Vettel führte das Rennen souverän an, bis sein Lenkrad plötzlich schief hing. Dadurch konnte der Heppenheimer seine Pace nicht mehr gehen, sodass sein zuvor sicher geglaubter Sieg in Gefahr geriet.
Räikkönen war durch die besagten Probleme deutlich schneller als Vettel, fand aber keinen Weg vorbei. Ferrari verweigerte darüber hinaus eine Teamorder und ließ Vettel so auf der Spitzenposition. Die beiden Mercedes von Hamilton und Bottas schlossen zu den Ferraris auf, doch ein Überholversuch blieb aus. Hamilton ließ Bottas vor der Ziellinie vorbei, nachdem der Finne zuvor Hamilton im Rennen dank einer Teamorder überholt hatte.
Max Verstappen wurde im Red Bull Fünfter, nachdem er seinen Teamkollegen Daniel Ricciardo in der Startphase aus dem Rennen kickte. Fernando Alonso beendete das Rennen im McLaren-Honda auf Platz sechs.
Die Top 10 komplettierten Carlos Sainz Jr. (7./Toro Rosso), die beiden Force-India-Piloten Sergio Perez (8.) und Esteban Ocon (9.) sowie Stoffel Vandoorne (10./McLaren-Honda). Nico Hülkenberg (Renault) musste sein Rennen zwei Runden vor Schluss beenden, Pascal Wehrlein wurde im Sauber 16.. Felipe-Massa-Ersatzmann Paul Di Resta gab wegen eines technischen Defekts seines Williams vorzeitig auf.
In der WM-Wertung baute Vettel (202) seinen Vorsprung auf Hamilton (188) auf 14 Punkte aus. Bottas ist mit 169 Zählern Dritter, dahinter folgen Ricciardo (117) und Räikkönen (116).
Die Reaktionen:
Sebastian Vettel (Ferrari): "Es war ein sehr schwieriges Rennen. Nach dem Safety Car zog mein Auto auf einmal immer wieder nach links. Ich schulde Kimi einen großen Gefallen, er hätte sicher schneller fahren können."
Kimi Räikkönen (Ferrari): "Ich hatte heute ein tolles Auto, musste aber 70 Runden hinterherfahren. Das war nicht optimal, aber immerhin haben wir einen Doppelsieg geholt."
Valtteri Bottas (Mercedes): "Ich muss mich bei Lewis und dem Team bedanken, dass er sein Versprechen gehalten hat und mich wieder vorbeigelassen hat. Schade, dass wir kein besseres Ergebnis erzielen konnten."
Der Spielfilm:
Vor dem Start: Hülkenberg startet von Rang 12, nachdem sein Getriebe am Wochenende ausgetauscht werden musste. Kvyat bekommt wegen Blockierens im Qualifying drei Strafplätze aufgebrummt.
An Vettels Auto wurde wenige Stunden vor dem Start noch ordentlich geschraubt und ein hydraulisches Steuerelement ausgetauscht. Damit sollte der SF70H nun einwandfrei laufen.
Start: Vettel gewinnt den Start problemlos vor Räikkönen und Bottas. Im Hintergrund gehen die beiden Red Bulls an Hamilton vorbei, doch dann verbremst sich Verstappen und fährt seinem Teamkollegen ins Auto. Im hinteren Feld berühren sich Hülkenberg und Grosjean, doch beide Piloten können weiterfahren.
Runde 1: Ricciardos Seitenkasten ist kaputt. Er verliert Wasser, dreht sich und muss sein Rennen aufgeben. Safety Car!
Runde 6: Das Rennen ist wieder freigegeben. An der Spitze behauptet Vettel die Führung vor Räikkönen und Bottas. Dahinter attackiert Hamilton sofort Verstappen, doch der Niederländer kann sich auf Platz 4 verteidigen.
Runde 7: Die Rennstewards bestrafen Verstappen für seine Aktion gegen Ricciardo mit einer Zehn-Sekunden-Zeitstrafe. Das dürfte das Rennen des Youngsters ruinieren.
Runde 12: Ferrari gibt hier klar den Ton an, weder Mercedes noch der verbliebene Red Bull können die Zeiten der Roten mitgehen. Hinter dem Führungsquintett hat sich Sainz auf Rang 6 geschoben. Hinter ihm folgen Landsmann Alonso, Perez und Vandoorne.
Runde 19: Überholmanöver sind hier Mangelware. Nun geht aber Hülkenberg an Palmer vorbei - allerdings nur dank einer Teamorder. Die Lücke zu Force India wurde in den letzten Runden zu groß, sodass sich der Emmericher nun als Jäger profilieren darf.
Runde 25: Vettel meldet Probleme mit der Lenkung. Und in der Tat: Das Lenkrad hängt nach links. Natürlich alles andere als optimal für den Heppenheimer, der jetzt auch langsamer als Räikkönen fährt.
Runde 32: Hamilton ist eine Runde nach seinem Teamkollegen Bottas an der Box. Für beide Mercedes-Piloten gibt es Softreifen. Damit können sie ohne Probleme bis zum Ende fahren.
Runde 33: Ferrari reagiert auf die Stopps der Silberpfeile und holt Vettel zum Reifenwechsel rein. Gelbe Reifen für den viermaligen Weltmeister.
Runde 34: Räikkönen ist nun bei seinen Mechanikern. Nach einer starken Inlap kommt der Iceman nur knapp hinter Vettel zurück auf die Strecke. Das letzte Wort um den Sieg ist hier noch nicht gesprochen.
Runde 38: Alonso attackierte Sainz eine Runde lang, dann geht er außen in Kurve zwei vorbei. Starkes Manöver. Währenddessen ist Hamilton mittlerweile an Bottas dran, gibt es hier bald eine Teamorder?
Runde 41: Vettel fährt weiterhin langsame Rundenzeiten. Mittlerweile wird er aufgrund der Probleme sogar angehalten, die Randsteine zu meiden. Räikkönen dahinter will vorbei, doch Ferrari lässt ihn nicht. Die Silberpfeile freut's, sie kommen immer näher und näher.
Runde 43: Verstappen kommt erst jetzt zu seinem Pflichtstopp. Nachdem er zuvor das Rennen anführte, ist er nach dem Reifenwechsel Fünfter.
Runde 47: Bottas macht in der ersten Kurve langsam und lässt Hamilton vorbei. Offensichtlicher konnte man die Teamorder nicht vollziehen.
Runde 55: Räikkönen ist im DRS-Fenster von Vettel. So kann er sich zwar theoretisch besser gegen Hamilton verteidigen, macht sich aber gleichzeitig die Reifen kaputt.
Runde 60: Hamilton steckt jetzt voll im Heck von Räikkönen. Eine Attacke kann der Engländer aber nicht setzen. Stattdessen rutscht er von der Ideallinie und verliert deutlich Zeit.
Runde 62: Hülkenberg versucht es in Kurve zwei außen bei Magnussen, doch der Däne wehrt sich mit harten Bandagen und drückt den Renault-Piloten ins Gras.
Ziel: An der Spitze blieben mögliche Überholmanöver aus, sodass Vettel das Rennen nach 70 Runden vor Räikkönen und Bottas als Sieger beendete. Hamilton ließ Bottas vor der Ziellinie vorbei.
Mann des Rennens: Fernando Alonso. Die winklige Strecke kam dem McLaren entgegen, Alonso nutzte das perfekt. Er fuhr ein fehlerfreies Rennen und war im Kampf gegen Sainz zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle. Die WM-Punkte werden dem Asturier, der die schnellste Rennrunde fuhr, gut tun.
Flop des Rennens: Verstappens Startmanöver. Der Niederländer riskierte in der Startphase mal wieder zu viel und fuhr seinem Teamkollegen ins Auto. Damit zerstörte Verstappen nicht nur Ricciardos Rennen, sondern wegen einer Zeitstrafe auch sein eigenes.
Das fiel auf:
- Der Hungaroring outete sich mit seinen vielen Kurven und wenigen Geraden als Überholfeind. Weil zusätzlich die Strecken- und Lufttemperaturen sehr hoch waren, drohten Reifen und Motoren zu überhitzen. Ergebnis: Die Fahrer ließen meist eine deutliche Lücke zu ihrem jeweiligen Vordermann.
- Während Mercedes in Silverstone nach Belieben dominierte, war der "Mickey-Mouse-Kurs" in Ungarn Ferrari-Land. An das Tempo der Scuderia, die sich mal wieder als Reifenflüsterer präsentierte, kam kein anderes Team heran. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, als Vettels Lenkung Probleme machte.
- Das Lenkrad an Vettels Renner hing nämlich nach einigen Runden schief. Das kostete den 30-Jährigen mehrere Zehntel pro Runde. Er hielt Räikkönen dadurch massiv auf, doch vorbeilassen wollte die Scuderia den Finnen nicht. Ferrari verzichtete damit im Gegensatz Mercedes auf eine (zwischenzeitliche) Teamorder.