Warum heißt Lewis eigentlich nicht Ayrton?

Dominik Geißler
13. Juni 201718:33
Lewis Hamilton bejubelt seinen 56. Karrieresieggetty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 7 der Saison 2017: der Große Preis von Kanada in Montreal. Lewis Hamilton wandelt auf Ayrton Sennas Spuren, während bei Force India Sergio Perez' Verhalten Abzüge bekommt. Daniel Ricciardo tritt als Anti-Einstein auf und Sebastian Vettel erwischt nicht das beste Wochenende.

Platz 1, Lewis Hamilton:

Pole Position, schnellste Rennrunde und Start-Ziel-Sieg - der Engländer fuhr auf einem seiner Lieblingskurse den vierten Grand Slam seiner Formel-1-Karriere ein und rundete damit ein ohnehin schon perfektes Wochenende in weltmeisterlicher Manier ab.

Dass er sich in Montreal seine 65. Pole mit einer Fabel-Runde schnappte und in der ewigen Bestenliste mit Ayrton Senna gleichzog, passt da ins Bild. Es ist eine Leistung, die höchste Anerkennung verdient und die mit einem Geschenk der Extra-Klasse belohnt wurde: einem Original-Helm seines Idols.

Im Rennen musste Hamilton sein Können dann nur zum Teil abrufen. Nach einem guten Start fuhr er mühelos dem dritten Saisonsieg entgegen. Weder Teamkollege Valtteri Bottas noch irgendein anderer Pilot machten ihm ernsthafte Konkurrenz.

Lewis Carl Hamilton ist übrigens nach der amerikanischen Leichtathletik-Legende Carl Lewis benannt. Sicher ein gutes Vorbild, doch "Lewis Aryton Hamilton" wäre doch mittlerweile ein nicht weniger passender Name für den Mercedes-Piloten. Also, wann lassen Sie sich umtaufen, Mister Hamilton?

Platz 2, Esteban Ocon:

Der 20-Jährige überquerte als Sechster die Ziellinie. Ein eigentlich gutes Ergebnis, das ihn aber trotzdem kaum glücklich gestimmt haben dürfte. Warum? Weil ihm kurz zuvor die Chance auf einen Podestplatz verwehrt wurde - von keinem Geringeren als seinem eigenen Teamkollegen, Sergio Perez.

Mit frischeren Reifen eilte Ocon an eben diesem und den Drittplatzierten Daniel Ricciardo heran. Um die doppelte Punkteausbeute von Force India nicht zu gefährden, hielt sich der Youngster lange mit einer Attacke gegen Perez zurück. Vielmehr hoffte er, vom Mexikaner vorbeigelassen zu werden, um sich dann selbst an Ricciardo zu versuchen. Ob Ocon den Australier dann tatsächlich überholt hätte, steht in den Sternen. Die Möglichkeit wäre aber zweifelsfrei da gewesen.

Doch Perez spielte das Spiel nicht mit. Und so musste sich der Mercedes-Junior, der zwischenzeitlich sogar auf Rang zwei fuhr, erst dem anstürmenden Sebastian Vettel geschlagen geben, um dann im direkten Kampf mit dem Stallgefährten den Kürzeren zu ziehen. So frustrierend der Tag am Ende also auch gewesen sein mag: An diese Leistung kann Ocon definitiv anknüpfen.

Platz 3, Sergio Perez:

Perez setzte sich in der Qualifikation mit einem Zehntel vor Ocon durch. Und trotzdem hat der Mexikaner nur den dritten Platz im Ranking verdient.

Formel 1 ist ein Teamsport und entsprechend hätte sich der Mann mit der Startnummer 11 den Anweisungen seiner Ingenieure fügen müssen. Durch seine Sturheit leistete er Force India einen Bärendienst und verhinderte so die bessere Chance auf ein Podium. Perez selbst scheiterte nämlich daran, Ricciardo ernsthaft gefährlich zu werden.

Trotzdem zeigte der ehemalige Teamkollege von Nico Hülkenberg aber insgesamt eine starke Leistung an der Ile Notre Dame. Nachdem in Monaco eine 15 Rennen andauernde Serie mit Top-10-Ergebnissen riss, fuhr Perez nun wieder locker in die Punkte.

Platz 4, Daniel Ricciardo:

"Ich bin kein Einstein, aber vor drei Jahren bin ich als Sechster gestartet und habe am Ende gewonnen. Jetzt starte ich wieder von Platz sechs, das ist also ganz einfache Mathematik für das Rennen morgen, oder?", rechnete die Grinsekatze der Formel 1 nach dem Qualifying vor.

Leider musste man ihm in einer Sache Recht geben: Ricciardo ist tatsächlich kein Einstein. Statt Platz eins sprang am Sonntag nämlich "nur" Platz drei heraus. Ein Ergebnis, für das er während des Rennens hart arbeiten musste. Laut eigener Aussage hatte er erst nach der karierten Flagge Zeit zum Atmen, zu groß war der Druck, den Perez und Ocon über zahlreiche Runden ausübten.

Doch Ricciardo ließ sich davon nicht beeindrucken. Er fuhr einen fehlerfreien Grand Prix und verdiente sich so die erste Podestplatzierung inklusive dem ersten "Shoey" der Saison. Natürlich profitierte er dabei auch von Vettels und Max Verstappens Pech.

Platz 5, Sebastian Vettel:

Drei Zehntel brummte Hamilton dem WM-Führenden in der Quali auf. Im Gegensatz zum Polesitter patzte Vettel auf seiner schnellen Runde nämlich gleich doppelt - sowohl in Kurve zwei als auch in der Haarnadel musste er korrigieren.

Der Sonntag war dann bereits nach wenigen Metern verloren. Nach einem durchschnittlichen Start machte sich der Heppenheimer schon im ersten Turn den Frontflügel an Verstappens linkem Hinterreifen kaputt. Einen Vorwurf kann man hier keinem Fahrer machen. Umso ärgerlicher war die Berührung, weil Vettel und Ferrari den echten Schaden erst im Renntempo zu spüren bekamen und dadurch die frühe Safety-Car-Phase nicht zum Boxenstopp nutzten.

Anschließend ging es für den viermaligen Weltmeister nur noch um Schadensbegrenzung. Die gelang mit Platz vier, weil er sich zügig durchs Feld pflügte und wenige Runden vor Schluss mit einem riskanten, aber starken Manöver an Ocon vorbeidrückte, ehe er auch mit Perez auch noch den zweiten Force India schnupfte. Der zwischenzeitliche Ausritt zwischen Kurve 9 und 10 kostete zwar Zeit, änderte an der Endplatzierung aber wohl nichts.

Platz 6, Nico Hülkenberg:

Platz zehn im Qualifying, Platz acht im Rennen - mehr war an diesem Wochenende nicht drin im Renault. Hülkenberg fiel ein ums andere Mal mit guten Überholmanövern auf und profitierte von den Ausfällen der Konkurrenz. Wäre nach 70 Runden noch nicht Schluss gewesen, hätte der Emmericher vielleicht sogar noch Räikkönen abfangen können, der von Bremsproblemen geplagt war. Bei der Zieleinfahrt fehlten zum Iceman lediglich 1,7 Sekunden.

Platz 7, Romain Grosjean:

Bei der Kollision in der ersten Runde war der Franzose machtlos. Carlos Sainz fuhr ihm in die Spur, Ausweichen war keine Möglichkeit. Die Folge: Grosjean musste den kaputten Frontflügel wechseln und das Pferd anschließend von hinten aufzäumen. Geholfen hat dem Haas-Piloten dabei sein Reifenmanagement. Ganze 68 Runden fuhr er auf den Supersofts. Eine beachtliche Leistung!

Platz 8, Lance Stroll:

Da sind sie, die ersten WM-Punkte! Im siebten Anlauf schaffte der Rookie zum ersten Mal den Sprung in die Top 10 und damit auch zum ersten Mal ins Driver-Ranking (und zwar nicht in die Kategorie "untauglich"). Zwar vermasselte Stroll das Qualifying mit Platz 17 mal wieder gehörig - zum Vergleich: Teamkollege Massa fuhr seinen Williams auf Rang sieben -, doch im Rennen lieferte er dann einen starken Auftritt ab.

Natürlich kamen dem 18-Jährigen dabei zahlreiche Ausfälle der Konkurrenz zugute. Das ändert aber nichts daran, dass er eine durch und durch konzentrierte Leistung zeigte und den besonderen Druck des Heimspiels in eine gute Pace umwandelte. Stroll überraschte sogar mit einigen guten Überholmanövern gegen Fernando Alonso und Co., bei denen er geduldig war und im richtigen Moment den Angriff setzte. Unnötiges Risiko ging der Kanadier nicht ein.

Übrigens: Stroll ist nun hinter Verstappen und vor Daniil Kvyat der zweitjüngste Pilot der Formel-1-Geschichte, der in die Punkte gefahren ist.

Platz 9, Fernando Alonso:

Für das Bild des Tages sorgte der Asturier. Nachdem ihn der Honda-Motor mal wieder im Stich ließ, stieg er aus, winkte einmal abfällig in Richtung seines Boliden ab und badete dann in der Zuschauermenge. So nah kommt man einen Formel-1-Star nun wirklich nicht alle Tage zu sehen.

Doch Alonso zeigte nicht nur ein gutes Gespür beim Umgang mit den Fans, auch auf der Strecke präsentierte er sich nach seinem Indy-500-Ausflug in alter Stärke. In der Quali holte der Doppel-Champion mit Platz zwölf das Maximum heraus, im Rennen war er bis zu seinem Ausfall sogar auf Punktekurs - und das auf einer Motorenstrecke im PS-schwachen McLaren.

Platz 10, Kimi Räikkönen:

Im Gegensatz zum Monaco-GP konnte der Iceman diesmal nicht glänzen. Vier Zehntel Rückstand auf Vettel im Qualifying sind eine Hausmarke, die nur schwer zu entschuldigen ist. Und auch im Rennen schlug nicht unbedingt Räikkönens Stunde. Schon in der Startphase verlor er einige Ränge. Ein heftiger Ausritt, der fast in einem Crash geendet hätte, verschlechterte anschließend die Balance des gesamten Autos.

Trotzdem kämpfte sich der Finne in eine Position zurück, in der er Podiumschancen hatte. Doch dann versagten die Bremsen und für ihn ging es um nichts anderes mehr, als den Ferrari heil ins Ziel zu bringen.