Pharao Vettel hängt alle ab

Sebastian Schuch
29. Mai 201716:56
Sebastian Vettel wusste seinen Sieg in Monaco durchaus zu feierngetty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 5 der Saison 2017: der Große Preis von Monaco. Sebastian Vettel schiebt sich im WM-Kampf in die Favoritenrolle, Lewis Hamilton kämpft um Anschluss und muss sich dem Teamkollegen geschlagen geben. Die Kategorie "Untauglich" kommt zu doppelter Anwendung.

Platz 1, Sebastian Vettel: Wer sonst könnte nach dem Wochenende im Fürstentum auf Rang eins stehen? Wahrscheinlich niemand. Vettel brannte in zweiten und dritten freien Training einen neuen Rekord auf die Strecke und war auch im Qualifying auf Pole-Kurs. Dass es doch nicht genug war, lag an einem kleinen Fehler des Deutschen, der so hauchzarte 42 Tausendstel hinter seinem Teamkollegen startete. Im Rennen machte Vettel dann das, was er konnte und zog durch einige richtig schnelle Runden sowie der besseren Strategie an Räikkönen vorbei. So holte er den ersten Ferrari-Sieg im Fürstentum seit Michael Schumacher 2001.

Platz 2, Carlos Sainz Jr.: Der Spanier benötigte die Donnerstag-Sessions, um sich am Teamkollegen vorbei zu arbeiten, war ab dem Samstag aber in jedem Training schneller als Kvyat. Stellte den Toro Rosso auf Startplatz sechs, sein bestes Ergebnis in dieser Saison, und hatte keine zwei Zehntel Rückstand auf die "großen" Red Bulls. Im Rennen dann mit einem ordentlichen Job, ließ sich in der Schlussphase auch von Hamilton nicht in einen Fehler treiben. Ein "perfektes Wochenende", wie er es selbst ausdrückte.

Platz 3, Romain Grosjean: Hut ab vor der Leistung des Haas-Piloten. Schien in den freien Trainings ein Einzug in Q3 beinahe unmöglich, gelang dem Franzosen dies im entscheidenden Moment ohne Probleme. Leistete sich im Rennen keinen Fehler und verteidigte seinen achten Platz für vier ganz wichtige Punkte.

Platz 4, Kimi Räikkönen: War bis zum Qualifying immer ein gutes Stück langsamer als Vettel, wusste dann aber seine Chance zu nutzen. Beende die 128 Rennen dauernde Durststrecke und holte seine erste Pole seit Frankreich 2008. Der Iceman kontrollierte das Rennen und schien bis zu den Stopps nicht in Gefahr, den Sieg zu verlieren. Da Ferrari mit dem Finnen einen Undercut von Bottas und Verstappen covern wollte, wurde er schlussendlich auf die falsche Strategie gesetzt. An seiner fahrerischen Leistung ändert das allerdings nichts.

Platz 5, Max Verstappen: Der Niederländer stellte seinen Red Bull in jeder Trainingseinheit vor seinen Teamkollegen und nahm Ricciardo in Q3 eine halbe Sekunde (!) ab. Im Rennen war dann kein Vorbeikommen an Bottas und auch der versuchte Undercut war nicht von Erfolg geprägt. Hatte letztlich Pech, dass er bis auf Rang fünf zurückfiel.

Platz 6, Daniel Ricciardo: Trotz Podestplatz muss sich der Australier im Ranking hinten anstellen. Zu bedeutend sind die Unterschiede zu Verstappen im Training. Allerdings zeigte Ricciardo im Rennen was geht, wenn er freie Fahrt hat. Trieb Vettel quasi zu Spitzenzeiten und schob sich durch seinen kurzen Zwischensprint gleich an Bottas und Teamkollegen Verstappen vorbei. Machte nach der Safety-Car-Phase noch einmal Druck auf Räikkönen, an ein Überholmanöver war aber nicht zu denken.

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Platz 7, Valtteri Bottas: Der Mercedes ist 2017 wahrlich nicht für einen Stadtkurs wie Monaco gebaut. Das längste Auto im Feld durch die Häuserschluchten des Fürstentums zu manövrieren, ist eine richtige Herausforderung. Nach anfänglichen Problemen am Donnerstag war der Finne ab Samstag in allen Sessions der schnellere Silberpfeil und verpasste die erste Startreihe nur um 2 Tausendstel. Im Rennen konnte er wie alle anderen Piloten auf der Strecke nichts ausrichten.

Platz 8, Felipe Massa: Hatte Stroll fast schon gewohntermaßen im Griff und nahm seinem jungen Teamkollegen in Q1 über eine Sekunde ab. Setze im zweiten Quali-Segment alles auf eine Karte und wurde durch Vandoornes Crash verhindert. Im Rennen nutzte der Brasilianer die Ausfälle vor sich und schob sich noch in die Punkteränge. Umso höher ist die Leistung anzurechnen, da Massa laut eigener Aussage "von der ersten Runde an" die Reifen schonen musste.

Platz 9, Daniil Kvyat: War zwar in den entscheidenden Momenten langsamer als Teamkollege Sainz, hatte aber nur einen geringen Rückstand auf den Spanier. Wäre der Russe in Q2 nur 50 Tausendstel schneller gewesen, hätte er den Sprung ins Schlusssegment geschafft. Im Rennen dann ohne Fehl und Tadel. Zwei weitere WM-Punkte konnten bis kurz vor Schluss eigentlich eingeplant werden, doch dann machte "Rambo" Perez diesem Plan einen Strich durch die Rechnung und beendete Kvyats Rennen.

Platz 10, Lewis Hamilton: Setzte am Donnerstag die erste Bestzeit, war dann aber ab vom Schuss. Sinnbildlich für die Trainingsleistungen steht das Aus in Q2, auch wenn Hamilton dabei durch den Crash von Vandoorne klar der Chance auf eine gute Zeit beraubt wurde. Dennoch hätte er eine entsprechende Zeit bereits vorher abliefern müssen. War beim Start dann einer der wenigen Fahrer, der beim Start eine Position gut machen konnte und holte schließlich mit einem extremen Overcut immerhin noch Platz sieben.

Härtefall, McLaren: Am Samstag war noch Friede, Freude, Eierkuchen bei der englisch-japanischen Mannschaft: Beide Autos in Q3, trotz der Strafen waren dank des zwölften Startplatz von Vandoorne die ersten Punkte der Saison in Reichweite. Button im Rennen auf eine Alternative Strategie zu setzen, war verständlich, auch wenn der Plan nicht im Ansatz aufging. Dass der Comebacker dann Wehrlein mit dem Kopf voran in die Streckenbegrenzung schickte, unterstrich seinen gebrauchten Sonntag. Schlimmer noch machte es kurz darauf Vandoorne, der nach einem guten Manöver von Perez geradeaus in Sainte Devote fuhr und die möglichen ersten Punkte wegschmiss. Es war bereits das zweite Mal, dass er seinen McLaren in Monaco zerstörte.

Untauglich I, Marcus Ericsson: Konnte zwar im ersten freien Training nur drei Runden fahren, eine Ausrede für die Nicht-Leistung am Sonntag kann das aber nicht sein. Wer beim Zurück-runden in der Safety-Car-Phase sein Auto bei niedrigen Geschwindigkeiten und ohne Bedrängnis in die Mauer fährt, hat in der Formel 1 eigentlich nichts zu suchen. Kalte Pirellis sind da auch keine Ausrede.

Untauglich II, Renault: Drei Runden konnte Hülkenberg im ersten Training nur absolvieren, deren acht Palmer in der Nachmittags-Session. Die Technik der Franzosen war in Monaco von Beginn an ein Desaster. Hätte Hülk seinen Boliden nicht durch die McLaren-Strafen begünstigt auf Rang zehn im Grid gestellt, wäre an Punkte nicht einmal zu denken gewesen. Dass mögliche WM-Zähler durch einen Getriebeschaden beim Deutschen, dessen Gefahr im Vorfeld bekannt war, verloren ging, sagt alles. Da hätte das Aggregat auch gut und gerne getauscht werden können.