Frühstart - doch Platz 1 ist trotzdem verdient

Dominik Geißler
10. Juli 201717:58
Valtteri Bottas gewann in Österreich sein zweites Formel-1-Rennengetty
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Nach jedem Grand Prix der Formel 1 bewertet SPOX die Leistungen der Fahrer am vergangenen Wochenende. Teil 9 der Saison 2017: der Große Preis von Österreich in Spielberg. Valtteri Bottas legt zwar einen Frühstart hin, ist aber trotzdem der beste Pilot auf dem Red-Bull-Ring. Dahinter überrascht Romain Grosjean, Sebastian Vettel und Lewis Hamilton verpassen das Podium.

Platz 1, Valtteri Bottas:

Der Polesitter legte einen Super-Super-Start hin, um es mit den Worten von Pep Guardiola zu sagen. In der Zeitlupe sah man zwar, dass er losrollte, bevor die Ampellichter ausgingen. Doch laut FIA befand sich der Finne im Toleranzbereich des Messsystems und startete damit legal.

Dass das Regelwerk hier auf seine Grenzen stößt, ist natürlich suboptimal. Einen Vorwurf kann man Bottas aber nicht machen, er nutzte die Grauzone perfekt aus. Hoch gepokert, hoch gewonnen also.

Nach dem Start lieferte der Mercedes-Pilot ein fehlerloses Rennen ab. Vor allem im ersten Stint lieferte er eine überragende Pace ab und hielt seine Ultrasofts lange am Leben. Am Rennende ließ er sich von Sebastian Vettels Druck nicht beeindrucken und fuhr das Ding trotz Blasenbildung am linken Hinterreifen cool nach Hause.

Mit seinem zweiten Saisonsieg hat Bottas den Abstand auf Hamilton und Vettel erneut verkürzt (nur noch 15 Punkte fehlen ihm auf den Teamkollegen). Bahnt sich also ein Dreikampf in der WM an?

Platz 2, Romain Grosjean:

Ob am Freitag, Samstag oder Sonntag - das Haas-Team präsentierte sich das ganze Wochenende in überraschend guter Verfassung. Und Wundertüte Grosjean nutzte das perfekt.

Im Qualifying setzte er seinen US-Boliden noch vor die beiden Force Indias auf den siebten bzw. durch Lewis Hamiltons Strafe sogar auf den sechsten Platz. Von dort aus ging's dann in der Startphase gleich mal auf Platz vier.

Dass sich Grosjean so weit vorne nicht halten konnte, war abzusehen. Gegen Hamilton und Kimi Räikkönen war er machtlos. Als Sechster scheinbar mühelos über die Ziellinie zu fahren, verlangt aber dennoch großen Respekt. Im Vergleich zur Konkurenz hinter ihm schaffte es der Franzose übrigens gerade noch, nicht überrundet zu werden.

Platz 3, Daniel Ricciardo:

Am Ende fehlten nur sechs Sekunden auf den Sieger, Valtteri Bottas. Eine tüchtige Leistung in einem Red Bull, der zwar langsam im Kommen ist, aber im Vergleich zu Ferrari und Mercedes noch immer Defizite hat.

Wie er sich gegen Räikkönen in Kurve 2 vorbeidrückte, war stark. Wie er sich gegen Hamilton in der vorletzten Runde verteidigte, war noch stärker.

Beim Heimspiel seines Teams schlug Daniel "Shoey" Ricciardo darüber hinaus erneut seinen Stallgefährten Max Verstappen im Quali und fuhr zum fünften Mal in Folge aufs Podium. All das zeigt: Der Australier ist momentan in Topform.

Platz 4, Sebastian Vettel:

In der Qualifikation schrammte der Baku-Rambo mit 0,042 Sekunden Rückstand denkbar knapp an der Pole vorbei. Am Rennende war die Differenz zu Bottas mit 0,6 Sekunden nur minimal größer - und damit umso ärgerlicher für Vettel.

Dass es nicht zum Sieg reichte, lag in erster Linie am ersten Stint. Hier konnte der Heppenheimer die Pace seines Ferraris nicht abrufen, weil die Balance nicht stimmte. Erst als die österreichische Sonne hinter den Wolken verschwand, war er mit seinem SFH70 zufrieden und ging auf Bottas-Jagd. Für eine Attacke reichte es dann aber nicht mehr.

Platz 5, Lewis Hamilton:

Weil beim dreimaligen Weltmeister am Freitag das Getriebe getauscht werden musste, war ein Spielberg-Sieg eigentlich schon zu diesem Zeitpunkt außer Reichweite. Nachdem das Qualifying dann ebenfalls nicht nach Plan lief - ein Fehler im letzten Versuch sowie eine Gelbe Flagge verhinderten einen guten Schlussrun -, ging es von Position acht ins Rennen.

Das Motto hier: Schadensbegrenzung. Auf Supersofts gestartet konnte Hamilton das Tempo der Jungs auf den Ultras mitgehen, war teilweise sogar schneller. Dank besserer Taktik gewann er anschließend die Position von Räikkönen, scheiterte aber kurz vor Schluss mit seinem Überholversuch gegen Ricciardo.

Laut eigener Aussage sei er "ein bisschen zu nett" gewesen und habe "ihm zu viel Platz gelassen". Mit etwas mehr Durchsetzungskraft wäre also sogar das Podium drin gewesen.

Platz 6, Sergio Perez:

Der Mexikaner verlor direkt nach dem Start zwei Plätze an Hamilton und Ocon, erkämpfte sich die Positionen aber umgehend wieder zurück. Anschließend fuhr er in einem ruhigen Rennen den siebten Platz nach Hause. Grosjean war außer Reichweite und Ocon machte Perez im Gegensatz zum Kanada- und Aserbaidschan-GP diesmal keinen Stress.

Platz 7, Esteban Ocon:

Wie so oft in dieser Saison hatte er gegen Perez sowohl in der Quali als auch im Rennen das Nachsehen. Trotzdem war es ein solider Auftritt des Mercedes-Juniors, dem kein gröberer Fehler unterlief.

Ärgerlich für ihn, dass er nach seinem Boxenstopp hinter Felipe Massa Zeit verlor. Für Force India gab's dennoch wieder doppelt Zähler. Damit ist das ehemalige Team von Nico Hülkenberg endgültig zur vierten Kraft der Formel 1 gereift.

Platz 8, Felipe Massa:

Zum ersten Mal in dieser Saison scheiterte der Brasilianer in Q1. Der Grund: Williams bekam die Reifen am Samstagnachmittag nicht zum Arbeiten. Zudem kämpfte Massa in seiner schnellen Runde mit mächtigem Übersteuern. Platz 17 hieß es am Ende.

Doch der Oldie pfiff auf seine schlechte Startposition und gewann schon in der ersten Runde mehrere Positionen, bis er schließlich den Weg in die Top 10 fand. Gegen Rennende schielte Massa sogar auf Platz acht, doch gegen den schnellen Force India von Ocon war er chancenlos.

Platz 9, Lance Stroll:

Der Jungspund aus Montreal hat einen Lauf. Zum dritten Mal in Folge fuhr er in die Punkteränge, auch wenn diesmal "nur" der zehnte Platz und kein Sensationspodium wie in Baku heraussprang.

Wie Massa litt Stroll in der Quali unter den Pirelli-Pneus und kam so nie auf einen grünen Zweig. Im Rennen profitierte er dann ebenfalls vom Crash zwischen Torpedo Daniil Kvyat, Fernando Alonso und Max Verstappen und zog Richtung Punkteränge. Hier blieb er konzentriert bis zur schwarz-weiß-karierten Flagge.

Platz 10, Jolyon Palmer:

Am Samstag sah eigentlich alles wie immer aus: Hülkenberg fuhr ein gutes Qualifying, Renault-Teamkollege Palmer scheiterte im ersten Segment. Platz 16. Frust. Enttäuschung.

Nach Rennende war der Engländer immer noch frustriert, schließlich verpasste er zum neunten Mal im neunten Rennen in dieser Saison die Punkte. Drei Mal in Folge kam er dabei auf dem undankbaren elften Platz ins Ziel (wenn er denn nicht wie in Aserbaidschan vorher ausfiel).

Doch an sich war Palmers Auftritt an diesem Sonntag gar nicht schlecht. Im Vergleich zu Hülkenberg, der mit dem Franzosen-Flitzer deutlich mehr zu kämpfen hatte und nur 13. wurde, fuhr er ein solides Rennen und arbeitete sich gut nach vorne. Endstation war dann Stroll, den Palmer über 40 Runden lang jagte - ohne Erfolg.