Platz 1, Sebastian Vettel:
Dass der Heppenheimer in Ungarn seinen vierten Saisonsieg einfahren würde, kam aufgrund der Charakteristik seines Ferraris und des Streckenlayouts nicht wirklich überraschend. Erst recht nicht, nachdem er sich am Samstag die Pole Position sicherte und zu Beginn des Rennens vorneweg fuhr. Doch der Renngott wollte einem zunächst trägen Grand Prix offenbar ein bisschen Würze verleihen und legte Vettel eine dicke Hürde in den Weg: Lenkprobleme.
Nach 25 Runden etwa fing das Lenkrad des Wahl-Schweizers nämlich an, nach links zu hängen - wenn das Auto eigentlich geradeaus fuhr. Dadurch musste Vettel sein Ruder in den Kurven anders als gewohnt einschlagen und sich im weiteren Rennverlauf immer wieder neu anpassen. Zusätzlich wurde er von seinem Renningenieur angehalten, die Kerbs zu meiden, um das Auto vor starken Schlägen zu schützen. Eine konsequente Fahrt auf der Ideallinie? Unmöglich.
Doch Vettel meisterte die Schwierigkeiten mit Bravour und manövrierte seinen SF70H fehlerlos ins Ziel. Mit dem Wissen, dass Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton und Valtteri Bottas nur wenige Meter dahinter lauerten. Natürlich konnte der viermalige Weltmeister froh sein, dass Ferrari Teamkollege Räikkönen nicht vorbeilotste, seine Leistung schmälert das nicht.
Platz 2, Fernando Alonso:
Es war das Bild des Wochenendes: Während sich Vettel, Räikkönen und Bottas auf dem Podest mit Champagner begossen, relaxte Alonso vor einem riesigen Bildnis seiner Selbst gemütlich in einem Liegestuhl und wünschte den Formel-1-Fans schöne Sommerferien.
Dass der Asturier den Spaß gut gelaunt mitmachte, dürfte dabei nicht zuletzt am guten Ergebnis liegen, dass er am Ort seines ersten Siegs in der Königsklasse einfuhr. Mit den acht WM-Punkten, die er vor den Toren Budapests einsammelte, holte er nämlich das Vierfache seiner bisherigen Saisonausbeute und sicherte sich ganz nebenbei noch die schnellste Rennrunde.
Darüber hinaus gelang ihm nach rundenlanger Jagd auf Carlos Sainz Jr. das beste Überholmanöver des Rennens. Den Urlaub hat sich Alonso also definitiv verdient.
Platz 3, Kimi Räikkönen:
Der Iceman hatte die Chance auf seinen ersten Sieg seit dem Australien-GP 2013. Was dazu nötig gewesen wäre: Ein Team im Rücken, das ihn sein Tempo frei ausfahren lässt.
Doch Ferrari setzte auf die Karte Vettel und ließ den WM-Spitzenreiter in Front. Warum? Entweder, weil man den Vierfach-Champ als Nummer-1-Fahrer festgelegt hat. Oder, weil man den relativ wehrlosen Vettel nicht den beiden Mercedes ausliefern wollte. Die dritte und wahrscheinlichste Möglichkeit: eine Mischung aus beidem.
So oder so zeigte Räikkönen in seiner Inlap, dass ihm der Hungaroring liegt. Mit Sektorbestzeiten visierte er die Führung an. Und hätte Ferrari ihn nur eine Runde länger fahren lassen, wäre mit einem Overcut wohl an Vettel vorbeigekommen. So musste sich der Finne mit Rang zwei begnügen - immerhin seine achte Podiumsplatzierung in Ungarn.
An die eigene Nase packen muss sich der Schweiger aus Espoo für das Verpassen der Pole Position. Diese wäre für ihn definitiv drin gewesen, hätte er sich im entscheidenden Moment keinen Fehler geleistet.
Platz 4, Carlos Sainz Junior:
Mit dem Einzug ins Q3 hat der Toro-Rosso-Pilot das Bestmögliche herausgeholt. Im Rennen setzte er sich dann dank eines Top-Starts vor die beiden McLaren von Alonso und Stoffel Vandoorne. Seinen spanischen Landsmann hielt er dann fast 40 Runden hinter sich, bis dieser seine ganze Klasse auspackte und ihn außen in Kurve zwei (mit dem schnelleren McLaren) überholte. Somit kam Sainz als Siebter ins Ziel. Ein Ergebnis, das nach eigener Aussage wie "Gold in diesem Moment" war.
Platz 5, Lewis Hamilton:
Was vom Auftritt des Briten hängen bleiben wird? Seine Fairplay-Aktion gegenüber Teamkollege Bottas, den er in der letzten Kurve vorbei ließ. Mercedes forderte den Platztausch, insofern hat Hamilton vielleicht keinen ganzen Orden verdient, für eine Anstecknadel dürfte es aber reichen. Immerhin hat er auf ein Podium und drei wichtige WM-Punkte verzichtet.
Fahrerisch fiel Hamilton hingegen weniger glorreich auf. In seinem ersten Q3-Versuch patzte er, im zweiten reichte es lediglich für Platz vier. Beim Rennstart verlor er dann gleich zwei Positionen an die beiden Red Bulls, ehe er hinter Verstappen fest hing.
Nachdem der Niederländer über die Strategie überholt wurde und Bottas auf Anweisung Platz machte, jagte Hamilton die beiden Ferraris. Dass es nicht zu einem Angriff reichte, kann man dem Mercedes-Piloten auf dem überholfeindlichen Kurs aber nicht vorwerfen. Außerdem bleibt seine Pace im Vergleich zu Bottas lobend zu erwähnen.