen, im weiteren Rennverlauf arbeitete er sich dann aber Stück für Stück nach vorne.

Natürlich profitierte Wehrlein von den zahlreichen Ausfällen der Konkurrenz, doch entscheidend für das gute Resultat war auch sein perfektes Reifenmanagement. Als einziger Fahrer, der die Zielflagge gesehen hat, kam er mit einem einzigen Boxenstopp durchs Rennen.

Platz 3, Felipe Massa: Im Winter schimpfte sich der Brasilianer bereits für ein paar Wochen Rentner. Doch nach seinem Spontan-Comeback zeigt er, dass der Ruhestand für ihn womöglich auch zu früh gekommen wäre. Nach der schwachen Saison 2016 glänzte Massa nun schon zum zweiten Mal in diesem Jahr.

Dank einer starken ersten Runde und etwas Glück mit dem Safety Car pilotierte der Oldie seinen Williams zeitweise auf Platz vier, noch vor Kimi Räikkönen und Ricciardo. Dass er das finnisch-australische Duett auf Dauer nicht hinter sich halten konnte, war abzusehen und ist ihm nicht vorzuwerfen. Massa holte in Sakhir das Maximum aus seinem Wagen heraus. Entsprechend froh war er mit dem Ergebnis: "Das fühlt sich an wie ein Sieg!"

Platz 4, Lewis Hamilton: Sechs Mal in Folge stellte der Brite seinen Mercedes auf die Pole, diesmal zog er den Kürzeren. Einen groben Schnitzer leistete er sich in der Quali zwar nicht, die perfekte Runde bekam er im entscheidenden Moment aber ebenfalls nicht auf den Asphalt.

Auch der Sonntag entwickelte sich für den dreifachen Weltmeister eher so semi-gut. Direkt nach dem Start musste er seine Position an Vettel abgeben, weil Hamilton die Räder im zweiten Gang durchdrehten. Bei seiner ersten Boxeneinfahrt blockierte er dann Daniel Ricciardo, um hinter Bottas nicht allzu lange anstehen zu müssen. Das Resultat der unerlaubten Schleichfahrt: eine 5-Sekunden-Strafe.

Besonders ärgerlich war diese Aktion, weil sich Hamilton so um seine letzte mögliche Siegchance brachte. Mit seinem bärenstarken Speed auf den Softs im zweiten und dritten Stint hätte er Vettel unter Umständen noch einholen können. Mit einer Zeitstrafe ein unmögliches Unterfangen.

Platz 5, Valtteri Bottas: Jubel am Samstag, Frust am Sonntag - das Wochenende des Finnen glich einer wahren Gefühlsachterbahn. Beginnen wir mit dem Positiven: Pole Position! Schon im dritten Anlauf bei Mercedes schnappte sich Bottas mit einer perfekten Runde Startplatz eins und bewies, dass er mit Teamkollege Hamilton mithalten bzw. ihn sogar schlagen kann.

Letzteres gilt (momentan) jedoch nur für die Qualifikation. Im Rennen hinkt der Nachfolger von Nico Rosberg deutlich hinterher - so sehr, dass Mercedes zu einer ungeliebten Maßnahme griff und Hamilton mittels einer Teamorder an ihm vorbeilotste.

Zu Bottas' Entschuldigung muss man jedoch festhalten, dass sein Silberpfeil offenbar nicht perfekt funktionierte. Im ersten Stint sorgte ein zu hoher Reifendruck für Gripverlust, im weiteren Rennverlauf übersteuerte das Auto. Zudem verlor er beim ersten Boxenstopp Zeit.

Platz 6, Daniel Ricciardo: Wäre der Große Preis von Bahrain ein Sprintrennen gewesen, der Australier hätte den Bahrain International Circuit gewiss fröhlicher verlassen. "Zu Rennbeginn dachte ich echt, dass wir eine Chance auf den Sieg hätten", gab Ricciardo zu, nachdem es ihm in den ersten Runden ein Leichtes war, den Führenden von Mercedes und Ferrari zu folgen. Sogar Zeit zum Reifenschonen fand der Red-Bull-Pilot.

Nach der Safety-Car-Phase musste Ricciardo allerdings schnell feststellen, dass ein Sieg und selbst ein Podium mal wieder außer Reichweite waren. Dem Sunnyboy gelang es nicht, seine Gummis ins Arbeitsfenster zu bekommen. Mit kalten Reifen war er direkt beim Restart eine leichte Beute für Hamilton und Räikkönen, den er noch in einem starken Qualifying schlagen konnte.

Platz 7, Sergio Perez: Dass der Force-India-Pilot schon in Q1 ausschied, war Pech. Wegen gelber Flaggen musste Perez seinen schnellen Run abbrechen, für eine weitere Runde war keine Zeit mehr. Im Rennen hatte er die Glücksfee dann aber wieder an seiner Seite: In der ersten Runde ging's von Platz 18 gleich mal auf die 13, im Anschluss spielte ihm das Safety Car in die Karten und schaufelte ihn nochmals weiter nach vorne.

Platz 8, Nico Hülkenberg: Drittes Rennen im Werksteam und endlich die ersten Punkte. Trotzdem zeigte sich Hülkenberg nach dem Rennen nicht vollends zufrieden. Warum? Weil er sieht, dass sein Renault im Rennen einfach nicht richtig auf Touren kommt. Die Schwächen des gelb-schwarzen Boliden kann der Emmericher im Qualifying gut kaschieren, Platz sieben beweist das.

Doch wenn es sonntags ums Eingemachte geht, lahmt das französische Gefährt so sehr, dass auch Hülkenberg nur Schadensbegrenzung betreiben kann. Rang neun war in Bahrain das Maximum. Für Hülk kann man nur hoffen, dass die angekündigten Updates ab Sotchi greifen.

Platz 9, Romain Grosjean: Konstanz. Die zeigt der Franzose mittlerweile regelmäßig. Während Stallgefährte Kevin Magnussen sich im Niemandsland befand, hielt der einstige Rowdy seinen Haas stetig in den Top 10.

Mehr als ein achter Platz war dabei für Grosjean nicht drin, denn das Safety Car kam zu einem für ihn ungünstigen Zeitpunkt auf die Strecke. Satte zwölf Sekunden verlor er dadurch allein auf Perez. Ein bisschen mehr Glück und der Mexikaner hätte das Nachsehen gehabt.

Platz 10, Esteban Ocon: Drei Rennen, drei Mal Platz zehn - der Mercedes-Junior ist das Eichhörnchen der bisherigen Formel-1-Saison. Und das ernährt sich bekanntermaßen mühsam, aber stetig.

Für Ocon wäre dabei im Idealfall noch mehr als ein WM-Punkt drin gewesen. Doch während Teamkollege Perez von Bernd Mayländers SC-Ausfahrt profitierte, verlor er gleich drei Positionen. Er war erst kurz zuvor an die Box gegangen.

Dass Ocon im Qualifying lediglich auf Platz 14 fuhr, kann man ihm dabei nur bedingt vorwerfen. Denn im Gegensatz zu Renault ist der Force India vor allem im Rennen schnell, auf eine Runde lässt das Privatteam Zeit liegen.